Erstklassiges Starterfeld bei 3. Aviva Women´s Tour

Brennt Brennauer beim ersten Höhepunkt wieder ein Feuerwerk ab?

Von Felix Mattis aus Norwich

Foto zu dem Text "Brennt Brennauer beim ersten Höhepunkt wieder ein Feuerwerk ab?"
Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) gewann 2015 noch in den Farben des Vorgängerteams Velocio-SRAM. | Foto: Felix Mattis

14.06.2016  |  (rsn) - Es ist die zehnte Runde der Women's WorldTour, doch es ist viel mehr als das: Am Mittwoch beginnt in Southwold in der Region Norfolk direkt am Ärmelkanal die dritte Auflage der Aviva Women's Tour, jener fünftägigen Rundfahrt in England, die sich in kürzester Zeit dank großem Zuschaueraufkommen und britischem Radsport-Boom zur neben dem Giro Rosa prestigeträchtigsten Rundfahrt des Frauen-Kalenders gemausert hat.

Auf dem Programm stehen 621,1 Kilometer mit angeblich genau 7.391 zu überwindenden Höhenmetern, und am Start die Creme de la Creme des Pelotons - allen voran Weltmeisterin und Lokal-Matadorin Lizzie Armitstead (Boels-Dolmans) und Titelverteidigerin Lisa Brennauer (Canyon-SRAM).

Die Strecke: Nachdem im vergangenen Jahr jede Etappe mit einem Massensprint endete und das Rennen somit über Bonifikationssekunden entschieden wurde, versprechen die Organisatoren für die kommende Auflage härtere Etappen. 7.391 Höhenmeter sollen zu bewältigen sein, obwohl die 1. Etappe fast völlig flach ist.

"Einen Massensprint", erwarteten unisono die vier bei der Pressekonferenz vor dem Start anwesenden Protagonistinnen Armitstead, Brennauer, Marianne Vos (Rabo-Liv) und Emma Johansson (Wiggle-High5). Allerdings erlaubt die Zielankunft in Norwich nach 138,5 Kilometern einen solchen kaum. Auf dem letzten Kilometer stehen noch sechs Kurven an und die Zielgerade steigt an.

Tagsdrauf geht es von Atherstone in den Geburtsort William Shakespeares nach Stratford-Upon-Avon. Die Strecke wird im Norden Birminghams hügeliger, und auch diesmal wurde eine technische Schwierigkeit ins Finale eingebaut: eine 4,5 Meter breite Fußgängerbrücke ist 200 Meter vor dem Ziel zu überqueren.

Konnte auf der 2. Etappe noch von "etwas welliger" gesprochen werden, so ist die 109,6 Kilometer kurze 3. Etappe von Ashbourne nach Chesterfield bereits getrost als Achterbahnfahrt zu bezeichnen. Es geht ständig auf und ab, bis eine Abfahrt hinunter ins Ziel führt, wo die letzten 200 Meter laut Rennleiter Mick Bennett auf "Roubaix-ähnlichem Kopfsteinpflaster" verlaufen.

Mit fortschreitender Rundfahrtlänge wird auf der 4. Etappe auch die Müdigkeit eine Rolle spielen, wenn es zunächst gemächlich losgeht, dann aber im Finale auf dem Weg nach Stoke-on-Trent Klassement gemacht werden kann - mit zwei Bergwertungen auf den letzten 25 Kilometern in Ramshorn und Oakamoor kurz hintereinander.

Wenn dort keine Abstände entstehen, fällt die Entscheidung am Schlusstag in Kettering nach einer 113,2 Kilometer langen Etappe, die auf jener Zielgerade endet, auf der im Vorjahr die Luxemburgerin Christine Majerus (Boels-Dolmans) erfolgreich war - nach ansteigenden 500 Metern zur letzten Kurve 200 Meter vor dem Ziel.

Die Favoritinnen: Wir schwer der Kurs wirklich ist, wird sich erst im Verlauf des Rennens zeigen - und selbst wenn es Selektionen gibt: Ohne echte Bergetappe und ohne Zeitfahren werden die 3, 2, 1 Bonussekunden für die Top Drei an den zwei Zwischensprints pro Tag und die 10, 6, 4 Bonussekunden in den Etappenzielen wieder eine Rolle im Kampf um den Gesamtsieg spielen. Endschnelligkeit ist daher Trumpf und gibt in Sachen Favoritenrolle den Ausschlag in Richtung einiger Fahrerinnen.

