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19.05.2008 | (rsn) – Eine ausgesprochen positive Bilanz zieht Christian Henn am ersten Ruhetag des 91. Giro d’Italia. Der Sportliche Leiter von Team Gerolsteiner kann sich über mehrere Podiumsplatzierungen seiner Fahrer freuen, Matthias Russ belegt Platz zwei der Gesamtwertung. Das große Ziel bleibt aber nach wie vor ein Etappensieg, wie Henn Radsport News sagte. Kritik übt der 44-jährige Heidelberger an den Organisatoren: „Die Transfers sind eindeutig hart an der Grenze“, so Henn.
Wie fällt Ihre Bilanz nach der ersten Giro-Woche aus?
Henn: Sensationell gut! Wir führen die Punkte-Wertung für Teams an, das sagt doch einiges. Uns hat zwar mal hin wieder das nötige Quäntchen Glück gefehlt, aber mangelndes Glück kann ich keinem meiner Fahrer vorwerfen.
Wer hat in den restlichen beiden Wochen Ihrer Meinung nach die besten Chancen auf den angestrebten Etappensieg?
Henn: Am ehesten „Frösi“ (Robert Förster, d. Red.) mal in einem Sprint, denke ich. Oder Davide Rebellin als Ausreißer in einer Gruppe. Auf den Hochgebirgsetappen, wo es dann für die Favoriten um die Gesamtwertung geht, habe ich da ehrlich gesagt, keine großen Hoffnungen.
Matthias Russ hat noch rund sieben Minuten Vorsprung auf die Favoriten. Wie lange wird er davon noch zehren können?
Henn: Im Prinzip kann das noch ein paar Tage gut gehen. Spätestens auf der ersten schweren Bergetappe geht es dann aber nicht mehr um Sekunden, sondern um Minuten. Ich schätze Matthias’ Bergqualitäten sehr, aber ab dann wird es schwer mit der Verteidigung seines zweiten Platzes.
Russ in Rosa – wie stehen da die Chancen im Zeitfahren?
Henn: Na, sagen wir mal so 50:50.
Wird das Team Matthias Russ im Kampf um einen guten Gesamtplatz unterstützen oder haben Etappensiege absolute Priorität?
Henn: Ich freue mich für Matthias, dass er zur Zeit einen so guten Platz in der Gesamtwertung eingenommen hat. Ein Etappensieg für die Mannschaft ist aber grundsätzlich als höherwertig einzuschätzen als zwischenzeitlich ein zweiter Platz in der Gesamtwertung. Denn wir sollten realistisch bleiben und nicht erwarten, dass Matthias auch in Mailand noch Zweiter ist.
Wie beurteilen Sie die Leistungen der Jungen im Team (Gatto, Fröhlinger, Russ, Th. Fothen)?
Henn: Fröhlinger, Russ und Thomas Fothen haben bei einzelnen Etappen schon beeindruckt. Das sind Leistungen, die finden dann sogar im fernen Deutschland Widerhall. Bei Oscar Gatto muss man sehen, dass er in einer Phase der Sprintvorbereitung gebraucht wird, wo man ihn im Fernsehen vielleicht nicht so wahrnimmt. Aber auch bei ihm kommt ganz sicher noch was Zählbares.
Viele Fahrer beklagen sich über die langen Transfers. Zugleich ist die erste Giro-Woche so schwer wie lange nicht mehr gewesen. Übersteigen die Anforderungen an die Fahrer Ihrer Meinung nach das erträgliche Maß? Steht nur das Spektakel im Vordergrund?
Henn: Die Transfers sind eindeutig hart an der Grenze. Wir sind hier bei einer großen und sehr renommierten Rundfahrt, es ist das zweitgrößte und –bedeutendste Radrennen der Welt. Da sollte es doch möglich sein, dass die Fahrer ausreichend Zeit für Massagen und Regeneration haben. Leider war das aber in den letzten Tagen nicht immer der Fall, da muss man ran für nächstes Jahr. Die Tour de France ist da im Oktober mit gutem Beispiel vorangegangen, warum sollte das nicht auch beim Giro möglich sein?
Die Fragen an Christian Henn stellte Matthias Seng.
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