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16.05.2007 | Heute hätte ich mich am Schlussanstieg gerne richtig getestet. Ich fühlte mich überraschend gut, meine Sturzverletzungen haben mich unterwegs nicht behindert. Trotzdem konnte ich nicht zeigen, was ich drauf habe, weil ich wieder mal ich Sturzpech hatte, diesmal gleich doppeltes.
Der erste Crash ereignete sich auf einer Abfahrt kurz vor einer Linkskurve. Es hatte zu nieseln begonnen, Thomas Fothen warnte mich noch und sagte, wir sollten weiter nach vorn fahren, um möglichen Stürzen aus dem Weg zu gehen. Dazu kam ich dann aber nicht mehr, weil es mich schon gleich darauf erwischte. Beim Anbremsen vor der Kurve rutschte ich auf dem glitschigen Straßenbelag aus und legte mich hin - ausgerechnet wieder auf meine lädierte rechte Seite, Ellenbogen, Knie und Hüfte.
Ich wurde aber nicht als Einziger böse überrascht, wie ich schnell feststellen konnte. Als ich wieder zum Feld aufschloss, lagen viele Kollegen rechts und links am Straßenrand. Mir gelang es dann recht schnell wieder ins Feld zu fahren. Es hat nicht viel gefehlt und ich wäre sogar noch in den spektakulären Massensturz hineingeraten. Auf vielleicht 15 km Länge war der Straßenbelag aufgrund des Nieselregens glatt wie Schmierseife und man hatte auf dieser Rutschbahn kaum eine Möglichkeit zu reagieren.
Ein paar Kilometer vor dem Schlussanstieg, als schon Anschlag gefahren wurde, sprang vor uns plötzlich ein Hund in das Feld. Ich bin eher weggerutscht als gestürzt, hinter mir fuhr mir noch ein Kollege in mein Rad. Danach hatte ich natürlich keine Chance mehr aufzuschließen. Ich bin im Anstieg zwar noch an ein, zwei Gruppen vorbeigefahren, musste aber schnell einsehen, dass es keinen Sinn machte, ganz nach vorne kommen zu wollen.
Natürlich hatte ich wieder Glück, dass mir nichts Schlimmeres passiert ist. Aber die Stürze heute sind natürlich schlecht für meine Regeneration. Zudem kommt der nächste Ruhetag erst zu Beginn der letzten Woche. Da auch heute wieder ein langer Transfer anstand, ergab sich noch keine Möglichkeit, meine Wunde unter dem Verband anschauen zu lassen. Ich kann nur hoffen, dass die Naht am Ellenbogen nicht wieder aufgeplatzt ist.
Noch ein Wort zur Organisation: Auch heute mussten wir mit dem Bus noch rund 70 km zurücklegen, um in unser Hotel zu gelangen. Davor mussten wir noch vom Monte Vergine 17 km zurück ins Tal fahren, weil dort die Teambusse standen. Das ist schon Wahnsinn, und wir sind bisher eigentlich alle von der Organisation enttäuscht. Hoffentlich wird es in den nächsten zweieinhalb Wochen etwas besser.
Bis morgen
Tim
Für Tim Klinger ist der 90. Giro d’Italia ein ganz besonderes Rennen. Der 22-jährige Nachwuchsfahrer vom Team Gerolsteiner bestreitet die erste dreiwöchige Rundfahrt seiner noch jungen Karriere. Für Radsport aktiv berichtet Klinger täglich von seinen Erlebnissen beim zweitgrößten Radrennen der Welt.
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