Armitstead, Brennauer, Johansson und Vos sowie Chantal Blaak (Boels-Dolmans), Lucinda Brand (Rabo-Liv) und Leah Kirchmann (Liv-Plantur) stehen daher ganz oben auf der Liste. Die Sprinterinnen Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla), Jolien D'Hoore (Wiggle-High5) und Kirsten Wild (Hitec Products) müssen beweisen, dass sie über alle Anstiege mit drüber kommen.

So viel zu den Sekundensammlern. Doch denkbar ist auch eine härtere Selektion durch die Bergfahrerinnen auf Etappe 4, wodurch sich die Liste der möglichen Siegfahrerinnen deutlich erweitern ließe - gerade durch Klettererinnen wie Anna Van der Breggen (Rabo-Liv), Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) oder Ashleigh Moolman-Pasio (Cervelo-Bigla). Der Kampf um den Gesamtsieg scheint erstaunlich offen, und so wollte bei der Pressekonferenz vor dem Rennen auch niemand allzu offensiv seine Ziele formulieren.

"Erstmal geht es darum, meine erste Womens Tour zu Ende zu fahren. Ich habe keine speziellen Ambitionen", behauptete etwa Armitstead, die im vergangenen Jahr die 1. Etappe gewann, dann aber direkt hinter der Ziellinie schwer stürzte und aufgeben musste. Und auch Johansson hielt sich bedeckt: "Für uns ist es als Team wichtig, gute Ergebnisse zu erzielen und hoffentlich auch jemand in Reichweite zum Podium zu haben", sagte die Schwedin.

Erst Brennauer redete Klartext: "Wir sind alle hier, um um den Gesamtsieg zu fahren", sagte die Titelverteidigerin, schob dann aber auch nach: "Für uns selbst oder eine Teamkollegin. Ich wäre auch mit einem Etappensieg zufrieden."

Die Deutschen: Neben Brennauer stehen drei weitere deutsche Fahrerinnen am Start in Southwold. Und alle drei fahren für ein Team: Cervelo-Bigla. Der Rennstall von Thomas Campana bringt neben Lepistö sowie Kletter-Ass Ashleigh Moolman-Pasio aus Südafrika seine beiden Youngster Lisa Klein und Clara Koppenburg sowie die Ex-Weltmeisterin im Punktefahren Stephanie Pohl mit nach England, die am Wochenende bei den Auensteiner Radsporttagen auf Rang acht fuhr.

Ronny Laukes Team Canyon-SRAM, für das Brennauer als einzige Deutsche startet, setzt außerdem auf die Sprintfähigkeiten von Hannah Barnes aus Großbritannien, die im vergangenen Jahr die Schlussetappe gewann, und die in dieser Saison immer wieder vom Verletzungs- und Krankheitspech verfolgte Barbara Guarischi aus Italien. Außerdem könnten Brennauers Teamkolleginnen den Offensivgeist von Tiffany Cromwell, Elena Cecchini und Alena Amialiusik ausspielen.

Deutschsprachig sind im Starterfeld außerdem die Luxemburgerin Christine Majerus (Boels-Dolmans), die nach ihrem Etappensieg aus dem Vorjahr sicher vor allem an die Kettering-Etappe beste Erinnerungen hat - sie wird allerdings wohl in erster Linie als Helferin für Armitstead und Blaak sowie Ellen Van Dijk auftreten. Dazu kommt die Schweizerin Doris Schweizer (Cylance), die sich als Klettererin ein noch schwereres Rennen wünschen dürfte.

