Ein Kommentar zur Multi-Rad-WM

Einfach nur MEGA für den Radsport?

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Einfach nur MEGA für den Radsport?"
Straßen-WM 2018 | Foto: Cor Vos

15.02.2019  |  (rsn) - Was im Rahmen der Straßenweltmeisterschaften 2018 in Innsbruck erstmals verkündet wurde, ist nun Realität geworden. 2023 gibt es die ersten Multi-Radsportweltmeisterschaften. Ein geeigneter Name wurde noch nicht gefunden und viel Zeit für das Marketing hat der Radsportweltverband UCI für sein neues Topprodukt oofenbar noch nicht aufgebracht. Fest steht aber: In vier Jahren versammeln sich die Radprofis der Welt in der schottischen Metropole Glasgow, um fast alle WM-Titel an einem Ort auszufahren. Lediglich die Crosser sind nicht zu dem neuen Multisportevent eingeladen.

Höher, weiter, schneller. Das ist nicht nur das Olympische Motto, sondern wohl auch der Arbeitstitel  jener Gruppe der UCI, die alle Weltmeisterschaften im Vierjahresrhythmus vereinen will. Das Format klingt interessant, so geht es in mehr als 160 Wettbewerben um die begehrten Regenbogentrikots. Das wäre immerhin rund die Hälfte der Medaillenentscheidungen von Olympischen Sommerspielen, deutlich mehr als bei Winterspielen. Damit kann die Dimension der neuen Veranstaltung ein wenig klarer gemacht werden. Die knapp 12.000 Teilnehmer der letzten Sommerspiele von Rio de Janeiro wird man aber wohl leicht knacken, so erwartet die UCI schon alleine beim Gran Fondo, dem Jedermannrennen, über 2.400 Teilnehmer.

Dieser Gigantismus wird auch die Auswahl möglicher Veranstaltungsorte limitieren, denn damit sind große Städte abseits von Europa sicherlich keine Ziele für die UCI. Eine Stadt wie Los Angeles, die sicherlich allen Anforderungen entspräche, würde vor allem an der Geldbörse der kleineren Radverbände gewaltig rütteln, denn die Transportkosten allein für Material und Betreuer würden für mehrere einzelne Weltmeisterschaften reichen. Und ein begrenztes Starterfeld bei den UCI-Weltspielen wäre wohl nicht im Sinne des Erfinders.

Ein zweites großes Limit für die Ausrichter sind auch die Anforderungen, welche die Spiele mitbringen. Denn immerhin sollte der Bewerber über ein Bahnradstadion verfügen, geeignete Strecken für die Mountainbiker sowie eine Kunstradhalle wären von Vorteil. Ein attraktiver Straßenkurs sowie eine selektive Zeitfahrstrecke wären ebenso gewünscht wie etwas Hügeliges für die Marathonfahrer im Mountainbike. Eine vier Kilometer lange Downhillstrecke wird wohl nicht in jeder Stadt leicht verfügbar sein. Dagegen sind die Pump-Track für die BMX-Fahrer oder der Eliminator-Kurs schon einfache Aufgaben für die Veranstalter.

Wohin führt die Mega-WM?

Aber man soll das ganze Vorhaben nicht gleich schlecht reden. Immerhin finden sich ja gute Punkte in dem Projekt. Hervorzuheben ist die Inklusion auf der Straße und der Bahn gemeinsam mit den Para-Athleten. Denn so bekommen auch diese abseits der Paralympischen Spiele einen großen Auftritt. Mit einem Termin ein Jahr vor den Olympischen Spielen Paris 2024 könnten sie definitiv die Gewinner der Veranstaltung sein, so können sie ihren Sponsoren ein weiteres Highlight anbieten.

Und auch der Verkauf wird im Vordergrund bei der Großveranstaltung sein. Denn gerade die Übertragungsrechte werden im Fokus der UCI liegen. Zwei Wochen Radsport in allen Facetten im TV weltweit. Das ist wohl der große Traum, jedoch ist es fraglich, ob abseits der Kernländer dies auch so sein wird. Denn teure Fernsehrechte in der mauen Urlaubszeit werden nicht im Interesse der großen Sender sein und die Vermarkter vor eine schwierige Aufgabe stellen.

Ein Zuckerl ist das Event wohl auch für die Fotografen oder Agenturen. Denn so kompakt wie in den 14 Tagen bekommen sie den Radsport wohl nirgends vor die Linse. Die mediale Breite der Veranstaltung hilft sicherlich auch den Sportlern und Verbänden dabei, ihre Stärken zu zeigen. Denn während die deutschen Kunstradfahrer trotz anhaltender Erfolge bisher  nur wenig Interesse hervorrufen können, würden sie in Glasgow sicherlich mehr in den Fokus der Berichterstattung rücken.

Interessant wird auch sein, inwieweit sich die Kalender verschieben. Denn betrachtet man die bisher ausgetragenen Weltmeisterschaften, so sind diese nur selten im August zu finden. Das Jahreshighlight der Bahnfahrer verschiebt sich mit der Multi-WM um fünf Monate, die üblicherweise Ende September ausgetragenen Straßen-Weltmeisterschaften rücken dann zwischen Tour de France und Vuelta a Espana. Wobei die Straßenprofis wohl diejenigen Sportler mit der geringsten Belastung sein werden. Sie starten ja nur im Einzelzeitfahren und im Straßenrennen.

Der Erfolg oder Misserfolg der Veranstaltung liegt wohl nicht nur in den Händen der Organisatoren von Glasgow, sondern auch bei der UCI. Der Weltverband muss die Rahmenbedingungen für Athleten, Journalisten, Fans, Veranstalter und die teilnehmenden Verbände festlegen. Es gibt noch viele Steine wegzuräumen, um ein 14-tägiges Radfest zu garantieren. Vieles wird aber abhängig sein vom Marketing und der Kommunikation. Und daran haperte es bislang noch gewaltig, schließlich wissen wir ja alle noch nicht, wie wir die große Rad-WM nun bezeichnen sollen und was uns im August 2023 wirklich erwartet?

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