Heidemanns Neo-Profi-Blog

In Ruanda im Quarantänehotel statt im Rennen

Von Miguel Heidemann

Foto zu dem Text "In Ruanda im Quarantänehotel statt im Rennen"
Miguel Heidemann (B&B Hotels p/b KTM) | Foto: Team B&B Hotels p/b KTM / Franz-Renan Joly

09.03.2022  |  (rsn) - Seit meinem letzten Blog-Eintrag sind etwas mehr als zwei Monate vergangen. In der Zwischenzeit ist viel passiert und ich werde für euch wieder ein paar Fragen beantworten.

Wie verlief der Saisonstart?
Mein Saisonstart kam etwas überraschend schon bei der Rundfahrt Etoile de Bessèges, wo ich für einen Teamkollegen eingesprungen bin. Dort konnte ich Anfang Februar die Luft des Profipelotons schnuppern. Für mich persönlich war es anstrengend, aber extrem spannend und lehrreich. Nur drei Tage später stand die nächste Rundfahrt auf meinem Rennprogramm, die Tour de Provence mit einem Auftaktprolog. Ein solch kurzes Zeitfahren liegt mir aufgrund meines physischen Profils eigentlich nicht wirklich. Trotzdem habe ich mich hochmotiviert vorbereitet und war mit meinem elften Platz sehr zufrieden.

Abschließend kann ich sagen, dass diese ersten zwei Rennwochen mir sehr geholfen haben, mich in höherklassigen Rennen zurechtzufinden. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich noch eine Lernphase durchlaufen muss. Mir persönlich ist vor allem eine bessere Positionierung im Feld wichtig und eine bessere Fähigkeit, das Renngeschehen im Wettkampf selber zu lesen.

Warum kam es nicht zum Start bei der Tour du Rwanda?
Um nach Ruanda einzureisen, benötigt man einen Nachweis über einen negativen PCR Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Das bedeutete für mich, dass ich vor der letzten Etappe der Tour de Provence meinen Test durchführen ließ – Ergebnis negativ. Meiner Einreise sollte also nichts mehr im Wege stehen.

Bei unserer Ankunft am Flughafen wurde nochmal ein Coronatest durchgeführt. Das Ziel der Behörden vor Ort ist es, dass nach Möglichkeit niemand mit dem Virus in das Land einreist. Leider war mein Testergebnis positiv und ich musste von meinem Team getrennt werden. Deshalb wurde ich zunächst in einem Einzelzimmer isoliert.

Unglücklicherweise hat das WLAN im Hotel nicht funktioniert und ich hatte keinen Handyvertrag für Ruanda abgeschlossen. Somit war erstmal keine Kommunikation nach außen möglich. Im Laufe des Nachmittags wurde mir von der Rezeption mitgeteilt, dass ich nicht im Teamhotel bleiben kann. In Ruanda gibt es spezielle Quarantänehotels, in denen Einreisende untergebracht werden, bis sie einen negativen PCR Test vorweisen können. Neben mir hatte es im gleichen Teamhotel einen weiteren Fahrer getroffen. Abends wurden wir dann von einem Krankenwagen auf dem Chassis eines Geländewagens abgeholt und somit endgültig von unseren Teams getrennt.

Unsere Zimmer im Quarantänehotel waren sehr komfortabel, unsere Mannschaften haben keine Kosten und Mühen gescheut, uns die Tage in der Isolation so angenehm wie möglich zu machen. Am nächsten Tag bekam ich bereits etwas Obst, ein Fahrrad und eine Rolle. In Rücksprache mit dem Teamarzt und dem zuständigen Trainer durfte ich ganz locker Rad fahren. Das kleine Training sorgte für ein Mindestmaß an Abwechslung.

Ansonsten habe ich gerne die Menschen unten auf den Straßen der Hauptstadt Kigali beobachtet. Die Gesundheitsbehörde des Landes hat jeden Tag ein Ärzteteam zu allen positiven Einreisenden geschickt, die in Quarantäne waren. Dadurch habe ich mich sehr gut umsorgt gefühlt und war überrascht, wie effektiv man hier bei der Bekämpfung des Virus vorgeht. Nach nur fünf Tagen war mein PCR-Test zum Glück negativ.

Tatsächlich hätte ich damit nach dem UCI-Protokoll an der Rundfahrt teilnehmen dürfen. Dennoch haben das Team und ich uns dagegen entschieden, denn meine Infektion war nicht symptomfrei verlaufen und wir wollten kein Risiko für Herz und Lunge eingehen. Insgesamt bin ich vor allem erleichtert, dass meine Erkrankung vermutlich dank dreifacher Impfung so glimpflich verlaufen ist.

Mit vielen FFP-2-Masken ausgestattet, habe ich dann den Rückweg nach Deutschland angetreten. Ich bin etwas traurig, dass ich nicht mehr von diesem außergewöhnlichen Land und seiner Bevölkerung mitbekommen habe. Trotz meiner Quarantäne habe ich zumindest einen Eindruck der großen Gastfreundschaft gewonnen. Aus meiner Perspektive ist Ruanda ein mehr als würdiger Gastgeber für die Straßenweltmeisterschaften!

Die abschließenden medizinischen Untersuchungen in Deutschland haben übrigens weiterhin keine Auffälligkeiten ergeben. Ich freue mich, in ein paar Wochen wieder richtig durchzustarten.

Außerdem will ich mich noch meinen Radsportkollegen und -kolleginnen anschließen: ride bikes, not tanks!

Bleibt gesund
Euer Miguel

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine