Vorschau 6. Gent-Wevelgem der Frauen

Kemmelberg und starker Wind entscheiden über den Ausgang

Von Felix Mattis aus Wevelgem

Foto zu dem Text "Kemmelberg und starker Wind entscheiden über den Ausgang"
Der gepflasterte Kemmelberg ist der härteste Anstieg bei Gent-Wevelgem. | Foto: Cor Vos

26.03.2017  |  (rsn) - Insgesamt sieben Rennen stehen am Sonntag im Rahmen des WorldTour-Events Gent-Wevelgem auf dem Programm: über die U17- und U19-Klassen bis zur U23 der Männer sowie die Eliterennen der Männer und Frauen. Für 149 weibliche Profis stellt die 6. Austragung ihres Rennens in diesem Jahr den vierten Lauf der Women's WorldTour dar und führt über 146,2 Kilometer. Start ist nicht in Deinze, wie bei den Männern, sondern in Boezinge, etwas nördlich von Ypern.

Die entscheidenden Scharfrichter aber sind dieselben: Kemmel- und Baneberg sowie der Wind. Der blies nämlich bereits am Samstag kräftig mit knapp 30 km/h aus nordöstlicher Richtung und soll für Sonntag nur etwas nachlassen - die letzten 40 Kilometer des Tages dürften daher fast komplett auf der Windkante und bei Gegenwind bestritten werden. Wenn auch nicht bei so extremen Bedingungen wie vor zwei Jahren, als ein Sturm einige Fahrrinnen und Fahrer auf dem Weg nac Wevelgem von der Straße wehte.

Die Strecke: Nach dem Start im Nordwesten von Ypern stehen zunächst knapp 70 flache Kilometer auf dem Programm, die größtenteils aber bereits auf offenem Feld gefahren werden. Von Beginn an dürfte das Rennen daher nervös sein und das Feld auseinanderzubrechen drohen. Bei Kilometer 70 jagt das Peloton dann durch den kleinen Ort Kemmel, aus dem heraus es auf den gefürchteten Kemmelberg geht - eine insgesamt 1,5 Kilometer lange und im Schnitt 6 Prozent steile Rampe, deren letzte 400 Meter auf Kopfsteinpflaster mit knapp 11 Prozent ansteigen.

Nach einer tückischen Abfahrt über genauso grobes Pflaster führt eine kurze Schleife westlich um den Kemmelberg herum und den Monteberg hinauf - ähnlich lang, ähnlich steil, aber ohne Kopfsteinpflaster. Anschließend folgen 18 Kilometer durch die Orte Wulvergem, Nieuwkerke und Dranouter nach Loker, von wo der dritte Helling des Tages erklommen wird: der Baneberg. Doch auch die Anfahrt dorthin ist nie richtig flach, sondern steigt ständig leicht an oder führt abwärts - auf ausgesetzter Straße, weil jeweils über die Rücken der Hügel führend.

Der Baneberg schließlich ist insgesamt 1,7 Kilometer lang und rund sechs Prozent steil, wobei die letzten 200 Meter es richtig in sich haben, mit einer Serpentine bei 23 Steigungsprozenten und auf schlechter, aber immerhin asphaltierter Straße. Oben angekommen geht es acht Kilometer meist abwärts zurück nach Kemmel und noch einmal über die Kemmelberg-Monteberg-Schleife, bevor die letzten 40 meist flachen Kilometer nach Wevelgem folgen - wie erwähnt bei zu erwartendem Seiten- bis Gegenwind.

Die Favoritinnen: Titelverteidigerin Chantal Blaak (Boels-Dolmans) setzte sich im Vorjahr als Solistin durch. Doch einen Solosieg zu feiern, dürfte angesichts des zu erwartenden Gegenwindes auf den Schlusskilometern harte Arbeit werden. Zuzutrauen wäre es der Niederländerin genau wie ihren Landsfrauen Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) oder Ellen van Dijk (Sunweb), die beide in den vergangenen Wochen eine gute Form zeigten. Auch Zeitfahr-Ass Katrin Garfoot (Orica-Scott) oder die WorldTour-Gesamtführende Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) hätten die Power  und Form dazu.

