Mit 26 Jahren in der Weltspitze angekommen

Buchmann: Auch im Training immer an der oberen Grenze

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Buchmann: Auch im Training immer an der oberen Grenze"
Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

24.07.2019  |  (rsn) – Zehn Jahre ist es her, seit zuletzt ein deutscher Radprofi in die Top Ten der Tour de France vorstieß. Damals beendete Andreas Klöden die Frankreich-Rundfahrt auf dem sechsten Platz. Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) ist derzeit auf dem besten Weg, dieses Ergebnis sogar noch zu toppen. Vor den nun alles entscheidenden Tagen in den Alpen ist er ebenfalls Gesamtsechster, wobei ihm nur 2:14 Minuten auf Julian Alaphilippe (Decueninck - Quick-Step) fehlen, den Träger des Gelben Trikots. Mittlerweile 13 Jahre sind sogar vergangen, seit zuletzt ein deutscher Fahrer auf dem Podium in Paris stand. Es war ebenfalls der 2013 zurückgetretene Klöden, der bei der Skandal-Tour 2006 Dritter wurde.

Vergleiche mit dem damaligen T-Mobile-Star lehnt Buchmann jedoch ab. Er will in keine Fußstapfen treten. Der 26-Jährige gehört zu einer neuen Generation, war 2006 noch nicht einmal mit dem Radsport in Berührung getreten. Erst spät, mit 14 Jahren fand Buchmann seine Sportart, jene, in der er in den kommenden fünf Tagen um das wohl begehrteste Führungstrikot im Radsport kämpfen kann. Das wäre aber eine riesige Zugabe, denn wenn er sein Top Ten Ergebnis nach Paris bringen könnte, wäre der Ravensburger zufrieden.

Mit seinen 26 Jahren ist Buchmann nach einem stetigen Steigerungsprozess bei seiner vierten Teilnahmein in der Weltspitze angekommen. Schon 2015, als das damalige Bora–Argon18-Team in Frankreich debütierte, war er mit dabei. Eine erinnerungswürdige Premiere war es auch für Buchmann, denn damals lernte er auch seine Freundin Claudia kennen, Ernährungsberaterin und Köchin des Teams. Und dann war auch noch sein dritter Rang in den Pyrenäen, auf der 11. Etappe von Pau nach Cauterets, wo er aus einer Ausreißergruppe heraus zum ersten Mal in die Nähe eines Tagessieges kam. Lediglich sein jetziger Teamkollege Rafal Majka und der Ire Dan Martin waren damals schneller.

Schon damals stach der 180 Zentimeter große Schlacks hervor, bestritt er sein Tourdebüt doch im Trikot des Deutschen Meisters, das er kurz zuvor überraschend in Bensheim gewann, als er Nikias Arndt im Sprintduell bezwang. Buchmann hinterließ schon damals Eindruck und schürfte die Hoffnungen, dass endlich wieder ein deutscher Fahrer in der Gesamtwertung der Tour eine Rolle spielen könnte.

Seine Anfänge im Profisport machte er auf der Kontinentalebene 2012 bei Specialized Concept Store. Im Jahr darauf wechselte er zum Team rad-net Rose. Dort fuhr er an der Seite von Teamkollegen, die 2019 wie Buchmann für Schlagzeilen sorgte. Namentlich Pascal Ackermann, zweimaliger Giro-Etappensieger und Theo Reinhardt, Madison-Weltmeister mit Roger Kluge. 2014 jubelte Buchmann dann über seinen ersten Sieg, gewann eine Etappe der Okolo Jižních Czech (2.2), kurz nachdem er die Tour de l’Avenir auf Rang sieben beendet hatte.

Behutsamer Aufbau bei Bora - hansgrohe

Es folgte der Wechsel zu Bora und zwei Jahre später der Aufstieg in die WorldTour, der höchsten Klasse des Radsports. Und in dieser ist Buchmann im Jahr 2019 endgültig angekommen. Im Februar gewann er auf Mallorca die Trofeo Andratx und April die 5. Etappe der Baskenland-Rundfahrt.

“Wir haben versucht, ihn in den letzten Jahren behutsam aufzubauen. Ich sehe seine Leistungsdaten und ich bin von den aktuellen Ergebnissen nicht überrascht“, erzählte sein Trainer Dan Lorang gegenüber radsport-news.com. Der aus dem Triathlon kommende Coach kennt seinen Schützling als ruhigen und sehr fokussierten Athleten: “Wir beide wollen alles perfekt machen und das sieht man an jedem Trainingstag. Er versucht immer, seine bestmögliche Leistung abzurufen, ist immer an der oberen Grenze unterwegs, wenn man seinen Trainingseinsatz analysiert. Nur das Minimum zu geben kennt er nicht“, verriet Lorang zuletzt in einem ZDF Beitrag.

