Radsport News Favoritencheck

Fünf Sterne für Wiggins und Evans

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Bradley Wiggins (Sky) will auch bei der Tour de France das Gelbe Trikot erobern. | Foto: ROTH

27.06.2012  |  (rsn) - Im Kampf um das Gelbe Trikot wird es bei der 99. Tour de Francein Abwesenheit des gesperrten Alberto Contador und des verletzten Andy Schleck (RadioShack-Nissan) wohl auf ein Duell zwischen dem Briten Bradley Wiggins (Sky) und dem australischen Titelverteidiger Cadel Evans (BMC) hinauslaufen. Hinter den beiden Topfavoriten tummeln sich allerdings zahlreiche Podiumsanwärter, darunter auch Andreas Klöden (RadioShack-Nissan).

Radsport News listet die Favoriten auf und schätzt deren Chancen ein.

***** Sterne

Bradley Wiggins (Sky): Am Briten wird in diesem Jahr kein Weg vorbei führen - sagen zumindest viele Experten. Tatsächlich präsentierte sich der 32-Jährige schon früh in Topform. Mit Paris-Nizza, der Tour de Romandie und zuletzt auch dem Critérium du Dauphiné gewann Wiggins gleich drei prestigeträchtige Rundfahrten in ziemlich souveräner Art und Weise. Der ehemalige Bahnspezialist ist aktuelll wohl der beste Zeitfahrer im Peloton, was bei den 101 Zeitfahrkilometern ganz gewiss kein Nachteil sein wird. Und auch im Hochgebirge wird der Sky-Kapitän immer stärker. Sollte Wiggins seine Form halten und im Gegensatz zum Vorjahr ohne Sturzpech bleiben, so wird es ganz schwer, den langen Schlacks und sein bärenstarkes Team zu schlagen.

Cadel Evans (BMC): Ein bisschen paradox ist es schon, geht doch der Titelverteidiger als Herausforderer Nummer 1 ins Rennen. Dem 35-jährigen  kommt die diesjährige Streckenführung noch mehr entgegen als die aus dem Vorjahr. Allerdings muss Evans im Hochgebirge seinen schärfsten Kontrahenten Wiggins abschütteln. Denn trotz aller Qualitäten ist der Brite im Kampf gegen die Uhr noch einen Tick stärker als der Weltmeister von 2009. Das musste Evans bereits beim Critérium du Dauphiné einsehen, als ihm Wiggins 1:43 Minuten im Zeitfahren abnahm. In den Bergen zeigte sich Evans auf der Höhe und schloss die Tour-Generalprobe auf Platz drei ab. Trotzdem: Nur wenn sich der Australier noch etwas formverbessert zeigt, wird in der Lage sein, Wiggins zu schlagen.

**** Sterne

Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale): Die Vuelta hat der Italiener bereits gewonnen, auch beim Giro stand Nibali schon auf dem Podium. Nun soll auch bei der Tour de France die erste Podiumsplatzierung her. In diesem Jahr wusste der 27-Jährige vor allem im März und April zu überzeugen – damals gewann er Tirreno-Adriatico, Dritter bei Mailand-San Remo und Zweiter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Seitdem stand die Tour-Vorbereitung im Zentrum. Das Critérium du Dauphiné, das Nibali auf Rang 28 beendete, nutzte er nur als intensives Training. Mit einem starken Team an seiner Seite – im Hochgebirge etwa der zweifache Giro-Sieger Ivan Basso und der polnische Edeldomestike Sylvester Szmyd –  wird Nibali mehr als nur ein Wort bei der Vergabe der Podiumsplätze mitreden.

Andreas Klöden (RadioShack-Nissan): Schlägt 2012 die große Stunde des zweimaligen Tour-Zweiten? Durch den verletzungsbedingtne Ausfall von Andy Schleck wird wohl der 37-jährige Deutsche in die Kapitänsrolle bei RadioShack-Nissan schlüpfen. Die Steckenführung mit mehr als 100 Zeitfahrkilometern wird den Wahl-Schweizer freuen, und auch in den Bergen findet sich der Routinier bestens zurecht. Bereits 2011 war Klöden ein heißer Anwärter auf das Tour-Podium, ehe er nach einem schweren Sturz aufgeben musste. Diesmal könnte es bei der Tour ein happy end geben. Die Vorbereitung verlief zwar, was die Ergebnisse anbelangt, längst nicht so erfolgreich im im Vorjahr, als er Paris-Nizza auf Platz zwei beendete und die Baskenland-Rundfahrt gewann. Dafür aber scheint sich Klöden noch akribischer auf die 99. Auflage der Frankreich-Rundfahrt vorbereitet zu haben. Die Frage ist, ob der "ewige Helfer" die Herausforderung annimmt, als Kapitän auf Sieg zu fahren.

Jurgen Van den Broeck (Lotto-Belisol): Nach Platz vier bei der Tour 2010 und dem frühen Sturz-Aus im vergangenen Jahr will der Lotto-Kapitän wieder an die Topleistung von vor zwei Jahren anknüpfen. Der 29-Jährige, der als passabler Zeitfahrer gilt, stellte in diesem Jahr seine Qualitäten gleich mehrfach unter Beweis, zuletzt mit Platz fünf beim Critérium du Dauphiné. Auch wenn der Fokus des Teams auf die Sprintankünfte gerichtet ist, so hat der Teamkollege von André Greipel mit seinen belgischen Landsleuten Jelle Vanendert und Francis de Greef doch zwei starke Kletterer an seiner Seite, die ihn auf den endscheidenden Etappen unterstützen können.