Doch das wahrscheinlichere Szenario ist die Ankunft einer Gruppe von Fahrerinnen, die mit den Besten über die fünf Hellinge kamen und sich an der Windkante nicht abschütteln ließen.

In einem solchen Sprint stehen derzeit Weltmeisterin Amalie Dideriksen (Boels-Dolmans), Titelverteidigerin Blaak, Jolien D'Hoore und Giorgia Bronzini (beide Wiggle-High5), die am vergangenen Sonntag bei der Trofeo Binda erfolgreiche Coryn Rivera und ihre Teamkollegin Lucinda Brand (beide Sunweb), Lotte Kopecky (Lotto-Soudal), Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla), Chloe Hosking (Alé Cipollini), Gracie Elvin (Orica-Scott), Arlenis Sierra (Astana) und Sheyla Gutierrez (Cylance) sowie Nina Kessler (Hitec Products), Lisa Brennauer, Elena Cecchini und Hannah Barnes (alle Canyon-SRAM) am höchsten im Kurs.

Die Deutschsprachigen: Neben Brennauer steht auch Trixi Worrack im breit aufgestellten Kader von Canyon-SRAM und könnte mit ihrer Erfahrung an der Windkante eine wichtige Rolle spielen. Dasselbe gilt für Romy Kasper, die bei Alé Cipollini zwar im Dienst von Hosking steht, zuletzt auf den engen Straßen Belgiens aber stets die Selektion schaffte und so 2017 schon vier Top-15-Resultate einfuhr.

Ähnlich wie Kasper für Hosking wird Charlotte Becker (Hitec Products) für Kessler arbeiten und die Luxemburgerin Christine Majerus (Boels-Dolmans) für Blaak sowie Dideriksen. Lisa Klein und Stephanie Pohl (beide Cervelo-Bigla) werden mit dem Plan ins Rennen gehen, für Lepistö einen Sprint herbeizuführen. Doch wenn die finnische WM-Dritte an den Hellingen abgehängt wird, ist auch ihnen beiden eine gute Platzierung zuzutrauen.

Die Österreicherin Sarah Rijkes (Lares-Waowdeals) hat die ehemalige Cross-Weltmeisterin Thalita De Jong in ihrem Team, während die Deutsche Daniela Gaß (Servetto Giusta) dank ihrer Endschnelligkeit freie Fahrt haben dürfte - sie muss "nur" die Selektion schaffen.

Die Teams: Boels-Dolmans, Wiggle-High5, WM3 Energie, Lares-Waowdeals, Lensworld-Kuota, Sport Vlaanderen, Lotto-Soudal, Veloconcept, Cervelo-Bigla, Cylance, FDJ Nouvelle Aquitaine, Canyon-SRAM, Servetto Giusta, Hitec Products, Parkhotel Valkenburg-Destil, Alé Cipollini, Sunweb, BTC City Ljubljana, Top Girls Fassa Bortolo, SAS-Macogep, Bizkaia-Durango, Orica-Scott, Drops, BePink-Cogeas, Astana

Das Preisgeld: Insgesamt 5.130 Euro werden bei der 6. Auflage von Gent-Wevelgem der Frauen ausgeschüttet und unter den Top 20 aufgeteilt. Die Siegerin bekommt 1.128 Euro, die Zweite 846 und die Dritte 564. Das entspricht exakt den Minimalanforderungen der UCI für Women's WorldTour-Rennen. Bei den Männern werden übrigens 40.000 Euro ausgeschüttet - 16.000 davon gehen an den Sieger. Auch das sind die Minimalanforderungen des UCI-Reglements.

