Tour: Frankreich weint und lacht zugleich

AG2R und vor allem Martin machen Pinots Zusammenbruch vergessen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "AG2R und vor allem Martin machen Pinots Zusammenbruch vergessen"
Guillaume Martin (Cofidis) | Foto: Cor Vos

05.09.2020  |  (rsn) - Als Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) am ersten Ehrenkategorie-Anstieg der Tour de France eingerahmt von seinen Teamkollegen das Feld ziehen lassen und sich seinen Rückenschmerzen ergeben musste, war das wie ein Tiefschlag für die französischen Radsport-Fans. Wieder einmal wird es nichts mit dem großen Traum vom Tour-Sieg durch Pinot. Sofort fühlte man sich erinnert an den Giro d'Italia 2018 und vor allem den weinenden Pinot auf dem Weg zum Col d'Iseran bei der Tour 2019.

Doch während der 30-Jährige einmal mehr zum tragischen Helden der Franzosen wurde, lief es für drei seiner Landsmänner auf der ersten Pyrenäen-Etappe hervorragend: Nans Peters gewann in Loudenvielle und sein Teamkollege Romain Bardet (AG2R La Mondiale) holte mit einem Antritt auf den letzten ansteigenden Metern zwei Sekunden auf die anderen Mitfavoriten der Tour heraus und rückte auf Gesamtrang vier vor. Doch den größten Eindruck hinterließ einmal mehr Guillaume Martin (Cofidis).

Der 27-Jährige war neben Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) und Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) der einzige Fahrer, der es wagte, die Favoritengruppe zu attackieren und damit auf den letzten zwei Kilometern des Col de Peyresourde auch einige Kontrahenten ernsthaft in Probleme brachte - unter anderem auch Titelverteidiger Egan Bernal (Ineos) und das Gelbe Trikot von Adam Yates (Mitchelton - Scott).

Martin entzückt die Franzosen

"Ich habe am Ende alles auf eine Karte gesetzt, um ein paar Sekunden herauszuholen - und warum nicht auch das Gelbe Trikot?", sagte Martin im Ziel. Letztendlich holten Quintana, Primoz Roglic (Jumbo - Visma), Rigoberto Uran (EF Pro Cycling) und Miguel Angel Lopez (Astana) ihn vor dem Gipfel wieder ein, das Tempo fiel kurzzeitig herunter und die Gruppe wurde wieder größer.

Doch Martins Angriff hatte imponiert - genau wie schon sein Mut, es bei der ersten Bergankunft in Orcières-Merlette 500 Meter vor dem Ziel probiert zu haben, oder mehrmals beim Critérium du Dauphiné. "Es war ein schöner Tag und eine schöne Leistung", meinte er selbst.

Martins offensive Fahrweise dürfte den französischen Fans während dieser Tour noch viel Freude bereiten. Und hinter den wohl stärksten drei - Roglic, Quintana und Pogacar - gehört er eindeutig zu den stärksten Kletterern. Nicht umsonst liegt Martin mit nur neun Sekunden Rückstand auf Yates auf Gesamtrang drei.

Bardet klagt über Knieschmerzen

Dass Bardet auch noch Gesamtvierter ist, bestärkt die Franzosen in ihrer Hoffnung auf einen Podestplatz. Allerdings wirkte der Tour-Zweite von 2016 und -Dritte von 2017 am Berg nicht ganz so stark wie Martin - und: Bardet klagte im Ziel über Knieschmerzen, weil er am Col de Menté, dem ersten Anstieg des Tages, bergauf gestürzt war.

"Was mich beunruhigt, ist, dass ich während der gesamten Etappe wirklich Schmerzen im linken Knie hatte. Im ersten Anstieg bin ich da hart draufgefallen, weil ein unvorsichtiger Betreuer mitten auf der Straße stand, um einen seiner Fahrer zu verpflegen", so Bardet. "Ich werde jetzt sicher schnell versorgt werden, denn ich habe schon etwas Angst, dass ich mich beim Sturz verletzt habe. Es war ein heftiger Aufprall, aber ich hoffe, dass es nicht zu schlimm ist."