Levi Leipheimer (Omega Pharma-Quickstep): Bald 39-Jahre und noch kein bisschen Müde. Der älteste unter den Klassementfahrern zeigte zuletzt bei der Tour de Suisse mit Rang drei, dass er rechtzeitig zur Tour Topform erreicht hat. Die 101 Zeitfahrkilometer kommen dem US-Amerikaner entgegen, so dass ein Platz unter den besten Fünf möglich ist. Leipheimer, der nach einer schweren Verletzung aus dem Frühjahr erst spät in Form gekommen ist, will aber noch mehr und in Paris auf das Podium.

***Sterne

Fränk Schleck (Radioshack-Nissan): Schon vor Tourbeginn hat der Luxemburger abgewunken, als es um die Kapitänsrolle bei RadioShack-Nissan ging. Zum einen hatte der 32-Jährige mit dem Giro d`Italia, der Luxemburg-Rundfahrt und der Tour de Suisse ein knüppelhartes Rennprogramm zu absolvieren. Zudem zog sich der ältere der beiden Schleck-Brüder in Italien eine Schulterverletzung zu, die ihn in der letzten Giro-Woche zur Aufgabe zwang. Die angespannte Stimmung im Team dürfte Schleck, der die Tour ohne seinen verletzten Bruder bestreiten muss, nicht unbedingt motivieren. Auch die 101 Zeitfahrkilometer sind alles andere als nach dem Geschmack des Kletterkünstlers. Was Hoffnung macht: Die Tour de Suisse beendete Schleck zuletzt auf Rang zwei.

Janez Brajkovic (Astana): Der 28-jährige Slowene ist der unerfahrenste unter den Klassementfahrern. Noch nie konnte Brajkovic eine große Landesrundfahrt in den Top Ten beenden, die Tour fuhr er bis dato erst einmal zu Ende - auf Rang 42. Dennoch setzt Astana große Hoffnungen auf den frischgebackenen Gesamtsieger der Slowenien-Rundfahrt, der bereits zuvor mit Platz sieben beim Critérium du Dauphiné zu überzeugen wusste. Sogar Altmeister Alexander Winokurow will sich bei seiner Abschiedstour in den Dienst von Brajkovic stellen.

Denis Mentschow (Katusha): Der Tour-Zweite von 2010 hielt sich in diesem Jahr doch sehr  zurück. Nur zwei zweite Etappenplätze bei der Andalusien-Rundfahrt im Februar und bei der Katalonien-Rundfahrt im März hat der 34-jährige Russe vorzuweisen. Ein Ausrufezeichen setzte Mentschow allerdings zuletzt bei den Russischen Meisterschaften, wo er den Zeitfahrwettbewerb gewann. In den großen Landesrundfahrten hat der zweifache Vuelta-Sieger und Giro-Gewinner von 2009 allerdings immer seinen Mann gestanden und selten enttäuscht. In diesem Jahr ist sein Fokus zudem komplett auf die Tour gerichtet, so dass man von Mentschow doch einiges erwarten kann.

Robert Gesink (Rabobank): Die Sportliche Leitung hat vor Tour-Beginn Druck den Schultern des Kletterspezialisten genommen. Aufgrund der vielen Zeitfahrkilometer sei das Podium nicht realistisch, hieß es. Allerdings hat der Niederländer, in diesem Jahr Gewinner der Kalifornien-Rundfahrt, im Kampf gegen die Uhr deutlich an Stärke hinzugewonnen. Dass seine Form  stimmt, zeigte Gesink mit Platz vier bei der Tour de Suisse. Sollte der 26-Jährige sturzfrei durch die Tour kommen, so sollte er seinen fünften Platz aus dem Jahr 2010 wiederholen können.

Samuel Sanchez (Euskaltel): Trotz der vielen Zeitfahrkilometer macht sich der Spanier, 2010 Dritter bei der Frankreich-Rundfahrt, wieder Hoffnungen auf das Podium. Der Gewinner des Bergtrikots der vergangenen Tour blickt auf ein starkes erstes Halbjahr zurück. Zu Buche stehen der Gesamtsieg bei der Baskenland-Rundfahrt und Platz zwei bei der Katalonien-Rundfahrt. Beim abschließenden Tour-Härtetest, dem Critérium du Dauphiné musste der 34-Jährige allerdings einen herben Rückschlag einstecken. Schon zu Beginn der Rundfahrt stürzte der Olympiasieger von 2008 schwer und quälte sich durch die nächsten Etappen, um nicht all zu viele Wettkampfkilometer hinsichtlich der Frankreich-Rundfahrt zu verlieren. Trotzdem ist Sanchez zuversichtlich, im Kampf um das Gelbe Trikot ein Wörtchen mitreden zu können

 ** Sterne
Tony Martin (Omega Pharma Quickstep), Jerome Coppel (Saur-Sojasun), Ryder Hesjedal, Tom Danielson (beide Garmin-Sharp), Bauke Mollema (Rabobank), Alejandro Valverde (Movistar)

* Stern
Frederik Kessiakoff, Robert Kiserlovski, Alexander Winokurow (alle Astana), Ivan Basso (Liquigas), Rein Taaramae (Cofidis), Christian VandeVelde (Garmin-Sharp) , Michael Rogers (Sky), Nicholas Roche, Jean-Christophe Peraud (beide Ag2r), Michele Scarponi (Lampre-ISD), Pierre Rolland, Thomas Voeckler (beide Europcar), Peter Velits (Omega Pharma Quickstep), Wout Poels (Vacansoleil)

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