Das Rennen Live: Anders als bei den ersten drei WorldTour-Rennen der Saison gibt es aus Wevelgem leider keine Live-Bilder des Frauen-Rennens. Am besten zu verfolgen ist es daher via Twitter unter dem Hashtag #GWEWomen und über die offiziellen Accounts des Rennens, @gentwevelgem, beziehungsweie der Women's WorldTour, @UCI_WWT.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.03.2017Jetzt hoffen Kristoff und Martin auf die Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Für das Katusha-Alpecin-Duo Alexander Kristoff und Tony Martin läuft es bei den Klassikern bisher alles andere als rund. Auch bei Gent-Wevelgem blieb das norwegisch-deutsche Duo hinter den E

26.03.2017Degenkolb: "Ich habe den Split verpasst"

(rsn) - Eine kleine Unaufmerksamkeit in der entscheidenden Phase des Rennens und die Siegchance beim Klassiker Gent-Wevelgem war für John Degenkolb (Trek-Segafredo) dahin. Im Interview (unten auch al

26.03.2017Highlight-Video vom 79. Gent - Wevelgem

(rsn) - Olympiasieger Greg Van Avermaet (BMC) hat seinen dritten Klassikersieg in dieser Saison gefeiert. Der 31-jährige Belgier setzte sich am Sonntag nach 249 Kilometern von Deinze nach Wevelgem im

26.03.2017Van Avermaet auf dem Weg zum Klassiker-Primus

(rsn) - Sekundenkrimi im Finale von Gent-Wevelgem! Nach einer irren und – aus Sicht der Verfolger erfolglosen – Hetzjagd auf den letzten Kilometern des belgischen Klassikers entschied Greg Van Ave

26.03.2017Sagan sauer: "Ich weiß nicht, was Terpstra da wollte"

(rsn) - Ein vor Selbstbewusstsein strotzender Sieger Greg Van Avermaet (BMC), ein – trotz der knappen Niederlage – glücklicher zweiter Jens Keukeleire (Orica-Scott), nur Peter Sagan (Bora-hansgro

26.03.2017Sturz bei Gent-Wevelgem - Martin kam mit Hautabschürfungen davon

(rsn) - Der Sturz etwa 40 Kilometer vor dem Ziel der 79. Auflage von Gent-Wevelgem endete für Tony Martin (Katusha-Alpecin) glimpflich. Der viermalige Zeitfahrweltmeister zog sich bei einer Massenkar

26.03.2017Lepistö siegt hauchdünn: "Als Jolien fragte, war ich nicht mehr sicher"

(rsn) - Auf der Linie knapp die Erste, auf dem Podium erneut die Langsamste: Das Öffnen von Champagner-Flaschen muss die Finnin Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla) noch üben, das Sprinten aber scheint si

26.03.2017Van Avermeat feiert dritten Sieg, Tony Martin gestürzt

(rsn) - Bei den Frühjahrsklassikern führt kein Weg an Greg Van Avermaet (BMC) vorbei. Der Belgier gewann nach dem Omloop Het Nieuwsblad und dem E3 Harelbeke nun auch Gent-Wevelgem (249 km) im Zweier

26.03.2017Vizeweltmeister Märkl Vierter, Wacker siegt

(rsn) - Niklas Märkl (RSC Linden) ist bei der Junioren-Version von Gent-Wevelgem auf Platz vier gesprintet. Das Rennen, dass zum U23 Nationen Cup gehört, gewann der Däne Anton Wacker. Märkl, der i

26.03.2017Bakelants: "Ein Strade Bianche ist genug"

(rsn) - Die Entscheidung der Veranstalter von Gent-Wevelgem, zur heutigen 79. Austragung des Rennens das Feld über insgesamt vier Kilometer Naturstraßen - sogenannte "plugstreets“ - zu jagen, stö

25.03.2017Sagan will die Titelverteidigung, Boonen den alleinigen Rekord

(rsn) - Nach Dwars Door Vlaanderen und E3 Harelbeke steht der nächste Klassiker binnen fünf Tagen in Flandern an. Das traditionsreiche Gent-Wevelgem bittet am Sonntag in seiner 79. Auflage zum letzt

25.03.2017Degenkolb: "Das war mehr als ein Härtetest“

(rsn) - John Degenkolb will nach dem für ihn und sein Trek-Segafredo-Team enttäuschend verlaufenen E3 Harelbeke nach vorne schauen. Am Freitag nämlich passte bei dem 206,1 Kilometer schweren Klass

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2025Martin auch Bester der Tour du Jura, Buchmann stark

(rsn) – Guillaume Martin (Groupama – FDJ) hat einen Tag nach seinem Sieg bei der Classic Grand Besançon Doubs (1.1) bei der Tour du Jura gleich noch einen draufgelegt. Er war im steilen Schlussan

19.04.2025“Rentenvertrag“ für Vos

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

19.04.2025Pogacar will in “Trebellins“ und Gilberts Fußstapfen treten

(rsn) – Am Sonntag findet die 59. Ausgabe des Amstel Gold Race (1.UWT) im Südosten der Niederlande statt. Und wie fast immer, wenn Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) am Start steht, sind alle

19.04.2025“Ausgequetschter“ van Aert verlor wieder den Sprint

(rsn) – Es war das Traumszenario der Belgier. Die beiden heimischen Topstars Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hatten sich beim Pfeil von Brabant (1.

18.04.2025Evenepoel gelingt beim Brabantse Pijl perfektes Comeback

(rsn) – Nach seiner langen Verletzungspause ist Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vor heimischem Publikum ein perfektes Comeback geglückt. Der 25-jährige Belgier entschied nach 162,6 Kilomet

18.04.2025Highlight-Video des 65. Brabantse Pijl

(rsn) – Besser hätte das Comeback nach langer Verletzungspause nicht verlaufen können. Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat vor heimischem Publikum den 65. Brabantse Pijl gewonnen und seine

18.04.2025Highlight-Video der Schlussetappe des Giro d´Abruzzo

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) hat erstmals in seiner Karriere ein Mehretappenrennen für sich entschieden. Der 27-jährige Augsburger gewann nach einer starken Vorstellung den 7.

18.04.2025Ein großer Tag: Zimmermann gewinnt den Giro d´Abruzzo

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) hat am Schlusstag des 7. Giro d’Abruzzo (2.1) nichts mehr anbrennen lassen und sich erstmals in seiner Karriere die Gesamtwertung eines Etappenren

18.04.2025Longo Borghini macht in Overijse ihren Sturz von der Ronde vergessen

(rsn) – Zwölf Tage nach ihrem Sturz bei der Flandern-Rundfahrt hat sich Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) eindrucksvoll zurückgemeldet und beim 10. Brabantse Pijl (1.Pro) souverän die Titelvert

18.04.2025Niewiadoma hofft auf Solo-Szenario am Cauberg

(rsn) - “Einsam bist du klein“ gilt für Kasia Niewiadoma sicherlich nicht. Dennoch ist die Polin mit ihren Teamkolleginnen von Canyon – SRAM – zondacrypto “gemeinsam stark“. Bei der 11. A

18.04.2025Nys verzichtet auf Brabant und fordert in Huy Pogacar heraus

(rsn) – Während Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) der vom Mittwoch auf den Freitag vor dem Amstel Race verschobene Termin des Brabantse Pijl so gut in den Plan passt, dass er sich zum zweiten

18.04.2025Van Aert peilt in Overijse seinen 50. Profisieg an

(rsn) – Beim 65. Brabantse Pijl (1.Pro) sind alle Augen auf Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) gerichtet. Der Belgier gibt nach langer Verletzungspause seinen Saisoneinstand und wird prompt zu

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Maroc (2.2, MAR)
  • Tour du Loir et Cher (2.2, FRA)
  • Liege-Bastogne-Liege U23 (1.2u, BEL)
  • Tour du Jura (1.1, FRA)