--> -->
08.04.2019 | (rsn) - Endlich schicke ich sonnige Grüße aus dem wunderschönen Marokko. Auf dem Programm stand heute die erste richtige Bergetappe. Doch zuvor gab es am Startort noch einen ausgezeichneten Kaffee. Hier hat wirklich jedes noch so kleine Café eine Siebträgermaschine und die äußerst gastfreundlichen Marokkaner wissen diese auch zu bedienen.
Bei besten Bedingungen ging es also dann zum Einschreiben und zur kurzen Taktikbesprechung. Der Plan heute war, mit Matthias Plattner eine Gruppe zu besetzen, damit er im weiteren Verlauf der Etappe Heiko, Matias aus Neuseeland oder mir helfen kann. Basti wollte es nach seinem Sturz gestern erstmal ruhig angehen lassen. Ich selbst wollte schauen, wie weit ich komme, da es die letzten beiden Tage über die “Berge“ sehr gut lief. Insgeheim träumte ich schon davon, vielleicht in der Verfolgergruppe das Ziel zu erreichen. Im Nachhinein einer der abwegigsten Träume, die ich jemals hatte. Dies lag wohl an den 185 Kilometern über sechs Bergwertungen. Was ich leider erst nach der Etappe wusste: Insgesamt ging der ganze Spaß über 3980 Höhenmeter.
Doch alles der Reihe nach. Der Startschuss fiel und selbstverständlich ging es direkt los wie vom anderen Stern. Den Plan, eine frühe Gruppe zu besetzen, hatten wohl sehr viele Teams, weshalb einfach keine Gruppe fahren gelassen wurde. Nach sechs Kilometern ging es in den ersten Berg und nach kurzer Zeit kam mir Matthias entgegen. Sein Plan war also schief gegangen, er fiel gemeinsam mit Basti und etwa 30 weiteren Fahrern zurück. Macht nichts, wir hatten ja noch seinen Fast-Namensvetter mit den montierten Bergbeinen, den Berg-Heiko und mich an der Spitze. Das Tempo vorne blieb, zumindest in meinen Augen, viel zu schnell, weshalb auch die Gruppe immer kleiner wurde. Relativ schnell verlor ich den Spaß und vielleicht auch ein wenig die Puste und musste, nach kurzer Fahrt in der Kolonne und einigen wilden Aufholjagden in den Abfahrten, nach 62 Kilometern meine Segel streichen und den Traum begraben. Zuvor versuchte ich allerdings noch, Heiko und Matias so gut wie möglich zu unterstützen. Tatsächlich brachte ich sie hin und wieder in Position und nahm sie aus dem Wind.
Mein Rennen lief dann kurz zusammengefasst wie folgt: Im Gruppetto ging es eher im humanen Tempo den langen Berg hinauf. Mein persönliches Highlight vollbrachte hier das spanische Team. Zuerst wechselte einer der Fahrer vier Mal sein Rad, wieso, konnte ich nicht herausfinden. Den Vogel schoss dann aber der Betreuer ab. Der kam nämlich plötzlich von hinten, in hochgekrempelten Jeans, Sportpolohemd, Radschuhen und Helm auf dem Ersatzrad und leistete uns für knappe zwei Kilometer Gesellschaft. Auch hier habe ich keine Erklärung für, aber möglich erscheint mir, dass sich die beiden Fahrer über das zu hohe Tempo in unserer Gruppe beschwerten und er sie eines Besseren belehren wollte. Leider reichte seine Ausdauer jedoch nur für kurze Zeit und er stieg wieder vom Rad. Nach 110 Kilometern schloss das große Gruppetto um Basti und den Eidgenossen auf und wir fuhren die restlichen 75 Kilometer über äußerst hügeliges Terrain zwar im gemäßigten Tempo, aber unter hoher Anstrengung.
Das Rennen an der Spitze kann ich nur aus Erzählungen wiedergeben, habe aber äußerst gute Quellen. Es ging weiter, wie es für mich aufgehört hatte. Das Tempo war sehr hoch und daraus resultierend herrschte ein wildes Kommen und Gehen in der großen Gruppe. Es konnte sich eine Spitzengruppe bilden, aus der heraus ein Belgier 70 Kilometer vor dem Ziel attackierte und das wirklich auch nach Hause fuhr.
Die Spitzengruppe sowie das Feld fuhren sich bei starkem Wind und sehr hohem Tempo auseinander. Heiko und Matias konnten sich jedoch lange in der ersten großen Gruppe behaupten, welche um Platz sieben fuhr. Im Schlussanstieg gingen hier nochmals kleine Lücken auf, aber der Mann vom anderen Ende der Welt konnte sich einen hervorragenden 12. Etappenplatz mit 10:15 Minuten Rückstand sichern. Dadurch belegt er nun den vierten Platz in der Nachwuchswertung mit nur wenigen Sekunden Rückstand auf Platz drei! Heiko verpasste als 16. Knapp die Top 15, fuhr aber dennoch ein äußerst starkes Rennen. Die Fahrzeit der beiden betrug ca. 5:30 Stunden.
