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20.03.2008 | (rsn) - Robert Gesink sorgt schon früh in der Saison für Schlagzeilen. Bei der Kalifornien-Rundfahrt gewann der 21-jährige Niederländer die Königsetappe und bei Paris-Nizza führte er bis zum vorletzten Tag sogar die Gesamtwertung an. Im Interview mit Radsport news spricht das Rabobank-Talent über die entscheidenden Momente, die ihm beim "Rennen in die Sonne" das Gelbe Trikot kosteten, und nennt seine weiteren Saisonziele. Eins steht für Gesink jetzt schon fest: "Einen Tourstart kann ich in diesem Jahr ausschließen"
Robert, mit dem Abstand von einigen Tagen zu Paris-Nizza: Bist Du eher enttäuscht, dass es nicht zum Gesamtsieg gereicht hat oder eher glücklich über deine Leistung?
Gesink: Ich bin mit meiner Leistung bei Paris-Nizza sehr zufrieden. Viele Leute kamen nach dem Rennen zu mir und wollten mich aufmuntern, da sie dachten, dass ich sehr traurig sei. Da lagen sie jedoch falsch. Meine Leistung und auch die des Teams war viel besser, als ich es erwartet hatte. Ich denke, ich muss mich nicht dafür schämen, dass ich mit gerade einmal 21 Jahren am Mont Ventoux der beste Kletterer war, dass ich bester Nachwuchsfahrer der Rundfahrt wurde und den vierten Platz in der Gesamtwertung belegte.
Warst Du auf der vorletzten Etappe über Davide Rebellins Attacke in der Abfahrt vom letzten Berg überrascht?
Gesink: Nein. Ich wusste, dass irgendetwas passieren würde, denn Paris-Nizza zu gewinnen ist eine große Sache. Rebellin hat es seit Jahren versucht, war bisher aber dabei erfolglos. Deshalb wusste ich, dass er sehr motiviert sein und alles versuchen würde, um das Gelbe Trikot zu bekommen. Was mich überrascht hat, war die Abfahrt an sich. Sie war sehr gefährlich und zudem kannte ich sie nicht. Da hatte Rebellin als erfahrener Fahrer einfach einen Vorteil, weil er wusste, was ihn erwartete.
Was passierte genau auf der Abfahrt? Warum hast Du den Kontakt zu Deinen Konkurrenten verloren?
Gesink: Wie schon gesagt, ich kannte die Straßen nicht. Zudem sind vor mir ein paar Fahrer gestürzt. Das hat mir etwas Angst gemacht und so habe ich den Kontakt verloren. Wenn man zudem nicht weiß, wie man die Kurven genau anfahren muss, hat man das Gefühl, als ob aus einem Meter zwei Meter würden.
Hattest Du geplant, auf der letzten Etappe noch einmal Rebellin zu attackieren?
Gesink:Ich habe ihn sogar attackiert. Da war wahrscheinlich das Fernsehen noch nicht auf Sendung. Im ersten Anstieg habe ich gleich zwei Mal angegriffen, weil zu diesem Zeitpunkt eine große Gruppe vorne war und ich versuchen wollte, zu ihr aufzuschließen. Nach meiner Attacke war meine Gruppe nur noch zehn Fahrer stark – aber Rebellin war noch dabei. Deshalb hat es keinen Sinn gemacht, weiterzufahren. Danach bin ich in einer Abfahrt gestürzt. Nicht schwer, aber danach fühlten sich meine Beine anders an und ich war schließlich glücklich in der Gruppe um Rebellin bleiben zu können.
Welche Lehren hast Du aus Paris-Nizza gezogen?
Gesink:Ich denke, dass ich viel über den Druck, wie man ein Team führt, aber auch über den Umgang mit den Medien gelernt habe. Ich hoffe, dass ich in einigen Jahren zu Paris-Nizza zurückkehren und die Gesamtwertung gewinnen kann.
War Paris-Nizza der Höhepunkt der ersten Saisonhälfte oder kann man in den nächsten Wochen noch mehr von Dir erwarten?
