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22.06.2006 | Er fuhr eine tolle Tour de Suisse und konnte auch im Hochgebirge ganz vorne mithalten. In dieser Form zählt Linus Gerdemann am Wochenende bei den nationalen Meisterschaften in Klingenthal zu den großen Favoriten auf den Titel im Straßenrennen. „Ich mache mir aber keinen Druck“, so der 23-jährige T-Mobile im Gespräch mit Radsport aktiv. „Mal schauen, wie meine Beine sind.“ Es wird das letzte Rennen der Nachwuchshoffnung vor einer vierwöchigen Rennpause sein; was bedeutet, dass Linus Gerdemann auch die Tour de France vor dem Fernseher wird verfolgen müssen.
„Das ist aber kein Problem für mich“, lässt der T-Mobile-Neuzugang keine Enttäuschung erkennen. „Ich verstehe, dass das Team auf Erfahrung setzt. Alle die, die im Tourkader sind, haben es auch verdient. Ich werde jetzt bestimmt nicht auf die Barrikaden gehen, weil ich nicht nominiert worden bin.“ Gerdemann bezweifelt sogar, dass ein Tour-Einsatz in diesem Jahr dem Team und ihm etwas hätte bringen können: „Ich bin ja jetzt seit sechs Wochen schon wieder ohne Unterbrechung im Renneinsatz. Ich bin noch ein junger Fahrer und kann warten.“
Mit seiner Leistung in der Schweiz kann Gerdemann zufrieden sein. Er zeigte sich fast immer in der Nähe von Jan Ullrich und war neben Kim Kirchen, Patrik Sinkewitz und Giuseppe Guerini der wichtigste Helfer des T-Mobile-Kapitäns. „Es war ein perfektes Rennen für uns“, so der in Köln lebende Münsteraner im Rückblick. „Für T-Mobile hatte Priorität, dass Jan Ullrich gewinnt. Ich bin auch mit meiner eigenen Leistung sehr zufrieden, Ich habe mich im Hochgebirge sehr verbessert und bin auf dem richtigen Weg ein kompletter Fahrer zu werden.“
Manche vermuteten gar, dass Gerdemann bei der schweren Rundfahrt durch die Alpenrepublik schon auf Sieg würde fahren können. Was fehlt noch zu einem Rundfahrt-Sieg dieser Kategorie? „In allen Disziplinen noch ein bisschen schneller fahren“, lautete die lapidare Antwort. Gerdemann weiß um seine Defizite und will in Zukunft weiter daran arbeiten: „Ich bin zuversichtlich, dass mir das gelingt. Ich habe in den vergangenen Jahren schon große Leistungssprünge gemacht. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich erst relativ spät mit dem Leistungssport begonnen habe.“
Deutlich verbessert zeigte sich Gerdemann nicht nur im Hochgebirge, sondern auch im Zeitfahren. Im Kampf gegen die Uhr wurde er guter Fünfter und ließ eine ganze Reihe stärker eingeschätzte Fahrer wie Fabian Cancellara, Michael Rogers oder Vladimir Karpets hinter sich. Gerdemann selber überrascht das Spitzenergebnis nicht. „Ich wusste, dass ich ganz gut Zeitfahren kann. Ich habe ja schon beim Prolog der Katalonien-Rundfahrt nicht viel Zeit auf die Spezialisten verloren. In der Schweiz lief es jetzt sogar noch besser. Ich bin der Fahrertyp, der sich auch bei Rundfahrten relativ schnell erholt und nach hinten raus auch noch ein gutes Zeitfahren hinlegen kann.“
Das sind Qualitäten, die einen guten Rundfahrer auszeichnen und die Gerdemann nach seiner Rennpause unter Beweis stellen kann. Zunächst Mitte Juli bei der Sachsen-Tour, im August möglicherweise bei der Deutschland Tour („da ist ein Start angedacht“). Und 2007 dann auch bei der Tour de France?
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