Mas als Etappengewinner auf Gesamtrang zwei

Simon Yates macht mit Vuelta-Sieg das Giro-Drama vergessen

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Simon Yates macht mit Vuelta-Sieg das Giro-Drama vergessen"
Ein strahlender Simon Yates (Mitchelton-Scott) erreicht das Ziel der 20. Vuelta-Etappe. | Foto: Cor Vos

15.09.2018  |  (rsn) – Es wurde das erwartete Spektakel – wenn auch nicht um den Gesamtsieg. Auf der 20. Etappe der 73. Spanien-Rundfahrt über 97,3 Kilometer und sechs Pyrenäenpässe quer durch Andorra zum Coll de la Gallina sicherte sich der 23-jährige Spanier Enric Mas (Quick-Step Floors) vor dem zeitgleichen Kolumbainer Miguel Angel Lopez (Astana) den Tagessieg und rückte damit vom vierten auf den zweiten Gesamtrang vor. Der Gesamtführende Simon Yates (Mitchelton-Scott / +0:23 Minuten) verteidigte als Tagesdritter souverän sein Rotes Trikot und steht vor seinem ersten Triumph bei einer Grand Tour.

"Ich bin unglaublich stolz und unglaublich stolz auf das Team, es hat mich durch die ganzen drei Wochen getragen. Es ist der erste GrandTour-Gesamtsieg für das Team - es ist einfach unglaublich,“ sagte Yates im Ziel. Noch beim Giro d’Italia im Mai dieses Jahres hatte der 26-Jährige das Rennen souverän angeführt, ehe er mit einem Kräfteeinbruch an den letzten drei Tagen noch auf Gesamtrang 21 zurückfiel.

Ein Drama, das der Mann in Rot diesmal um jeden Preis vermeiden wollte. "Im letzten Anstieg war ich okay, aber ich war wirklich an meiner Grenze. Lopez und Mas waren wirklich unglaublich im Finale. Ich habe einfach versucht, meinen eigenen Rhythmus zu finden. Ich habe alles gegeben, was ich hatte, und zum Glück war es genug", zeigte sich Yates erleichtert ob der Strapazen der letzten Kilometer sowie wohl auch der letzten drei Wochen.

"Vergangene Woche habe ich mir jeden Tag das Video angesehen, als Valverde 2012 hier gewonnen hat, und ich dachte, dass ich als erster in die Kurve sprinten und dann die letzten 50 Meter Vollgas geben müsste", sagte Mas. "Genauso habe ich es gemacht. Ich habe vor der Kurve Gas gegeben und bin dann voll gefahren." Mit 54 Sekunden Rückstand erreichte der Vortagessieger Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) das Ziel in 1480 Metern Höhe, vor Rigoberto Uran (EF-Drapac/+0:57) und Wilco Kelderman (Sunweb/+1:11).

Verlierer des Tages war der spanische Altmeister Alejandro Valverde (Movistar). Der 38-Jährige, am Morgen noch Gesamtzweiter, konnte am Schlussanstieg das Tempo der Favoriten nicht mehr mitgehen und büßte an der Seite seines Helfers Nairo Quintana als Tageszehnter 3:09 Minuten auf Mas ein und rutschte auf Gesamtrang fünf ab.

In der Gesamtwertung nimmt Yates 1:46 Minuten auf Mas in die letzte, flache Etappe nach Madrid. Lopez‘ Rückstand als Gesamtdritter beträgt 2:04 Minuten, es folgen Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo / +2:54), Valverde (+4:28), Pinot (+5:57), Uran (+6:07) und Quintana (+6:51). Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) erreichte das Ziel als Tages-19. (+5:31) und beendet seine erste GrandTour als erklärter Kapitän als Gesamtzwölfter (+14:06).

So lief die Etappe:

Praktisch vom Start weg waren mit dem Anstieg zum Coll de la Comella Kletterqualitäten gefragt, sodass zahlreiche Fahrer ihr Heil in einem frühen Angriff suchten. Der Träger des Bergtrikots, Thomas De Gendt (Lotto Soudal), sicherte sich schließlich als Solist die fünf Punkte auf dem Anstieg der 2.Kategorie und erhielt in der Abfahrt Begleitung durch nicht weniger als 14 hochkarätige Mitstreiter, darunter Bauke Mollema (Trek-Segafredo), Vincenzo Nibali (Bahrain Merida), Nicolas Roche (BMC), Rafal Majka (Bora-hansgrohe), Michael Woods (EF-Drapac), David De La Cruz und Michal Kwiatkowski (beide Sky). Der Maximalvorsprung der Spitze auf das von Mitchelton-Scott angeführte Feld betrug drei Minuten.

Doch die Gruppe harmonierte nicht, sodass De Gendt auch die zweite Bergwertung des Tages am Coll de Beixalis (1. Kat.) als Solist gewann. Im Feld wagte Nairo Quintana einen Vorstoß, den aber vor allem LottoNL-Jumbo für den bis dato Gesamtdritten Kruijswijk neutralisierte. De Gendt erhielt in der Abfahrt zunächst Begleitung durch Kwiatkowski, Woods, Nibali, Mollema und Majka, ehe schließlich am Fuße des Coll de Ordino (1. Kat.) auch die restlichen Verfolger wieder nach vorn fuhren. Jesus Herrada sicherte sich diesmal als Solist die Bergpunkte, doch in der Abfahrt ließ es der Spanier vorsichtig angehen, weshalb an der Spitze abermals alles zusammenlief.