Gesink:Als wir die Saison geplant hatten, waren die Baskenland-Rundfahrt und die Klassikerwoche mit Amstel Gold Race, Fleche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich als Highlights angedacht. Dann habe ich bei der Kalifornien-Rundfahrt eine schwere Etappe gewonnen und wurde so Teamkapitän bei Paris-Nizza. So wie es aussieht, liege ich mit meiner Topform etwas vor dem Zeitplan, aber ganz gleich, was noch passiert, die erste Saisonhälfte ist auf jeden Fall ein Erfolg für mich.
Welche Rennen wirst Du als nächste fahren?
Gesink: Am Wochenende werde ich in den Niederlanden die Hel van het Groene Hart bestreiten. Danach kommen das Criterium Internationl, die Baskenland Rundfahrt und die Ardennen-Woche.
Welche Ziele hast Du für die restliche Saison?
Gesink: Wie schon erwähnt, möchte ich bei der Baskenland-Rundfahrt und den Ardennen-Klassikern stark sein. Danach konzentriere ich mich auf die Olympischen Spiele, die Vuelta und die Weltmeisterschaft.
Bisher plant das Rabobank-Team, Dich bei der Vuelta einzusetzen. Ist es möglich, dass die Teamleitung Dich nach diesem starken Frühjahr auch zur Tour de France nominiert?
Gesink: Nein, das kann ich ausschließen.
Deine beiden deutschen Teamkollegen Grischa Niermann und Paul Martens schwärmen richtig von dir und meinen, dass du eines Tages die Tour de France gewinnen kannst. Stimmst du ihnen zu?
Gesink: Ich weiß nicht. Es ist für sie leicht, das zu sagen. Aber ich muss erst einmal unter Beweis stellen, dass ich dazu in der Lage bin. Wenn man es aber aus einer anderen Perspektive sieht, zeigen diese Äußerungen, dass meine Teamkollegen viel Vertrauen in mich haben, und das ist sehr wichtig zu wissen.
Du bist gerade einmal 21 Jahre alt und schon einer der besten Kletterer im Fahrerfeld. Was sind die Unterschiede zwischen Dir und Deinen gleichaltrigen Kollegen, die zu Beginn ihrer Karriere Schwierigkeiten haben, sich im Peloton zu behaupten.
Gesink: Talent, Glück, Material, ein gutes Teammanagement, Training? Ich weiß es nicht. Wenn Du es weißt, sag mir Bescheid. Dann kann ich mich auf diesen Faktor noch mehr konzentrieren.
Manche Leute vergleichen dich mit deinem ehemaligen Teamkollegen Mickael Rasmussen. Ist das wegen seiner Stärke am Berg eine Ehre für dich und willst du aufgrund der Doping-Schlagzeilen über ihn lieber nicht mit Rasmussen verglichen werden?
Gesink: Ich kann nichts dagegen tun, wenn mich Leute mit anderen Fahrern vergleichen. Ich habe großen Respekt vor Rasmussen und der Art, wie er sich auf Rennen fokussierte und genau wusste, wie weit er seinen Körper pushen kann.
Wann hast du mit dem Radsport angefangen und was macht ihn für dich so besonders?
Gesink: Ich habe mit 12 Jahren angefangen. Einfach nur aus Spaß und weil ich gerne draußen war. Jetzt ist der Radsport mein Leben und ich möchte das Maximale aus meiner Karriere machen. Ich trainiere immer gerne, vor allem wenn das Wetter gut ist. Ich mag es auch, meinen Körper an seine Grenzen zu bringen.
Das Rabobank-Team hat deinen Vertrag bis 2012 verlängert. Was möchtest du erreicht haben, wenn der Vertrag ausläuft?
Gesink: Ich möchte ein Spezialist für die drei großen Landesrundfahrten werden. Wann genau, das muss man abwarten. Zur Zeit geht in meinem Leben alles so schnell, da kann ich nicht vorhersagen, wo ich in den nächsten Jahren stehen werde. Eines ist jedoch sicher. Ein langer Vertrag gibt mir und dem Team ein gutes Gefühl. In Kombination mit einem guten Plan und einem spezifischen Programm, um noch stärker zu werden, denke ich, dass dieser Vertrag eine sehr gute Sache für mich ist. Im Radsport ist nichts garantiert. Aber ein Vertrag bis 2012 gibt einem schon eine gewisse Seelenruhe.
Mit Robert Gesink sprach Christoph Adamietz
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