Schachmann wird Dritter beim Amstel Gold Race

Van Aert gelingt im Foto-Finish die Revanche gegen Pidcock

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Van Aert gelingt im Foto-Finish die Revanche gegen Pidcock"
Das Podium des Amstel Gold Race, v.l.: Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers), Wout Van Aert (Jumbo - Visma), Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

18.04.2021  |  (rsn) - Mit wenigen Millimetern Vorsprung sicherte sich Wout Van Aert (Jumbo - Visma) die 55. Austragung des Amstel Gold Race. In einem eindrucksvollen Sprint konnte sich der Belgier nach 219 Kilometern gegen Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) durchsetzen und sich für die Niederlage beim Pfeil von Brabant revanchieren. Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) belegte nach einer überzeugenden Vorstellung den dritten Rang. Das Rennen auf dem Rundkurs um Berg en Terblijt, der insgesamt 13 Mal bewältigt werden musste, wurde sehr offensiv gefahren.

Nach dem Zieleinlauf mussten Van Aert und Pidcock mehrere Minuten warten, bis die Jury endlich das Fotofinish ausgewertet hatte. “Es war so eng. Ich habe erst vor zwei Minuten von der Jury erfahren, dass ich gewonnen habe. Normalerweise sind lange Sprints zu meinem Vorteil, aber ich bin aus der schlechtmöglichsten Position gestartet. Anscheinend war es gerade genug, um zu gewinnen“, erklärte Van Aert, der von der ersten Position der drei Mann starken Gruppe den Sprint anzog.

Jumbo - Visma versuchte zwar das Rennen so lange wie möglich zu kontrollieren, aber letztlich musste sich Van Aert allein gegen seine stärksten Kontrahenten Pidcock und Schachmann behaupten. “Vor dem Finale haben Primoz Roglic und Jonas Vingegaard viele Angriffe zurückgeholt. Leider hatte Primoz einen Defekt am Cauberg, aber ich wusste dort schon, dass ich gute Chancen auf den Sieg habe. Diesen Frühling habe ich ein paar schöne Rennen gewonnen und war in jedem Rennen gut“, zog Van Aert ein positives Fazit seiner Klassikersaison.

Starker Schachmann im Sprint chancenlos

Der geschlagene Pidcock war vielleicht sogar der stärkste Fahrer des Trios. Er fuhr 12 Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke, der Van Aert und Schachmann nur mit Mühe folgen konnten. “Ich bin zu spät losgefahren. Ich hätte als erster fahren sollen. Ich denke, dass ich der Schnellste und Stärkste war. Es ist ein bisschen frustrierend, mit so einem kleinen Abstand zu verlieren. Aber es ist immer noch der zweite Platz, also bin ich glücklich“, analysierte der 21-jährige Brite den Sprint.

Schachmann war auf den letzten Metern zwar chancenlos, bewies aber an den Anstiegen seine gute Form. “Ich hatte die wahrscheinlich zwei schnellsten Fahrer bei mir, deshalb musste ich etwas vor der endlos langen Zielgeraden probieren. Von der letzten Austragung wusste ich, dass der letzte Berg ziemlich hart ist. Aber dieses Mal waren es nur 210 Kilometer, nicht 260 Kilometer. Ich habe es versucht und gehofft, dass sie sich gegenseitig anschauen. Aber sie sind mir sofort gefolgt“, resümierte der Berliner, der 2019 Fünfter des Amstel Gold Race geworden war. In den weiteren Ardennenklassikern dürfte er in dieser Verfassung zu den Mitfavoriten gehören.

Das wegen Corona-Auflagen auf einem 16,9 Kilometer langen Rundkurs ausgetragene Rennen gestaltete sich sehr unterhaltsam. Vor allem zwei Talente stachen dabei heraus: Ide Schelling (Bora - hansgrohe) war bei seinem Heimrennen immer wieder in der Offensive zu sehen. Und Mauri Vansevenant (Deceuninck - Quick-Step) musste sich nach einem Defekt und einem Sturz zweimal durch die Wagenkolonne zurückkämpfen. Dennoch unterstützte der Belgier im Finale seinen Kapitän Julian Alaphilippe auf eindrucksvolle Art und Weise.

So lief das Rennen:

Direkt nach dem Start konnten sich Edward Theuns und Julien Bernard (Trek - Segafredo), Stan Dewulf (AG2R Citroen), Sébastien Grignard (Lotto Soudal), Maurits Lammertink und Loïc Vliegen (Intermarché - Wanty Gobert Matériaux), Chad Haga (DSM), Ryan Gibbons (UAE Team Emirates), Kenny Molly (Bingoal Pauwel Sauces WB) und Anders Skaarseth (Uno-X) absetzten. Die Gruppe erarbeitete sich auf dem Rundkurs einen Vorsprung von maximal fünf Minuten.

Im Feld kontrollierten lange Zeit Jumbo - Visma, Movistar, Deceuninck - Quick-Step, Bora - hansgrohe und Astana - Premier Tech das Geschehen. Robert Power (Qhubeka - Assos) und Oscar Riesebeek (Alpecin - Fenix) setzten sich knapp 70 Kilometer vor dem Ziel für kurze Zeit vom Feld ab. Bei der anschließenden Passage des Caubergs attackierten Jan Tratnik (Bahrain Victorious) und Schelling. Von da an war das Rennen von ständigen Attacken und Tempoverschärfungen geprägt.

Neben Schelling und Tratnik zeigten sich auf den folgenden Runden unter anderem Eddie Dunbar und Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers), Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step), Rui Costa (UAE Team Emirates), Alex Howes (Education First - Nippo), Matej Mohoric (Bahrain Victorious), Stefano Oldani (Lotto Soudal), Simon Geschke und Nicolas Edet (beide Cofidis) in der Offensive. Jumbo - Visma versuchte in dieser Phase, mit Sam Oomen, Robert Gesink und sogar Primoz Roglic das Geschehen zu kontrollieren.

Schelling imponiert mit mehreren Attacken

Knapp 45 Kilometer vor dem Ziel bildete sich durch einen wiederholten Vorstoß von Rui Costa eine Verfolgergruppe mit Florian Sénéchal (Deceuinck - Quick-Step), Tosh van der Sande (Lotto Soudal), Simon Clarke (Qhubeka Assos), Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) und Van Baarle. Das Sextett schloss zwar zur Spitze auf, wurde an der anschließenden Passage des Caubergs jedoch mit den restlichen Ausreißern gestellt.

Gerade als Roglic, Schelling, Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) und Esteban Chaves (Bike Exchange) das Feld an die Spitzengruppe heranbrachten, setzte sich Vliegen noch einmal ab. Ihm folgten Bernard, Dewulf und Lammertink. Bei der vorletzten Passage des Geulhemmerbergs attackierte der starke Schelling abermals und fuhr mit Dewulf an seinem Hinterrad zu Vliegen vor. Am Bemelerberg entledigte der 23-jährige Niederländer sogar seiner Begleiter und führte das Rennen bis 19 Kilometer vor dem Ziel an.

An der letzten Passage des Caubergs verschärfte Deceuninck - Quick-Step das Tempo. Nach einem Angriff von Nicola Conci (Trek - Segafredo) sprengte Van Aert, dessen Teamkollege Roglic am Fuß des Anstiegs durch einen Defekt ausgebremst wurde, mit einer Attacke das Rennen. Über den Gipfel bildete sich eine Spitzengruppe mit Van Aert, Schachmann, Michael Matthews (Bike Exchange), Van Pidcock, Carapaz und Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers). Im letzten Anstieg zum Geulhemmerberg konnten noch Alejandro Valverde (Movistar) und Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick-Step) aufschließen.

Das Spitzentrio verspielt fast seinen Vorsprung

Zu diesem Zeitpunkt hatte Ineos Grenadiers bereits Kwiatkowski nach vorne geschickt. Schachmann griff am Geulhemmerberg zweimal an, um den Poeln einzuholen. Kurz nach der Kuppe, knapp 12 Kilometer vor dem Ziel, fuhr Pidcock einen geschickten Angriff, dem nur noch Van Aert und Schachmann folgen konnten. Das Trio kooperierte und erarbeitete sich einen Vorsprung von knapp 15 Sekunden. Dahinter bildete sich ein knapp 30 Mann starkes Verfolgerfeld.