Ein weiterer Baustein für Buchmanns Erfolg ist seine ruhige Art. “Als wir das erste Mal im Trainingslager waren, da hat er fast gar nichts gesprochen“, erinnerte sich Gregor Mühlberger, als radsport-news.com die österreichischen Fahrer bei ihrer Tourvorbereitung in Lienz besuchte. Doch mittlerweile ist Buchmann aufgetaut, verbrachte mit Landsmann Maximilian Schachmann sowie dem österreichischen Trio Mühlberger, Patrick Konrad und Lukas Pöstlberger vier harte Wochen in Osttirol.

Auf über 1.800 Meter holten sie sich den Feinschliff für die Frankreich-Rundfahrt, versuchten alles perfekt für die drei Wochen abzustimmen. Die ersten Ergebnisse zeigten sich im Juni, als Buchmann das Critérium du Dauphiné auf Rang drei beendete, die wohl wichtigste Vorbereitungsrundfahrt auf die Tour.

Und auch das Wetter in den bisherigen zweieinhalb Wochen kam Buchmann entgegen. “Mit der Hitze habe ich kein Problem. Ich habe solches Wetter lieber als kalte Renntage“, sagte er. Und auch nach den hektischen Touretappen geht es der Schwabe gerne ruhig an. “Nach dem Essen oder der Massage schaue ich, dass ich noch mit meiner Freundin telefoniere oder mich zu Hause melde“, berichtete er. Selbst am Ruhetag empfing er keinen Besuch, denn Vater, Freundin und einige Bekannte warten in den Alpen und werden ihren Helden vom Straßenrand anfeuern.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsportnachrichten

14.08.2025Berthet wechselt innerhalb Frankreichs

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.08.2025Cyclassics-Kurs etwas schwerer als in der Vergangenheit

(rsn) – Die Cyclassics in Hamburg am kommenden Sonntag warten in diesem Jahr nicht nur mit einem neuen Termin, sondern auch einer veränderten Strecke auf. Das Rennen, das im letzten Jahr erst im Se

13.08.2025Denk hofft mit Evenepoel auf den Sagan-Effekt

(rsn) – Ralph Denk hat sich im Podcast ´Sport am Samstag´ beim Deutschlandfunk zur Verpflichtung von Remco Evenepoel durch sein Team Red Bull – Bora – hansgrohe geäußert und dabei die rund u

13.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

13.08.2025Waerenskjold mit perfektem Timing zu Sieg Nr. 1 seit dem Omloop

(rsn) – Sören Waerenskjold (Uno-X Mobility) hat den erwarteten Massensprint am Ende der 2. Etappe der Tour of Denmark (2.Pro) in Gladsaxe gewonnen. Der 25-jährige Norweger setzte sich am Ende des

13.08.2025Banks fordert Modernisierung der Anti-Doping-Regularien

(rsn) – Die Britin Elizabeth ´Lizzy´ Banks hat in einem rund 13.000 Wörter umfassenden Blogpost auf ihrer Website die Geschichte ihres vergeblichen Kampfes gegen eine zweijährige Dopingsperre au

13.08.2025Zanetti sprintet auf Kopfsteinpflaster bergauf zum zweiten Saisonsieg

(rsn) – Linda Zanetti (Uno-X Mobility) hat im gepflasterten Bergaufsprint von Chelm die 2. Etappe der Tour de Pologne Women (2.1) gewonnen. Die Schweizerin setzte sich dabei vor der Französischen M

13.08.2025Vingegaard mit starkem Kletter-Ensemble zur Vuelta a Espana

(rsn) – Das niederländische Team Visma – Lease a Bike wird, angeführt von Jonas Vingegaard, mit einer Fahrerauswahl in die Vuelta a Espana (2.UWT) starten, die voll auf den Kampf um den Gesamtsi

13.08.2025Vollering muss Tour de Romandie kurzfristig absagen

(rsn) - Die dreitägige Tour de Romandie der Frauen (2.WWT) wird am Freitag ohne Titelverteidigerin Demi Vollering (FDJ - Suez) beginnen. Das gaben die Veranstalter am Mittwoch bekannt. Die Niederlän

13.08.2025TCA fordert Knochendichte- und REDS-Screenings von der UCI

(rsn) – Die unabhängige Unternehmung zur Vertretung der Interessen von weiblichen Radprofis, The Cyclists Alliance (TCA), hat mit ihrer Präsidentin Grace Brown einmal mehr die UCI dazu aufgeforder

13.08.2025Pidcock fährt zur Vuelta mit Ambitionen in der Gesamtwertung

(rsn) - Tom Pidcock (Q36.5) will nach seinem 16. Platz beim Giro d´Italia im Mai und Rang 13 bei der Tour de France 2023 bei der am 23. August im Piemont in Italien beginnenden Vuelta a Espana erneut

13.08.2025Jakobsen in Dänemark endlich zurück im Peloton

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist knapp fünf Monate nach seinem Aus beim Classic Brügge-De Panne am 26. März wieder zurück im Renngeschehen. Bei der Dänemark-Rundfahrt (2.Pro) kehr

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Maurice (2.2, 000)
  • Tour of Szeklerland (2.2, ROU)
  • Czech Tour (2.1, CZE)
  • PostNord Tour of Denmark (2.Pro, DEN)