Contador überholt, Pechsträhne besiegt

Martin: "Das härteste Rennen meines Lebens"

Foto zu dem Text "Martin:
Zeitfahrweltmeister Tony Martin | Foto: ROTH

19.09.2012  |  Valkenburg (dapd) - Als Tony Martin sich mit letzter Kraft den Cauberg hinaufgekämpft und mit der Winzigkeit von fünf Sekunden gesiegt hatte, legte er sich als zweimaliger Weltmeister erschöpft auf den Asphalt von Valkenburg. In einem Herzschlagfinale hatte der 27-Jährige den Amerikaner Taylor Phinney besiegt und sich mit dem zweiten WM-Titel im Einzelzeitfahren eine goldene Genugtuung nach einer Saison voller Pleiten, Pech und Pannen beschert.

"Ich bin überglücklich, der Titel bedeutet mir nach dieser Saison so unglaublich viel. Manchmal müssen eben fünf Sekunden reichen, um Weltmeister zu werden. Das war die beste Woche meiner Karriere", sagte der überglückliche Martin. Mit stolz geschwellter Brust lauschte er den Klängen der Nationalhymne und blinzelte in die bereits tief stehende Sonne.

Von Beginn an hatte sich Martin in Abwesenheit der Dauerrivalen Bradley Wiggins und Fabian Cancellara ein Fernduell mit dem Olympia-Vierten Phinney geliefert. Der US-Boy lag bei der ersten Zwischenzeit am Ende des einen Kilometer langen Anstiegs Sint Remigiusstraat vier Sekunden vor Martin. Doch der Deutsche Meister schlug mit Bravour zurück, lag nach 29,7 Kilometern 13 Sekunden vorn und überholte wenig später den direkt vor ihm gestarteten Alberto Contador ein. "Ich war froh, als ich Alberto gesehen habe. Es war wohl das härteste Zeitfahren meines Lebens", gestand Martin.

Martin büßte bis zur dritten Referenz einige Sekunden ein, doch am Ende der 46,3 Kilometer durch die Limburger Hügellandschaft leuchtete in 58:38 Minuten die Bestzeit auf. "Ich bin etwas vorsichtiger angegangen. Wenn man als Top-Favorit halbwegs gut durch die Kurven kommt, ist die Chance auf den Sieg sehr groß", sagte Martin. Bronze ging an den Weißrussen Wassil Kiryjenka.

Bereits bei der Fahrt über den Zielstrich reckte Martin zwei gespreizte Finger in die Höhe. Erster Gratulant war der um mehr als zwei Minuten distanzierte Contador. Der zweimalige Tour-Sieger tätschelte Martin anerkennend die Wange und ging erschöpft seiner Wege. Im Lager des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) herrschte Jubelstimmung. "Tony ist durch die Stürze und Verletzungen vorsichtiger angegangen als Phinney, dadurch ist es sehr schwer geworden. Es ist für ihn ein sehr guter Abschluss", sagte Vizepräsident Udo Sprenger.

Nach dem WM-Titel von Judith Arndt (Leipzig) und Bronze von Junior Maximilian Schachmann (Berlin) holte Martin bereits die dritte Medaille für den Verband. Der Wahlschweizer hatte zudem am Sonntag mit Omega Pharma das erstmals ausgetragene Teamzeitfahren für Marken-Mannschaften gewonnen.

Im Vordergrund stand bei Martin jedoch die pure Erleichterung über das nach dem Seuchenjahr nicht mehr für möglich gehaltene Happy End. Im Frühjahr lag der 27-Jährige mit Knochenbrüchen im Krankenhaus, bei der Tour zerplatzten alle Träume vom Gelben Trikot durch Materialdefekte und einen Sturz. Dieser wird Martin demnächst womöglich noch beschäftigen, eine Operation am gebrochenen Kahnbein droht.

