Giro-Zeitfahrsieger kann sein Glück gar nicht fassen

Dowsett: Erlösung nach drei Stunden Zittern

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Alex Dowsett (Movistar) | Foto: ROTH

11.05.2013  |  (rsn) - Als Alex Dowsetts‘ Teamkollege Benat Intxausti an der 1500-Meter-Marke vorbeirollte und die Uhr für den Spanier auf 1:16:28 Stunden umsprang war es Gewissheit: Der Brite hatte das 55 Kilometer lange Einzelzeitfahren des Giro d’Italia zwischen Gabicce Mare und Saltara gewonnen. Drei Stunden hatte der Movistar-Profi seit seiner Zielankunft auf dem sogenannten „Hot Seat“ vor den italienischen TV-Kameras gesessen und das Geschehen am Fernsehen verfolgt.

Einer nach dem Anderen war an seiner Zeit gescheitert, doch Dowsett blieb bis zum Schluss nervös, und so reichten ihm auch die drei Stunden nicht, um sich auf den möglichen Erfolg vorzubereiten. „Ich kann es noch gar nicht glauben“, erklärte der Britische Landesmeister im Kampf gegen die Uhr, nachdem das Ergebnis feststand. „Es wird etwas dauern, bis ich das realisiere.“

Dowsetts Wartezeit war ein Wechselbad der Gefühle. Erst hieß es, dass es gegen 15 Uhr zu regnen beginnen würde - ein Szenario, dass den Top-Favoriten einen ernsthaften Angriff auf Dowsetts Zeit vor allem auf den sehr technischen ersten 26 Kilometern des Tages unmöglich gemacht hätte. Dann aber blieb es doch trocken und Vincenzo Nibali (Astana) unterbot Dowsetts Bestmarke an der ersten Zwischenzeit nach eben jenem technischen und welligen Abschnitt. Der mögliche Sieg wackelte gewaltig.

Doch Dowsett hatte im zweiten Streckenteil, der flacher und mit längeren Geraden deutlich zeitfahrtypischer gestaltet war, am Mittag besser ausgesehen als später Nibali und Co.. Selbst Zeitfahr-Olympiasieger Bradley Wiggins (Sky), der auf den ersten 26 Kilometern schon 52 Sekunden gegen seinen Landsmann verlor, büßte dort weitere sieben Sekunden ein. „Die Strecke war noch härter, als ich erwartet hatte. Aber ich habe eine recht extreme 55-29-Übersetzung aufgelegt, um mit den sehr unterschiedlichen Streckenteilen jeweils gut zurecht zu kommen",erklärte der 24-Jährige, der Ende 2012 von Sky zu Movistar gewechselt war.

Das war die goldene Entscheidung. Dowsett bot so die insgesamt rundeste Leistung und ging mit großem Vorsprung in den drei Kilometer langen und sehr schweren letzten Anstieg, der auf den letzten 800 Metern ganze elf Prozent steil war. Dort gingen ihm jedoch die Kräfte aus. „Der Anstieg schien gar nicht enden zu wollen. Ich hatte schon einen ganz benebelten Blick und dachte, ich würde das Ziel nicht erreichen“, gab Dowsett später zu. Doch er tat es, und auch wenn Wiggins ihm dort noch 49 Sekunden abnahm, näher als bis auf zehn Sekunden kam der Tour-Sieger von 2012 nicht mehr heran.

„Vor dem Start hätte es mir gereicht, in die Top Ten zu fahren - der Sieg ist großartig“, freute sich Dowsett. „Das Team hat mir in den vergangenen Tagen mit dem Blick auf heute die Möglichkeit gegeben, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Denn das war mein Ziel - der Tag, an dem ich am besten sein wollte. Jetzt sind meine persönlichen Ambitionen mehr als erfüllt und von nun an werde ich voll für meine Teamkollegen arbeiten.“

Arbeit gibt es da in den nächsten Tagen schließlich genug. Schon auf der morgigen 9. Etappe in Richtung Florenz muss das Bergtrikot von Giovanni Visconti verteidigt werden, und in den Bergen wird Movistar versuchen, Intxausti wieder weiter nach vorne zu bringen. Denn so schön der Moment für Dowsett war, als sein Teamkollege an der 1500-Meter-Marke vorbeirollte und die Siegerzeit vorbeitickte, besser wäre es für die Mannschaft gewesen, wenn Intxausti da an der 50-Meter-Marke gewesen wäre. So nämlich büßte der Spanier 4:02 Minuten ein und fiel vom ersten auf den 14. Gesamtrang zurück.

„Er hat etwas Boden verloren, aber wir werden alles geben, um ihn wieder an die Besten heranzubringen“, versprach Dowsett.

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