Im Hauptfeld hatte derweil Astana die Arbeit aufgenommen und den Vorsprung der Spitze am Anstieg sowie in der Abfahrt auf gut eine Minute reduziert. Mit der zweiten Auffahrt zum Coll de Beixalis attackierte schließlich Lopez, der mit Dario Cataldo und Omar Fraile zwei Helfer und Tempomacher fand. Das Tempo im Hauptfeld zog daraufhin an, mit Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) und Tony Gallopin (AG2R-La Mondiale) mussten gleich zwei Fahrer mit Top-Ten-Ambitionen die Kollegen ziehen lassen.

Auf dem Gipfel des Coll de Beixalis waren alle Ausreißer gestellt, so dass die Favoritengruppe die Abfahrt gemeinsam in Angriff nahm und Quintana sich einen kleinen Vorsprung von rund fünf Sekunden erarbeitete und am vorletzten Anstieg zum Coll de la Comella Begleitung von Lopez erhielt. Das kolumbianische Duo überquerte gemeinsam den Gipfel vor dem Verfolgerduo Yates/Mas, das sich wenige Meter vor dem Gipfel aus der Favoritengruppe gelöst hatte und in der Abfahrt rasch zu Lopez/Quintana aufschloss.

"Adam (Simon Yates‘ Zwillingsbruder, d. Red) gingen die Kräfte aus und ich wollte nicht in der Position sein, und so wollte ich nicht durch das Tal zum letzten Anstieg fahren. Das wäre die schlimmste Situation gewesen. Ich wusste, dass Lopez und Quintana vorne waren, und besonders Lopez hatte etwas zu gewinnen, also wusste ich, dass er vielleicht mit mir arbeiten würde“, erläuterte Yates seinen Angriff. So kam es dann auch: Lopez und Mas übernahmen einen Großteil der Führungsarbeit des Spitzenquartetts.

Da mit Lopez und Mas an der Spitze der zweite Gesamtrang von Valverde in Gefahr geriet, verweigerte Quintana die Führung, während bei den Verfolgern sein Movistar-Helfer Richard Carapaz versuchte, die Lücke von rund 30 Sekunden nicht größer werden zu lassen.

In der 7,6 Kilometer langen und acht Prozent steilen Schlusssteigung zum Collada de la Gallina ließ sich Quintana zu Valverde zurückfallen, der jedoch das Tempo seines Helfers nicht mitgehen konnte. Vorn setzten sich Lopez und Mas von Yates ab, der die Schlusssteigung kontrolliert anging und so sein Rotes Trikot sicher ins Ziel brachte. Dort feierte Mas im Zweiersprint seinen bislang größten Erfolg als Radprofi.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.09.2018Dennis soll BMC in Innsbruck zu drittem Zeitfahrgold führen

(rsn) - Nachdem es in den beiden vergangenen Jahren in den WM-Teamzeitfahren jeweils nur zur Silbermedaille gelangt hat, will BMC am Sonntag zum Auftakt der Straßenweltmeisterschaften von Innsbruck w

18.09.2018Sagan: “Radsport anzuschauen, finde ich langweilig“

(rsn) - Während Chantal Blaak (Boels-Dolmans) ihre Regentschaft als Weltmeisterin mit einem Sieg in ihrem letzten Rennen im Regenbogentrikot beendet hat, musste Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf ein l

18.09.2018Podcast Spezial: Wer waren die Gewinner und Verlierer?

(rsn) - Noch vor dem Schlusswochenende war nicht klar, wer sich am Ende den Gesamtsieg bei der 73. Austragung der Vuelta a Espana sichern wird. Doch auf den entscheidenden letzten beiden Bergetappen,

17.09.2018Denk: “Wir können nicht wirklich zufrieden sein“

(rsn) - Nach starkem Beginn endete die 73. Vuelta a Espana für das mit großen Ambitionen angetretene Team Bora-hansgrohe am Wochenende ernüchternd. Emanuel Buchmann konnte die hohen Erwartungen nic

17.09.2018Britische Rundfahrtasse stellen neuen GrandTour-Rekord auf

(rsn) - Die 73. Vuelta a Espana endete nicht nur mit dem persönlichen Triumph von Simon Yates (Mitchelton-Scott), der erstmals in seiner Karriere eine Grand Tour gewann. Der 26-jährige Brite setzte

17.09.2018Highlight-Video der 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Yates nach Giro-Absturz mit neuer Taktik zum Vuelta-Coup

(rsn) – Im Moment großer Enttäuschungen sprechen Sportler gern von "wertvollen Erfahrungen", die sie daraus ziehen würden. Ganz ähnlich war der Wortlaut auch bei Simon Yates (Mitchelton-Scott) n

16.09.2018Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Start der 73. Vuelta a Espana sind in Malaga 176 Profis in insgesamt 22 Teams angetreten. Längst nicht alle werden am 16. September das Ziel in der Hauptstadt Madrid erreichen. Sturzverle

16.09.2018Viviani von weit hinten an allen vorbei zum 18. Saisonsieg

(rsn) – 67. Profisieg, 67. Jahreserfolg für Quick-Step Floors: Elia Viviani hat einmal mehr bewiesen, dass er im Jahr 2018 der wohl stärkste Sprinter ist. Der Italienische Meister verwies auf der

16.09.2018Viviani und Simon Yates jubeln in Madrid

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Mas und Lopez kicken Kruijswijk noch vom Podium

(rsn) - Nach einer kleinen Achterbahnfahrt an den vergangenen Tagen wird Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) die 73. Vuelta a Espana auf dem vierten Platz beenden. Damit wiederholte der Niederländer se

16.09.2018Valverde: “Man muss die Niederlagen akzeptieren“

(rsn) - Die Ambitionen waren groß gewesen. Und lange mischte die spanische Equipe Movistar im Kampf um den Gesamtsieg bei dieser Vuelta a Espana mit. Doch am Ende gehört das Team zu den großen Gesc

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)