Doch daran verschwendet Martin noch keinen Gedanken. "Es ist ein tolles Gefühl, mich mit so einem Sieg in drei Wochen in meine Winterpause verabschieden zu können", betonte Martin. Dies gebe ihm für die kommende Saison viel Selbstvertrauen. Als letztes Saisonrennen nimmt Martin Anfang Oktober an der Peking-Rundfahrt teil. Die beiden anderen BDR-Fahrer boten eine enttäuschende Leistung. Der junge Erfurter Patrick Gretsch fuhr mit fast vier Minuten Rückstand auf Martin auf Rang 27. Ex-Weltmeister Bert Grabsch (Wittenberg) absolvierte den Kurs als 36. über vier Minuten langsamer.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.09.2012Handbruch: Für Gallopin ist die Saison beendet

(rsn) – Nachdem er sich im WM-Straßenrennen von Valkenburg bei einem Sturz auf der viertletzten Runde die Hand gebrochen hat, ist die Saison für Tony Gallopin beendet. Wie sein RadioShack-Nissan a

24.09.2012Australierin Neylan lässt auch Abus Nutrixxion jubeln

(rsn) – Auch das deutsche Abus Nutrixxion-Team hatte bei der Straßen-WM in der niederländischen Provinz Limburg allen Grund zur Freude. Denn zehn Sekunden hinter der überlegenen Niederländerin M

24.09.2012Boasson Hagen glücklich mit Silber

(rsn) – Edvald Boasson Hagen gelang im WM-Straßenrennen von Valkenburg am Sonntag zwar nicht das gleiche Kunststück wie seinem Landsmann Thor Hushovd, der sich vor zwei Jahren in Melbourne das Reg

24.09.2012Tiernan-Locke überzeugt beim Debüt als Kapitän

(rsn)- Auch das „Team GB“ - wie die Briten ihre Nationalmannschaft nennen - hatte bei der WM in der Provinz Limburg am Sonntag im Straßenrennen das Nachsehen. Mit dem Titelverteidiger Mark Caven

24.09.2012Voeckler: "Ich bereue nichts"

(rsn) - Der Franzose Thomas Voeckler, der am Sonntag das WM-Straßenrennen in Limburg auf dem siebten Platz beendete, lieferte in der neiderländischen Provinz Limburg zwar einen starken Auftritt ab,

24.09.2012Nibali: "Das kann keiner außer Gilbert"

(rsn) – Die Italiener zählten zu den großen Geschlagenen im WM-Straßenrennen von Valkenburg. Doch das Ergebnis täuscht etwas über den Auftritt der Azurblauen hinweg, die zwischenzeitliche mit v

24.09.2012Valverde: "Ich hätte Gold gewinnen können"

(rsn) – Der WM-Dritte Alejandro Valverde hat sich vehement gegen die Kritik seines Teamkollegen Oscar Freire zur Wehr gesetzt. Der dreifache Weltmeister hatte dem Vuelta-Zweiten im Anschluss an das

24.09.2012Gilbert: "Niederlagen machen dich stärker"

(rsn) – Noch vor vier Wochen war die Saison 2012 für Philippe Gilbert eine einzige Enttäuschung. Nach seinem Wechsel zur Startruppe von BMC war dem erfolgreichsten Fahrer des Jahres 2011 kein einz

23.09.2012Degenkolb knapp an einer WM-Medaille vorbei

Valkenburg (dapd/rsn) - Nachdem der große Traum von der WM-Medaille beim Showdown auf dem Cauberg geplatzt war, stand John Degenkolb mit Dreck verschmiertem Gesicht im Ziel in Valkenburg und blickte

23.09.2012Sprenger: "Wir können sehr zufrieden sein"

(rsn) – Nach drei Medaillen in den Zeitfahren kam in den Straßenrennen der Weltmeisterschaften von Limburg für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) keine weitere mehr hinzu. Mit seinem vierten Platz

23.09.2012BMC hat mit Gilbert ersten "eigenen" Weltmeister

(rsn) – Mit Philippe Gilbert hat das BMC Racing- Team nun vier der letzten fünf Weltmeister im Kader. Neben dem 30-Jährigen Belgier, der am Sonntag nach einem Antritt am Cauberg souverän Gold gew

23.09.2012Gilbert stürmt ins Regenbogentrikot, Degenkolb Vierter

(rsn) – Philippe Gilbert ist im WM-Straßenrennen seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Der 30 Jahre alte Belgier siegte nach 267 Kilometern in Valkenburg als Solist. Die Silbermedaille gewann der

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine