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12.09.2020 | (rsn) – Bora – hansgrohe lässt bei der 107. Tour de France nichts unversucht, um sich nach den begrabenen Klassementhoffnungen zumindest noch einen Etappensieg zu angeln und den in der Punktewertung gegen Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) ins Hintertreffen geratenen Peter Sagan wieder ins Grüne Trikot zu fahren.
Auch auf der 14. Etappe nahm der Raublinger Rennstall früh das Heft des Handelns in die Hand, ging am ersten kleineren Anstieg des Tages mit Sagan und Maximilian Schachmann früh in die Offensive, so dass der Slowake am Zwischensprint früh fünf Zähler auf den im Grünen Trikot fahrenden Irischen Meister gutmachte. Auch danach ließ Bora – hansgrohe nicht locker. Im schweren Mittelteil der Etappe schüttelte man Bennett und die weiteren Sprinter endgültig ab, und da CCC für Matteo Trentin mit in die Führungsarbeit einstieg, kapitulierten die Verfolger.
“Wir sahen die Möglichkeit, mit dem kurzen, steilen Anstieg das Rennen schwer zu machen und da es von dort nur noch fünf Kilometer bis zum Zwischensprint waren, haben wir das Rennen dort schwer gemacht. Peter konnte da ein paar Punkte sammeln. Später im langen Anstieg haben wir versucht, die Sprinter loszuwerden. Das hat auch sehr gut geklappt. Das Team hat einen unglaublichen Job gemacht“, zeigte sich Sportdirektor Enrico Poitschke mit dem Verlauf dieser Rennphase sehr zufrieden.
Auf dem späteren Weg nach Lyon ging es für Bora – hansgrohe darum, keine weiteren Attacken mehr zuzulassen und Sagan die Chance auf den Etappensieg und die damit verbundenen 50 Punkte zu erhalten.
Was wäre passiert, hätten Alaphilippe und Bernal nicht attackiert?
Aber wie schon an den vergangenen Tagen fehlte der Mannschaft im Finale das Glück des Tüchtigen. Gut sieben Kilometer vor dem Ziel ging zunächst Kämna als Reaktion auf eine Attacke von Tiesj Benoot (Sunweb) erzwungenermaßen in die Offensive und hatte auf das dezimierte Feld bis zum Fuß der letzten Bergwertung einen Vorsprung von zehn Sekunden herausgeholt. "Meine Attacke war nicht geplant. Ich wollte nur ein Loch zufahren, in der Abfahrt bin ich relativ schnell gewesen, hatte eine kleine Lücke. Ich habe gesehen, dass ich eine Chance habe und bin dann gefahren. Das war eine schöne Erfahrung, war geil, hat Spaß gemacht“, schilderte Kämna die Szenen, die auf einen Tagessieg für den 24-Jährigen hinzudeuten schienen.
Doch als der Zweite vom Puy Mary den letzten Anstieg des Tages hinaufjagte, attackierten aus dem Feld heraus Thomas De Gendt (Lotto Soudal), Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) und auch noch Bernal (Ineos Grenadiers). Und während Jumbo - Visma mit Kämna als Sieger gut hätte leben können, mussten die Helfer von Primoz Roglic dem Kolumbianer nachsetzen. So wurden an der Bergwertung schließlich alle Ausreißer wieder gestellt.
Zu einem Sprint sollte es dennoch nicht kommen. Zunächst zog auf den letzten vier Kilometern Marc Hirschi davon. Den Antritt des Schweizers konnte Sagan noch kontern. Doch drei Kilometer vor dem Ziel war der Slowake machtlos, als Hirschis Teamkollege Sören Kragh Andersen angriff. “Uns haben ein, vielleicht zwei Mann gefehlt, um alles zusammenzuhalten und einen Sprint zu ermöglich. So war es ein komplett offenes Rennen, alles war außer Kontrolle, am Ende kommt jemand solo an“, schilderte Kämna die entscheidende Szene. Gefehlt hatte da vor allem anderem Lukas Pöstlberger, der nach einem Defekt schon zurückgefallen war.
Kämna: "23 Punkte nicht das, was wir uns erhofft hatten"
Sagan sprintete 15 Sekunden hinter dem jubelnden Kragh Andersen noch um Rang zwei, konnte sich dort aber nach dem kräftezehrenden Tag nicht so in Szene setzen wie erhofft und musste sich mit Rang vier zufrieden geben. Statt idealerweise 55 machte er so nur 23 Zähler auf Bennett gut, der mit jetzt noch mit 43 Punkten Vorsprung führt.
“Wir wollten heute gewinnen, deshalb haben wir das alles veranstaltet. Ob sich der Kraftaufwand heute gelohnt hat? Ganz ehrlich gesagt, nicht. 23 Punkte ist nicht das, was wir uns erhofft hatten“, erklärte Kämna, der sich sichtlich ärgerte. “Ärgerlich, saumäßig schade“, nannte er die vergebene Chance. Dagegen nahm der 30-jährige Sagan das Ergebnis geradezu stoisch hin. “Platz vier war das Bestmögliche. Das Ziel war natürlich, noch mehr Punkte zu holen. Aber es ist niemals einfach bei der Tour de France“, sagte der Slowene in seiner bekannt lakonischen Art.
Auch wenn Bora – hansgrohe nach der Etappe mit vergleichsweise leeren Händen dastand, wird das Team seine Bemühungen um einen Etappensieg und das achte Grüne Trikot für Sagan nicht einstellen. “Wir werden es wieder probieren“, kündigte Schachmann bereits an.
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