Abu Dhabi-Auftakt bei 53 Grad

Boonen: „Man kann unter diesen Bedingungen keine Rennen fahren“

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Auftakt der Abu Dhabi Tour - das Feld in der Wüste | Foto: Cor Vos

08.10.2015  |  (rsn) – Der Auftakt der Abu Dhabi Tour fand bei Bedingungen statt, die man getrost als irregulär bezeichnen kann. Die Meinungen im Feld über die 1. Etappe, die bei Temperaturen von bis zu 50 Grad ausgetragen wurde, dürfte der Tageszweite Tom Boonen (Etixx-Quick-Step) treffend zusammengefasst haben, als er im Ziel sagte: „Man kann unter diesen Bedingungen fahren, aber man kann keine Rennen fahren.“

Der Italiener Andrea Guardini (Astana), der sich nach 158 Kilometern - die Etappe war schließlich um 15 Kilometer verkürzt worden – im Massensprint vor Boonen durchsetzte und seinen achten Saisonsieg feierte: „Das war der heißeste Tag meiner Karriere und für die meisten anderen Fahrer auch.“ Als Beleg fügte Guardini an: „Wir sind in der Wüste bei 53 Grad gestartet. Bisher bin ich erst einmal bei 50 Grad in Adelaide (vor der Tour Down Under) im Training gefahren.“

Diesmal aber muteten die von Giro-Renndirektor Mauro Vegni geleitete Organisation den Profis zu, in der Mittagshitze ein Rennen zu bestreiten, das diesen Namen letztlich nicht verdiente. Der Schnitt betrug keine 35 km/h, aber nicht, weil die Fahrer nicht wollten, sondern weil mehr einfach nicht möglich war, wie Boonen betonte: „In den ersten kleinen Anstiegen betrug meine Herzfrequenz 170 bis 180, ohne dass ich wirklich angezogen hätte. Und so ging es allen. Die Jungs in der Spitzengruppe fielen ja einer nach dem anderen zurück.“

Als vorletzter der ursprünglich sechs Ausreißer musste Paul Voß (Bora-Argon 18) vor den brutalen Bedingungen kapitulieren. Nachdem er den zweiten Zwischensprint gegen Francisco Mancebo (Skydive Dubai) gewonnen hatte, ließ sich der 29-Jährige völlig entkräftet ins Feld zurückfallen.

Gegenüber radsport-news.com fand Voß am Abend deutliche Worte, die den Organisatoren in den Ohren klingen müssten: „Es war schon extrem anstrengend. Nicht unbedingt von den Wattwerten, sondern eher daher, weil der Puls um einiges höher war und man so schnell am Limit war“, sagte der gebürtige Rostocker und appellierte an die Verantwortlichen: „Um ehrlich zu sein, sollten wir bei solchen Temperaturen nicht so lange Rennen fahren müssen. Was wir da heute gemacht haben, war definitiv nicht gesund. Ich denke, man muss da Wege finden, um es für uns sicherer zu machen.“

Vegni, der sich schon früher im Jahr skeptisch über Vorschläge der Fahrer geäußert hatte, ein verbindliches Regelwerk festzulegen, um deren Gesundheit zu schützen, zeigte diesmal Verständnis und ersparte dem Feld zumindest die 15 Kilometer lange Zielrunde. Grundsätzliche Bedenken hatte der Italiener allerdings nicht. „Die Bedingungen haben sich im Lauf der vergangenen Woche verschlechtert, die Temperaturen sind ungewöhnlich hoch für diese Jahreszeit“, lautete seine Erklärung. Die Verantwortung schob Vegni letztlich allerdings den Fahrern zu: „Wir haben sie gebeten, an ihre Gesundheit zu denken“, fügte er an.

Da für die kommenden Tage ähnlich hohe Temperaturen erwartet werden, konnten die Organisatoren – die Rolle teilen sich RCS Sport und der Abu Dhabi Sports Council -, keine Entwarnung geben. Vielmehr muss die schmale Gratwanderung weitergehen, die kommerziellen Interessen mit gesundheitlichen Erfordernissen in Einklang zu bringen. Die mit beträchtlichem finanziellen Aufwand aus dem Boden gestampfte Rundfahrt durch die Vereinigten Arabischen Emirate, am Saisonende angesiedelt und ohne echten sportlichen Wert, versammelt trotzdem ein erstklassiges Fahrerfeld in Abu Dhabi.

Der eine oder andere der Topstars wird sein Kommen vielleicht schon bereut haben. „Wer kann […] Vollgas geben? Bei diesen Temperaturen ist das unmöglich“, sagte etwa Tom Dumoulin vom Giant-Alpecin-Team.

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