Bleibt für die französischen Fans zu hoffen, dass sich nach Pinot und Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) am Samstag nicht am Sonntag bereits der dritte Hoffnungsträger aus dem Favoritenkreis verabschiedet. Dann bliebe nur noch Martin übrig - die bisherige Entdeckung der Tour.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

22.02.2025Thomas ins Management von Ineos Grenadiers?

(rsn) – Vor wenigen Tagen hat Geraint Thomas sein Karriereende offiziell gemacht. Nach der laufenden Saison ist Schluss. 19 Jahre Profitum sind dann vorbei. In dieser Zeit hat sich der Waliser als Ã

22.02.2025Fretin schlägt Meeus im Sprint und feiert zweiten Saisonsieg

(rsn) – Milan Fretin (Cofidis) hat die 4. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und damit seinen zweiten Saisonsieg nach der Clásica de Almería gefeiert. Der Belgier gewan

22.02.2025Vieles neu und doch alles beim Alten

Das Team um Lars Wackernagel hat einen schwierigen Winter hinter sich. Nachdem Ende letzten Jahres die Firma P&S Metalltechnik ihren Rückzug als Sponsor verkündete, stand das Team kurzzeitig ohne Ha

22.02.2025Scaroni feiert Sieg-Doppelpack in Frankreich

(rsn) – Christian Scaroni (XDS – Astana) hat die 1. Etappe der Tour des Alpes-Maritimes (2.1) gewonnen und damit den zweiten Sieg in zwei Tagen eingefahren. Die 162 Kilometer von Contes nach Gour

22.02.2025Gelangweilter Pogacar “bewundert die Stadt“

(rsn) – “Ein ruhiger Tag im Büro“ ist die Übersetzung einer im englischen Sprachraum gängigen Phrase, wenn es darum, bemüht zu versuchen, Langeweile ein wenig positiver zu umschreiben. Abges

22.02.2025Verfolger verzocken sich: Uriarte feiert in Andalusien ersten Profisieg

(rsn) – Viel Unlust und wenig Ordnung sorgten auf der 4. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (2.Pro) für einen Ausreißersieg. Diego Uriarte (Kern – Pharma) war der große Profiteur. Der 23-Jährige

22.02.2025Merlier lässt eingebautem Milan keine Chance

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat die 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) über 165 Kilometer vom Abu Dhabi Cycling Club nach Breakwater im Massensprint gewonnen. Der Belgier holte seinen

22.02.2025Groenewegen und Gaviria treten nicht mehr an

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jayco - AlUla) tritt nicht mehr zum Start der 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) an. Der Niederländer, der am Vortag in einen der Stürze im Finale verwickelt war, muss darauf

22.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

21.02.2025Meeus feiert nach starkem Finale seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Jordi Meeus hat mit einem perfekten Auftritt im Sprintfinale die 3. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und seinem Team Red Bull – Bora – hansgrohe den sechsten

21.02.2025Bardet muss Algarve-Rundfahrt nach Sturz aufgeben

(rsn) – Romain Bardet (Picnic – PostNL) hat die Volta ao Algarve (2.Pro) auf der 3. Etappe vorzeitig verlassen müssen. Der französische Kletterer kam gut 23 Kilometer vor dem Ziel in Tavira zu F

21.02.2025Scaroni krönt starken Saisonstart und stiehlt Franzosen die Show

(rsn) – Christian Scaroni hat dem Team XDS – Astana den ersten Saisonsieg beschert und auch seinen furiosen eigenen Saisonauftakt endlich gekrönt. Der 27-jährige Italiener mit dem markanten Ober

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • UAE Tour (2.UWT, UAE)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix de la Ville d`Alger (1.2, DZA)
  • Tour des Alpes-Maritimes (2.1, FRA)
  • Volta ao Algarve em Bicicleta (2.Pro, POR)
  • Vuelta a Andalucia Ruta (2.Pro, ESP)