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13.10.2008 | (rsn) - Nach Dominic Klemme (zu CSC) und Paul Voß (zu Milram) hat sich mit Simon Geschke ein weiterer deutscher U23-Fahrer einen Profivertrag für die kommende Saison gesichert. Der 22-jährige Berlin wird 2009 für das niederländische Skil-Shimano-Team fahren. Im Interview mit Radsport news sprach Geschke über seine Ziele für die erste Profisaison, zentrales Training, das Dauerthema Doping und über das Interesse von Team Milram, für das er als Stagiaire aktiv war..
Simon, Du fährst ab der kommenden Saison für das Team Skil-Shimano. Wie und wann kam der Kontakt zu Stande?
Geschke: Ich habe meine Bewerbung im August an Robert Wagner geschickt., der seit Jahresbeginn bei Skil-Shimano fährt. Er hat sie dann weitergeleitet. Der sportliche Leiter Rudi Kemna meinte darauf, dass ich ganz interessant für das Team sei. Daraufhin habe ich ihn dann angerufen.
Wie liefen die Gespräche mit Skil-Shimano? Wie hat dich Teammanager Iwan Spekenbrink überzeugt, zu Skil-Shimano zu wechseln?
Geschke: Mein erstes persönliches Gespräch mit Iwan Spekenbrink lief sehr gut. Wir haben uns gut verstanden und nach circa einer Stunde hatten wir beschlossen, dass wir gerne zusammenarbeiten würden. Überzeugen musste er mich dazu nicht. Ich wusste, dass Skil-Shimano ein super Rennprogramm hat und zudem einen sehr guten Ruf genießt.
Wie lange ist die Vertragslaufzeit?
Geschke: Ich habe für ein Jahr mit Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben.
Du hast 2008 dein letztes U23-Jahr absolviert. Wie groß ist die Erleichterung, dass du einen Profivertrag bekommen hast?
Geschke: Dieses Jahr war extrem wichtg für mich und ich bin sehr froh, dass ich einen Vertrag bei so einem guten Team wie Skil-Shimano bekommen habe. Viele gute Fahrer sind hingegen auf der Strecke geblieben. Da ist es schon eine kleine Ehre, dass ich ein Team gefunden habe.
Du bist in der zweiten Saisonhälfte auch als Stagiaire bei Milram gefahren. Hattest du gehofft, dass du 2009 dort beim ProTour-Team unterkommen könntest?
Geschke: Natürlich. Milram war auch ein wenig an mir interessiert. Allerdings nur bis zu dem Tag, an dem Gerolsteiner das endgültige Aus verkündete. Bis dahin dachte ich schon, dass meine Chancen auf einen Vertrag relativ gut stehen. Danach war aber klar, dass die mit größerer Erfahrung ausgestatteten Fahrer von Gerolsteiner bevorzugt würden - gerade weil Milram auch schon verhältnismäßig viele junge Fahrer hat. Es wäre sicher auch sehr schön gewesen bei Milram unterzukommen, weil es das einzige deutsche ProTour Team ist. Aber letztendlich glaube ich sogar, dass es für mich zum jetzigen Zeitpunkt besser ist, zu Skil zu gehen. Nach der Absage von Milram war ich auch überglücklich, bei Skil unterschreiben zu können.
Wie siehst du deine Saison rückblickend? Gab es ein „Schlüsselresultat“, mit dem du die Teams auf dich aufmerksam gemacht hast?
Geschke: So etwas wie ein Schlüsselresultat hatte ich dieses Jahr meiner Meinung nach nicht. Ich habe mehr durch meine konstanten Ergebnisse auf mich aufmerksam gemacht. Auch der Stagiaire-Vertrag bei Milram war gute Werbung für mich.
Du zählst zu den größten deutschen Talenten am Berg. Wie passt das zum Team Skil-Shimano, das sich ja vermehrt auf Eintagesrennen in Belgien und den Niederlanden konzentriert?
Geschke: Also bei den flachen Kopfsteinpflasterklassikern werde ich, denke ich, nicht starten. Aber das eine oder andere Eintagesrennen reizt mich schon. Skil fährt ja auch viele Rennen und Rundfahrten, die meinen Qualitäten entgegenkommen. Von daher wird mein Rennprogramm dann auch dementsprechend aussehen. Ich will auch nicht „nur“ ein guter Bergfahrer sein, sondern mich auch in anderen Bereichen weiterentwickeln. Mein Ziel ist es ein guter Rundfahrer zu werden.
Bei Skil-Shimano soll ab diesem Winter auch zentral in den Niederlanden trainiert werden. Was hältst du davon und wirst du deswegen möglicherweise nach Holland ziehen?
Geschke: Ich finde, das ist eine sehr gute Idee, gerade weil ich es bis jetzt immer gewohnt war zentral zu trainieren. Ich denke, dass es für eine Mannschaft, die erfolgreich sein will, wichtig ist wenn man nicht nur im Februar auf Mallorca mal mit allen zusammen trainiert. Nach Holland will ich deswegen aber nicht ziehen. Ein Umzug in die Nähe der holländischen Grenze kann ich mir aber schon vorstellen.
Mit welchen Ambitionen gehst du in deine erste Profi-Saison? Hast du schon das eine oder andere Rennen im Kopf, das du gerne bestreiten würdest?
Geschke: Zu hohe Erwartungen habe ich für mein erstes Profijahr nicht. Da muss ich mich erst mal zurechtfinden. Das heißt aber nicht, dass ich nicht in manchen Rennen auch mal ein gutes Ergebnis einfahren will. Ich werde mir zusammen mit der Teamleitung ein paar Höhepunkte raussuchen. Die großen Rennen, die auch im Fernsehen übertragen werden, würde ich natürlich gerne fahren. Aber es ist im ersten Jahr auch nicht das Beste, gleich ein zu hartes Rennprogramm zu haben.
Wie wichtig ist es für dich, dass mit Robert Wagner und Sebastian Siedler zwei weitere Deutsche im Team fahren?
Geschke: Ich freue mich, dass ich nicht der einzige Deutsche im Team bin, aber ein bisschen Internationalität schadet natürlich nicht. Die Sprache im Team ist Englisch und ein bisschen Französisch kann ich noch aus der Schule, so dass ich mich mit jedem im Team verständigen kann. Vielleicht lerne ich ja auch Holländisch.
Bei welchen Rennen möchtest du später einmal vorne mitfahren?
Geschke: Mein großes Ziel ist es, irgendwann bei einer der drei großen Landesrundfahrten erfolgreich zu sein.
Die Dopingschlagzeilen reißen nicht ab. Jetzt ist auch der deutsche Radsport wieder mit Stefan Schumacher betroffen. Verliert man da als junger Fahrer nicht die Lust am Radsport?
Geschke: Manchmal frage ich mich schon, ob eine Profilaufbahn überhaupt Sinn macht. Man könnte schließlich bei dem derzeitigem Sponsorensterben in zwei Jahren wieder auf der Straße stehen. Aber dann probiere ich mir die Lage wieder schön zu reden: Bei jedem erwischtem Doper rutsche ich einen Platz weiter nach oben. Ich hoffe, dass das Image des Radsports sich wieder erholt und irgendwann wieder über deutsche Erfolge im Radsport berichtet werden kann anstatt über neue Dopingfälle.
Die Fragen an Simon Geschke stellte Christoph Adamietz.
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