Trotz der starken Arbeit von Mauri Vansevenant (Deceuninck - Quick-Step) und Krists Neilands (Israel Start-Up Nation) konnte das Feld den Rückstand auf den letzten zehn Kilometern nicht entscheidend verringern. Tim Wellens (Lotto Soudal) und Jakob Fuglsang (Astana - Premier Tech) versuchten erfolglos nach vorne aufzuschließen. Das Spitzentrio harmonierte bis zwei Kilometer vor dem Ziel, als Schachmann seine Konkurrenten mit einer Attacke überraschen wollte. Doch Van Aert war direkt an seinem Hinterrad. Bis zur Zielgeraden belauerten sich danach die Spitzenreiter, so dass das Feld nochmal bis auf zwei Sekunden aufschließen konnte.

Van Aert startete schließlich seinen Sprint aus der ersten Position knapp 200 Meter vor dem Ziel. Pidcock konnte zwar gleichziehen, im Foto-Finish verlor er aber denkbar knapp gegen Van Aert. Schachmann hatte im Sprint keine Chance. Hinter der Spitzengruppe führte Matthews das Feld vor Valverde und Alaphilippe ins Ziel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2021Highlight-Video des 55. Amstel Gold Race

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat sich beim 55. Amstel Gold Race (1.WT) um Haaresbreite den Sieg gesichert. Der Belgier verwies nach 219 Kilometern zwischen Valkenburg und Berg en Terblijt im

19.04.2021UCI-Kommissär: TV-Kameras liefern oft verzerrtes Bild

(rsn) - Nach dem Zielsprint des Amstel Gold Race dauerte es quälend lange Minuten, ehe die Jury ihre Entscheidung getroffen hatte. Demnach gewann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) den Ardennenklassiker n

18.04.2021Auch Roglics Fehlen im Finale spielte Van Aert in die Karten

(rsn) – Wout Van Aert hat beim Amstel Gold Race für den ersten Sieg seines Teams Jumbo – Visma seit 20 Jahren gesorgt. Dabei ging es denkbar knapp zu. Im Zielsprint einer drei Fahrer starken Spi

18.04.2021Van Aert schlägt Pidcock, Schachmann Dritter

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat das 55. Amstel Gold Race (1.WT) gewonnen. Der 26-jährige Belgier setzte sich über 219 Kilometer zwischen Valkenburg und Berg en Terblijt im Sprint einer dre

18.04.2021Alaphilippe, Van Aert und Pidcock Favoriten zum Ardennenauftakt

(rsn) - Das 55. Amstel Gold Race wartet in Folge der Corona-Bestimmungen mit einem neuen Kurs auf - was maßgeblichen Einfluss auf den Rennausgang haben könnte. Üblicherweise führt der erste der dr

18.04.2021Hirschi: “Die Hüftmuskeln sind noch etwas zu schwach“

(rsn) - Letztes Jahr fuhr Marc Hirschi (UAE Team Emirates) als Zweiter von Lüttich-Bastogne-Lüttich und dem Sieg beim Wallonischen Pfeil in die Weltspitze der Klassikersjäger. Diesmal gestand der S

18.04.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 18. April

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

17.04.2021Geschke mit Rückenschmerzen zum Amstel Gold Race

(rsn) - Im Februar erklärte Simon Geschke (Cofidis) unter anderem die Ardennenklassiker zu seinen großen Saisonzielen. Ob der Freiburger nach seinem Sturz auf der 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt

16.04.2021Bora - hansgrohe will ein Wörtchen um den Sieg mitreden

(rsn) - Angeführt von Maximilian Schachmann tritt das deutsche Team Bora - hansgrohe am Sonntag in Valkenburg zum 55. Amstel Gold Race an. Der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner belegte bei der bisher l

16.04.2021Alaphilippe führt Deceuninck beim Amstel Gold Race an

(rsn) - Weltmeister Julian Alaphilippe führt am Sonntag sein Team Deceuninck - Quick-Step beim Amstel Gold Race an. Der Franzose wird zum Auftakt der Ardennenwoche von einem ganz auf ihn zugeschnitt

15.04.2021Fuglsang und Aranburu führen Astana – Premier Tech zum Amstel

(rsn) – Vor zwei Jahren ließen sich Jakob Fuglsang und Julian Alaphilippe auf dem Schlusskilometer des Amstel Gold Race von Mathieu van der Poel überrumpeln und am Ende wurde der Däne Fuglsang Dr

15.04.2021Gogls Jagd nach dem ersten Profisieg führt über das Amstel

(rsn) – Nach einem herausragenden Auftritt bei Strade Bianche und einer weniger glücklich verlaufenen Klassikerserie in Flandern wartet für Michael Gogl (Qhubeka – Assos) nun das nächste Liebli

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)