Meine Fahrzeit war nur unwesentlich länger und ich überquerte nach rund 6:10 Stunden als Träger der roten Laterne (Letzter) das Ziel. Basti und Matthias befanden sich etwas weiter vorn in unserem 30 Mann-Gruppetto.
Ich kann nur sagen, so etwas bin ich bisher noch nicht gefahren. Der Wind machte diese Etappe wirklich zu einer großen Herausforderung. Am Berg musste meine komplette Gruppe kurzzeitig anhalten und warten, bis die Windböe sich legt, da wir alle rechts in den Graben geweht wurden. Auch in den Abfahrten wurden wir immer wieder von Windböen etwas verblasen, was einem dann doch einen recht großen Schock einjagt, wenn man mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h (meine Höchstgeschwindigkeit heute) den Berg hinabsaust. Dennoch war die Runde wunderschön, da Marokko eine atemberaubende Landschaft zu bieten hat, die wir heute entlang der Küste den ganzen Tag bewundern durften.
Morgen wird es wieder flacher, was drei von fünf Fahrern unseres Teams gut finden. Eventuell erratet ihr ja, wer auf welcher Seite steht.
Vielen Dank für’s Lesen, bis morgen!
Nur die besten Grüße aus Al Hoceima,
Hermann
14.04.2019Ich hatte den Etappensieg schon vor Augen(rsn) - Heute kann ich statt der Abschiedsgrüße, Liebesgrüße nach Moskau senden. Aber darauf komm ich gleich nochmals zurück. Erst möchte ich das tolle Frühstück in dem riesigen Hotel in Marra
12.04.2019Es war der Horror(rsn) - Hallo zu einer neuen Episode meines Tagebuchs. Heute werde ich mich etwas kurzhalten, da mich die Etappe doch sehr mitgenommen hat. So ist zumindest der Plan. Das Frühstück lief ähnlich
11.04.2019Von einem Kletterer, gefangen im Körper eines Sprinters(rsn) - Die Rundfahrt neigt sich dem Ende zu, das merkt man den Fahrern an. Wir kamen heute zum Frühstück, doch leider war alles weg, da schon ordentlich gespachtelt wurde. Glücklicherweise wurde n
11.04.2019Am Start war uns klar: Das wird heute kein Spaß(rsn) - Ein herzliches Hallo von der Tour du Maroc. Da heute ein 2-stündiger Transfer vom Hotel zum Startort anstand, mussten wir sehr früh aufstehen. Obwohl ich sonst eigentlich kein Morgenmuffel b
09.04.2019Ich war auf mich allein gestellt und mein Herz gebrochen(rsn) - Halbzeit-Grüße von der Tour du Maroc. Nachdem auch heute der Transfer ausfiel, konnten wir ausschlafen und ein ausgiebiges Frühstück genießen. Wir sind jeden Tag in sehr guten Unterkünft
09.04.2019Kulinarische Stadtbesichtigung mit drei Abendessen(rsn) - Und täglich grüßt das Murmeltier aus Marokko. Geweckt wurden wir im Hotel von strahlendem Sonnenschein und einem sehr guten Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft. Der Morgen war äu
07.04.2019Nach der Fehlleitung ein äußerst chaotisches Finale(rsn) - Zum zweiten Mal grüße ich von der Tour du Maroc. Leider kann ich auch heute keine sonnigen Grüße übersenden, da auch die 2. Etappe im Regen stattfand. Um dem vor dem Start zu entgehen, su
06.04.2019Den neutralisierten Start haben sie wohl abgeblasen(rsn) - Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich aus Marokko. Heute (Freitag) fand hier die 1. Etappe der Tour du Maroc (2.2) statt. Doch zunächst ein Stück zurück… Als ich mir beim Packen
18.11.2025Aussie-Duo für Decathlon: Haussler und Renshaw neue Sportdirektoren (rsn) – Nach seinem Abschied bei Red Bull – Bora – hansgrohe hat Heinrich Haussler eine neue Aufgabe auf WorldTour-Niveau gefunden. Der 41–jährige Australier wird künftig als Sportdirektor b
18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta (rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge
18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural? (rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025 (rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w
18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen (rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati
17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze (rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n
17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag (rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e
17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus (rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o
17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“ (rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei
17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte (rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit
17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht (rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk
17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart (rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei