Vaughters kritisiert mögliche WorldTour-Reformen

"Das ist kein Auf- oder Abstieg. Das ist Aufstieg oder Tod"

Foto zu dem Text "
Jonathan Vaughters | Foto: Cor Vos

01.11.2016  |  (rsn) - Jonathan Vaughters ist einer der kritischsten Geister im Radsport. Ob Tour-de-France-Veranstalter A.S.O oder Radsportweltverband UCI? Mit allen legt sich der US-Amerikaner regelmäßig an, wenn es um Strukturen oder den Rechten der Teams geht. Der Teamchef von Cannondale-Drapac gehört zu den großen Mahnern. Und vieles läuft für ihn im Radsport aktuell nicht richtig.

Den Anstoß für seine Kolumne bei cyclingnews.com gaben die Diskussionen um eine mögliche Reduzierung der WorldTour zur kommenden Saison von 18 auf 17 Mannschaften. Eine Idee der UCI, die wohl aber wieder verworfen wird. In den zukünftigen Reformen zur WorldTour ist ein Ab- und Aufstiegssystem nach wie vor ein mögliches Modell. Vaughters hält das jedoch für ein furchtbares Szenario.

Dabei betont er, dass für viele Sportarten ein solches Modell im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit sehr wohl funktionieren kann, und verweist dabei auf das Beispiel von Leicester City im Fußball. Der englische Verein war nach Jahren in der Zweitklassigkeit 2014 erst in die Premier League aufgestiegen und wurde im Vorjahr überraschend Meister. Allerdings werden in England Absteiger auch finanziell vom Verband aufgefangen, um überlebens- und konkurrenzfähig zu bleiben. Im Radsport würden solche Teams dagegen „sterben“, ist sich Vaughters sicher.

"Die Art, wie ein Radsport-Team geführt und finanziert wird, ist nicht mit einem Fußballklub zu vergleichen. Und aus diesem Grund wäre ein Abstiegssystem für den Radsport eine Katastrophe", schreibt Vaughters. Als einen Grund führt er die Abhängigkeit der Teams von Sponsoren an, die abspringen würden, sobald das gesponserte Team nicht mehr zur WorldTour gehören oder kein Startrecht für die Tour de France erhalten würde.

Für seine beiden Sponsoren Cannondale und Drapac sei eine solche Vertragsklausel vorgesehen. "30 Fahrer und 70 Teammitglieder wären am Ende der Saison dann plötzlich arbeitslos – ohne große Chance auf einen neuen Arbeitgeber im Radsport. Das ist kein Auf- oder Abstieg. Das ist Aufstieg oder Tod", drückt es Vaughters hart aus. Für ihn ist ein solches System nicht tolerierbar.

"Radsport-Teams bekommen keine TV-Gelder und keine Ticketeinnahmen. Wir leben nur von den Sponsoren. Und wenn diese Sponsoren das abgestiegene Team verlassen, wer gibt dem Team dann die finanzielle Unterstützung zum Überleben, wie es einst Leicester City bekommen hat?", fragt Vaughters.

Für den US-Amerikaner ist das aber nur ein Thema von vielen, das ihm derzeit Sorgen bereitet. Er betont, wie schnell sich der Sport und die Medien verändern und wie dringend der Radsport Innovationen benötigt, um am Puls der Zeit zu bleiben. Mit dem Projekt Velon schiebt Vaughters bereits einige Dinge in Sachen Vermarktung, Einkunftsarten und Stärkung der Teams voran. Vieles geschieht ihm aber zu langsam.

Daher schließt er seine Kolumne auch mit den Worten: "Ob es am Ende 17 oder 18 Teams in der WorldTour sein sollen? Wenn wir nicht langsam etwas bewegen, wie das irgendwann unser geringstes Problem sein."

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine