Jens Heppner und Enrico Poitschke im Interview

NetApp: WorldTour wohl erst 2013

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Jens Heppner (NetApp) Foto: ROTH

27.06.2011  |  (rsn) - Im Gespräch mit Radsport News ziehen Jens Heppner und Enrico Poitschke, die beiden Sportlichen Leiter des deutschen NetApp-Teams, eine Zwischenbilanz der ersten Saison als Zweitdivisionär. Die ehemaligen Profis zeigen sich zufrieden mit den Leistungen ihrer Fahrer, kündigen aber bereits Verstärkungen für 2012 an. Das große Ziel WorldTour könnte dagegen einen einjährigen Aufschub erfahren.

Die Saison hat Halbzeit. Wir sind bei der DM, das Ziel liegt an einer Schule. Welche Note würden Sie Ihrer Mannschaft geben?

Poitschke: Ich liege da bei einer 2. Bei den großen Rennen wie Paris-Roubaix, Kalifornien-, Türkei-Rundfahrt und Tour de Suisse haben wir tolle Leistungen gezeigt und uns stark präsentiert. Natürlich wären wir auch daran interessiert, mehr Podiumsplätze zu holen. Aber uns war klar, dass es in diesem Jahr nicht leicht werden würde, auf diesem Niveau ganz vorne mitzufahren. Die meisten Rennen sind sehr gut besetzt. Da war uns von Anfang an bewusst, dass es schwer werden würde, da vorne reinzufahren.

Heppner: Ich stimme dem zu. Was Fernsehminuten betrifft, haben wir uns super präsentiert. Nur was die Ergebnisse betrifft, da hapert es noch.

War die Marschroute von Anfang an, bei den Rennen offensiv zu fahren?

Heppner: Uns war bewusst, dass wir bei den Ergebnissen nicht vorne landen können. Also mussten wir etwas anderes probieren, um den Sponsor zufrieden zu stellen. Das ist uns über die TV-Präsenz mehr als nur gut gelungen.

Haben Sie die Fahrer eingekauft, um offensiv fahren zu können oder haben Sie aus der Not eine Tugend gemacht?

Poitschke: Uns war bewusst, dass wir keine Siegfahrer haben. Deswegen haben wir uns auf Offensive orientiert. Natürlich muss man auch schauen, dass sich ein Fahrer im Frühjahr zum Siegfahrer entwickelt. Das war nicht der Fall. Auch haben wir uns von dem einen oder anderen auch sicherlich etwas mehr versprochen.

Wer waren die erfreulichen Erscheinungen?

Poitschke: Timon Seubert hat sich sehr gut entwickelt, Huzarski ist stark gefahren, auch ein Michael Schwarzmann hat eine gute Entwicklung genommen. Schillinger ist einzelne Rennen gut gefahren. Und Leopold König hat sehr gute Rennen gezeigt. Wir hoffen, dass die zweite Saisonhälfte dann noch besser läuft?

Würden Sie den Kader wieder genau so zusammenstellen?

Heppner: Es wird im Team einige Veränderung geben, wir werden den Kader vergrößern. Wir hatten aber auch ein bisschen Pech. David Hesselbarth, ein großes Talent, ist von Saisonbeginn an mit Knieproblemen ausgefallen und kein Rennen gefahren. Auch Daniel Schorn ist nach einem Sturz am Knie operiert worden, auch  Schwarzmann hat länger gefehlt. So was trifft ein kleines Team enorm. Vor allem im Sprint waren wir gebeutelt. Das ist doppelt bitter, da die Sprinter ja die Ergebnisse einfahren sollen. Wir werden auch den einen oder anderen älteren Fahrer holen, der das Team leiten soll. Da wird sich sicher was tun. Nur mit jungen Fahrern funktioniert das nicht.

Waren die flachen Hierarchien ein Problem?

Poitschke: Wenn ein Fahrer wie Eric Baumann an die vergangenen Leistungen nicht anknüpfen kann, dann ist es schwer, so etwas zu kompensieren. Wir haben auch mit allen jungen deutschen Fahrern gesprochen, die in diesem Jahr eingeschlagen haben. Aber wenn ProTour-Mannschaften um die Jungs buhlen, dann haben wir schlechte Karten. Wir haben manche Fahrer einfach nicht bekommen. Ein Fahrer wie Robert Vrecer, der bei 2.2-Rundfahrten viel gewonnen hat, wäre im Nachhinein sicher interessant gewesen, aber auch er hätte möglicherweise bei den größeren Rennen seine Probleme bekommen. An ihn hatten wir aber im Vorfeld auch nicht unbedingt gedacht.

Wären nicht Starts bei 1.2 oder 2.2 Rennen sinnvoll gewesen, um dort mit guten Ergebnissen Selbstvertrauen zu tanken?

Poitschke: Zunächst mal dürfen wir nur bei diesen Rennen in Deutschland starten, und die gibt es faktisch nicht mehr. Aber meine Erfahrung zeigt auch, dass es für die Jungs gut ist, gleich bei den großen Rennen zu starten. Wenn Seubert bei Paris-Roubaix in der Spitzengruppe fährt, dann spornt das auch die anderen Fahrer im Team an. Die meisten Fahrer sind einen Schritt näher an die WorldTour gekommen. Das wäre bei kleineren Rennen nicht gelungen. Mit nur kleineren Rennen wäre es wohl ein verlorenen Jahr gewesen.

Steht noch das Ziel, 2012 ein ProTeam zu werden?

Poitschke: Es war geplant und es war die Vorstellung des Sponsors. Aber natürlich braucht man auch die Rennfahrer dazu. Das Team soll sich entwickeln. Es soll eine Geschichte dahinter stehen. Es wäre für uns sicher besser, noch ein Jahr im ProContinental-Bereich zu fahren. Die endgültige Entscheidung wird in der nächsten Zeit fallen. Der Sponsor wird entscheiden.

Liegt die Entscheidung allein beim Sponsor?

Heppner: Nicht nur der Sponsor. Das Umfeld muss natürlich stimmen, um ein ProTeam zu sein. Wir sind vorangeschritten, was Personal und Fuhrpark betrifft. Das muss aber weiter optimiert werden. Ich denke auch, dass es besser ist, weiter ProContinental zu fahren, dann aber auf einem höheren Niveau. Auch rein sportlich wäre die erste Liga wohl für 2012 nicht zu realisieren

Heppner: Wir wollen bei der Fahrersuche auch nach den Punkten schauen. Will man ProTeam werden, dann muss man die Punkte auch kaufen.

Wird der Sponsor sein Budget erhöhen, um namhafte Fahrer zu bekommen?

Poitschke: Ich denke und hoffe es.

Worauf werden sie bei der Kaderzusammensetzung für 2012 besonders achten?

Poitschke: Der Schwerpunkt liegt darauf, ein internationales Team zu sein. Das deutsche Kontingent wird nicht aufgestockt. Wir wollen uns im Sprintbereich verpflichten, Fahrer holen, die Rennen auch gewinnen können. Die Rundfahrerfraktion ist schon gut ausgestattet, aber auch dort werden wir uns noch punktuell verstärken.

Verpflichten sie in der zweiten Saisonhälfte noch Stagiaires?

Heppner: Wir werden wohl ein, zwei Fahrer dazu holen.

Werden auch deutsche Fahrer zum Zug kommen?

Heppner: Ja. Aber ich möchte noch keine Namen nennen.

Was sind die weiteren Saisonziele?

Poitschke: Wir wollen bei der Österreich-Rundfahrt offensiv zeigen und auch auf einer Etappe ein Ergebnis herausfahren. Die Fahrer sind jedenfalls in guter Form. In Hamburg stehen eigentlich nur ProTourTeams am Start. Ein Ergebnis einzufahren, wird dort schwer sein, aber wir wollen offensiv fahren. Auch die Tour of Britain ist noch sehr wichtig für uns, genau so die Tour de L`Ain. Wir werden bei allen Rennen versuchen, um vordere Plätze mitzufahren.

Wie wichtig wäre es, in dieser Saison noch einen Sieg einzufahren?

Heppner: Siege sind immer wichtig. Das würde der Mannschaft und dem Sponsor gut tun. Aber das wird nicht einfach werden. Bei den großen Rennen will jeder gewinnen. Aber vielleicht machen unsere Fahrer nach den schweren Rennen der letzten Wochen noch einen Sprung. In Hamburg traue ich uns doch auch den Sprung in die Top Ten zu.

Sie haben zuletzt Daryl Impey unter Vertrag genommen. Hat das Team damit nur auf die Personalnot reagiert oder wollten sie den Kader noch verstärken?

Heppner: Beides. Daryl ist ein super Typ, passt in die Mannschaft. Er wird das Team verbessern. Er ist mitten im Jahr zu uns gekommen, und hat sich schnell eingefügt.

Werden Sie beide auch nächstes Jahr die Sportliche Leitung bilden?

Poitschke: Wir wollen uns auch in der sportlichen Leitung verstärken. Das Rennprogramm war umfangreich. Eine Verstärkung wäre da sicher angebracht.

Heppner: Und wir beide bleiben im Team.


Mit Enrico Poitschke und Jens Heppner sprach Christoph Adamietz.

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