Die Teams: Canyon-SRAM, Wiggle-High5, Boels-Dolmans, Alé Cipollini, Liv-Plantur, UnitedHealthcare, Poitou-Charentes, Orica-AIS, Cervelo-Bigla, Rabo-Liv, Parkhotel Valkenburg, BTC City Ljubljana, Cylance Pro Cycling, Drops, Hitec Products, Nationalteam Großbritannien

Die Etappen:
1. Etappe, 15. Juni: Southwold - Norwich (138,5 km)
2. Etappe, 16. Juni: Atherstone - Stratford-Upon-Avon (140,6 km)
3. Etappe, 17. Juni: Ashbourne - Chesterfield (109,6 km)
4. Etappe, 18. Juni: Nottingham - Stoke-On-Trent (119,2 km)
5. Etappe, 19. Juni: Northampton - Kettering (113,2 km)

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

19.05.2024Vollering vollendet mit Solosieg ihr Spanien-Triple

(rsn) - Mit einem Sieg auf der 4. und finalen Etappe der Burgos-Rundfahrt der Frauen fixierte Demi Vollering (SD Worx – Protime) den Gesamtsieg in eindrucksvoller Manier. Die Niederländerin attacki

18.05.2024Wiebes holt sich ihren Sprintsieg, Vollering bleibt vorn

(rsn) – Nachdem sie sich zum Auftakt der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) mit Rang drei hatte begnügen müssen, hat Top-Favoritin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) auf der 3. Etappe nichts anbrenn

17.05.2024Brand und Co. stoppen bei Sturzopfern und verlieren viel Zeit

(rsn) – Nach dem schweren Sprint-Crash im Finale der 1. Etappe der Vuelta a Burgos Femina haben vier Fahrerinnen angehalten, um nach den Gestürzten Elisa Balsamo (Lidl – Trek) und Sofia Bertizzol

17.05.2024Bertizzolo bricht sich bei Sprint-Crash in Burgos den Arm

(rsn) – Neben Elisa Balsamo (Lidl – Trek) hat sich auch das zweite Opfer des furchtbaren Sturzes im Sprint-Finale der 1. Etappe bei der Vuelta a Burgos Femina Knochenbrüche zugezogen: Sofia Berti

16.05.2024Henttala fängt in Burgos Schrempf kurz vor dem Ziel noch ab

(rsn) – Nur um wenige Meter hat Carina Schrempf (Fenix – Deceuninck) zum Auftakt der Vuelta a Burgos Feminas (2.WWT) ihren zweiten Profisieg verpasst. Die Österreichische Meisterin hatte gut zwei

15.05.2024Eine Wienerin beim Debüt im Bergtrikot: Valentina Cavallar

(rsn) - Um gerade einmal drei Punkte verpasste Valentina Cavallar (Arkea – B&B Hotels) am vergangenen Wochenende den Gewinn der Bergwertung bei der Itzulia Women (2.WWT) im Baskenland, da Demi Volle

14.05.2024Kerbaol lässt Muzic und Co. bergab stehen und siegt in Durango

(rsn) – Das deutsche Women´s WorldTeam Ceratizit – WNT hat mit der Französin Cédrine Kerbaol seinen fünften Saisonsieg eingefahren. Die 22-jährige Bretonin gewann am Dienstag das baskische Ei

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

20.05.2024Weitere Einschränkungen für die 16. Giro-Etappe drohen

(rsn) – Bereits in der vergangenen Woche wurde der Streckenverlauf der über den Stelvio führenden 16. Giro-Etappe entschärft. Wegen Lawinengefahr nahm RCS Sport die Überquerung des 2.757 Meter

20.05.2024Algerien: Peschges wird auf neutralisierter Etappe Dritter

(rsn) - Marcel Peschges hat dem Team Embrace The World auf der 9. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) die nächste Podiumsplatzierung beschert. Der 27-Jährige sprintete Peschges in Annaba hinter dem

20.05.2024Müller sprintet bei Paris-Troyes aufs Podium

(rsn) – Tobias Müller (rad-net Oßwald) hat bei Paris – Troyes (1.2) sein erstes UCI-Podium der Saison eingefahren. Der 20-Jährige musste sich in Troyes nach 180 Kilometern im Sprint nur dem Au

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in dritter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

20.05.2024Quinn und Faulkner gewinnen US-Meisterschaften im Straßenrennen

(rsn) - Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des Port Epic eine Fraktur des Ellenbogens zugezogen, wie sein Team auf der Plattform X mitteilte. Der Belgier mu

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)