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16.03.2022 | (rsn) – Als Zweiter von Nokere Koerse (1.Pro) hat Max Walscheid (Cofidis) nicht nur die erste Podiumsplatzierung für seinen neuen Arbeitgeber eingefahren. Der Heidelberger unterstrich außerdem, dass er nicht nur sprinten und Zeitfahren kann, sondern auch auf gutem Weg zu einem echten Klassikerspezialisten ist.
“Nokere Koerse war definitiv ein wichtiges Rennen für mich. Ich bin auch stolz, bei dieser Art von Rennen auf dem Podium gelandet zu sein. Ich will über die gesamte Klassikersaison in Belgien gut fahren, das heute war der Auftakt“, erklärte Walscheid im Gespräch mit radsport-news.com.
Allein dem Antritt von Tim Merlier (Alpecin – Fenix), der schon anfangs der 350 Meter langen und im Schnitt 5,7 Prozent steilen Schlusssteigung losgegezogen war, hatte Walscheid nichts entgegenzusetzen.
___STEADY_PAYWALL___ “Merlier hat mich mit einem ziemlichen Momentum überholt. Ich konnte die Lücke zwar noch schließen, aber man muss ganz klar sagen, dass Tim einen enormen Sprint gefahren ist. Ich war super zufrieden mit meinen Beinen und damit, wie ich den Hügel hochgefahren bin. Ich weiß nicht, ob ich es hätte besser lösen können“, sagte der Cofidis-Neuzugang.
Ein zweiter Platz gegen starke Konkurrenz
Angesichts der starken Sprintkonkurrenz ist der zweite Platz ein sehr beachtliches Resultat, ließ Walscheid unter anderem den aufstrebenden Arnaud De Lie (Lotto Soudal) oder auch Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) hinter sich. Ausschlaggebend dafür war ein clever gefahrenes Finale.
In der Vergangenheit ließ sich Walscheid im entscheidenden Moment immer mal wieder aus dem Konzept bringen und musste seinen Sprint in ungünstiger Position beginnen. Diesmal zeigte sich der 28-Jährige im Finale extrem zielstrebig, entschied die Positionskämpfe für sich und nahm so den finalen Nokereberg in vorderster Reihe in Angriff.
Nach einem bärenstarken Finale musste sich Walscheid am Nokereberg nur dem Belgier Merlier bei dessen Heimspiel geschlagen geben. | Foto: Cor Vos
“Die Positionierung im Finale war deshalb gut, weil ich gute Beine hatte. Ich hatte den Eindruck, dass viele der Konkurrenten angeschlagen waren“, erklärte Walscheid, der sich sogar einen noch härteren Rennverlauf gewünscht, zumal er das Rennen auch immer wieder animiert hatte. “Ich habe nicht alle Karten auf den Tisch gelegt und allout attackiert. Aber ich habe schon versucht, das Tempo zu verschärfen, so dass wir mit weniger Leuten ankommen“, erläuterte er seine Taktik. Im Endeffekt war für ihn der Sprint des Feldes aber die beste Option. “Im Finale musste ich gar nicht so hart kämpfen, weil viele schon müde waren. Das kam mir entgegen und die Positionierung hat dann sehr gut geklappt“, sagte Walscheid zufrieden.
Ein sehr guter Sprint bergauf über Kopfsteinpflaster
Und auch sein Sprint konnte sich sehen lassen. Im Sitzen wuchtete der Zwei-Meter-Mann seine knapp 90 Kilogramm bergauf über das Kopfsteinpflaster, nahm so den Konkurrenten Meter um Meter ab und war hinter Merlier mit deutlichem Abstand best of the rest. “Ich bin auch froh, heute einen sehr guten Massensprint gefahren zu sein, bei dem im Prinzip auch alle Favoriten dabei waren. Das gibt Selbstvertrauen für alle weiteren Sprints“, meinte Walscheid.
Die nächsten Chancen bieten sich am Donnerstag beim GP Denain und am Freitag bei der Bredene Koksijde Classic. Bei beiden Rennen wird Walscheid wieder freie Fahrt bekommen, nachdem er zuvor Paris-Nizza in einer ausschließlichen Helferrolle bestritten hatte. "Bei Paris-Nizza habe ich sehr gute Arbeit verrichtet. Das hat mir moralisch viel gegeben und ich bin so in einem guten Mindset in die neue Rennwoche gehen.“
Bei Paris-Nizza stellte Walscheid sich ganz in den Dienst seiner Mannschaft. | Foto: Cor Vos
Zumal er Paris-Nizza zwar vorzeitig verlassen hatte, aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nicht wegen einer Erkrankung, sondern mit einem konkreten Plan im Kopf. “Ich habe Paris-Nizza vorzeitig verlasen, um hier bei den Rennen gut erholt am Start zu stehen. Ich bin froh, dass dieser Plan sich schon beim ersten der drei Rennen ausgezahlt hat“, freute er sich.
Der Formpeak ist erst für Paris-Roubaix geplant
Seine Bestform möchte Walscheid aber erst Mitte April bei Paris-Roubaix erreichen, bis dahin wird er fast die gesamte belgische Klassikerkampagne bestreiten. “Den Formpeak für Roubaix müssen wir sehr gut steuern, weil es noch weit bis dahin ist. Ich hatte heute schon super Beine. Ich hoffe, dass ich das konservieren oder gar noch über die nächsten Rennen ausbauen kann“, lautete sein Wunsch.
Für Walscheid war das Ergebnis bei Nokere Koerse auch deshalb so wichtig, weil es sein erstes Spitzenergebnis im Cofidis-Trikot war. “Bis Paris-Nizza waren die eigenen Ergebnisse nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Bei der Mallorca Challenge und der Tour of Oman bin ich in die Top Ten gefahren, aber das war nicht überragend. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne hatte ich Defekt und bei Le Samyn lief es auch nicht so ganz glücklich“, listete Walscheid auf, betonte aber, auch schon da mit seiner Form zufrieden gewesen zu sein.
Unauffällig waren auch Walscheids Resultate bei Paris-Nizza nicht nur wegen seiner Helferrolle, sondern auch, weil die Strecke des Einzelzeitfahrens für ihn topographisch etwas zu schwer gewesen war. Aber selbst auf flachem Kurs wäre möglicherweise nicht viel mehr herausgesprungen als Rang 63. “In diesem Jahr lief alles etwas zeitverzögert. Wir mussten erst noch das Material abstimmen“, erklärte Walscheid, der erst spät seinen Zeitfahrramen von Sponsor De Rosa bekommen hatte.
Das Zeitfahrrad wurde erst zu Paris-Nizza geliefert
Der Grund dafür war ein ganz banaler: “De Rose hatte in meiner Größe erst keinen Rahmen verfügbar“, so der genau 1,99 Meter große Walscheid. “De Rosa hat aber einen extremen Aufwand betrieben, um mir ein eigenes Rad zu bauen. Das kam jedoch erst zu Paris-Nizza an und die Vorbereitung war aus Materialsicht entsprechend nicht wirklich optimal“, meinte Walscheid, der sich nun während der Klassikersaison noch an sein neues Zeitfahrrad gewöhnen möchte.
Seine erste Rundfahrt für sein neues Team Cofidis bestritt Walscheid im Oman, wo ihm zum Auftakt ein ordentlicher siebter Platz gelang. | Foto: Cor Vos
“Zeitfahren hat definitiv einen hohen Stellenwert. Ich hatte da im letzten Jahr sehr viel Spaß und konnte gute Ergebnisse erzielen. Jetzt habe ich das Rad, kann anfangen, damit zu arbeiten. Ich hätte den Prozess gerne im Winter absolviert, weil man da mehr Zeit hat. Ich bin aber auch optimistisch, bis zu meinem nächsten Zeitfahren das Setup gefunden zu haben", fügte Walscheid an.
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