ProTour-Streit und kein Ende

Verbruggen: Die UCI lässt sich nicht erpressen

Von Matthias Seng

08.08.2005  |  Die Auseinandersetzungen um die ProTour haben längst den Charakter eines offenen Machtkampfs angenommen. In einem am Wochenende veröffentlichten Kommuniqué erklären sich die ProTour-Teams solidarisch mit dem Weltradsportverband UCI in dessen Auseinandersetzungen mit den Organisatoren der drei großen Rundfahrten Tour de France, Giro d’Italia und Vuelta a Espana. Zugleich fordern sie einen internationalen Rennkalender, der die großen Rundfahrten mit aufnimmt, aber die ProTour-Teams nicht zur Teilnahme verpflichtet. Der scheidende UCI-Präsident und Vater der ProTour, Hein Verbruggen, kommentierte die neue Zuspitzung der Lage zwischen den Rundfahrtorganisatoren auf der einen Seite, UCI und Teams auf der anderen, in der holländischen Tageszeitung De Telegraaf: „Es gibt keinen Weg mehr zurück. Würden wir den Forderungen der großen Rundfahrten komplett nachgeben, würden sie die Herrschaft über den Radsport übernehmen. Das ist völlig unakzeptabel.“

Verbruggens Äußerungen erfolgen vor dem Hintergrund der Drohung der Rundfahrtorganisatoren, ein eigenes Rennprogramm aufzustellen. Der Holländer hält dies allerdings für eine wenig realistische Option. „Man braucht Rennkommissäre und Anti-Doping-Regeln“, so Verbruggen. „Außerdem dürfen die Fahrer, die eine UCI-Lizenz haben, gar nicht in anderen Rennserien starten.“

Vor allem die ASO (Amaury Sport Organisation, Organisator der Tour de France und anderer Etappenfahrten und Eintagsrennen) steht im Zentrum von Verbruggens Kritik: „Die ASO will mit niemandem kooperieren, möchte aber, dass sich die ProTour nach ihren Wünschen richtet. Sie möchte den Radsport beherrschen und über der UCI stehen. Wenn wir der ASO noch mehr Zugeständnisse machen, werden wir am Ende mit leeren Händen dastehen. Die UCI ist eine demokratische Institution, die rechtmäßige Instanz im internationalen Radsport. Wir lassen und nicht länger von der ASO erpressen. Die Arroganz der Franzosen macht mich krank..“

Nach Verbruggens Aussage drohen die Rundfahrt-Organisatoren außerdem damit, die von ihnen organisierten Klassiker und kleineren Rundfahrten aus dem ProTour-Kalender zu nehmen. „Die ProTour steht wie ein Haus“, sagt der UCI-Präsident dazu. „Die Teams sind genauso wichtig wie die Organisatoren. Die ProTour vereinigt in sich die 20 besten Rennställe und die 600 besten Fahrer der Welt. Es gibt noch genügend wichtige Rennen im ProTour-Kalender. Wir werden andere Rennen aufwerten, wie zum Beispiel die Benelux-Rundfahrt. Und von den anderen Rennen der großen Rundfahrtorganisatoren finde ich nur Lüttich-Bastogne-Lüttich interessant.“ Allerdings ist es fraglich, ob Verbruggens „Notfallplan“ aufgehen würde. Gerade die haarsträubenden Pannen bei der Benelux-Rundfahrt haben gezeigt, dass es illusorisch ist, kleinere Rennen kurzfristig auf dasselbe Niveau zu heben wie Mailand-San Remo oder Paris-Roubaix. Von der fehlenden Tradition ganz zu schweigen.

Unterstützung erhielt Verbruggen von Patrick Lefévère, dem Vorsitzenden des Verbandes der Rennställe (AIGCP). „Die großen Rundfahrten müssen jetzt die Konsequenzen tragen“, sagte der Teammanager von Quick.Step. „Die Teams haben genug Zugeständnisse gemacht. Wir sind gerüstet, sollte es zu einem Machtkampf mit den Veranstaltern der großen Rundfahrten kommen. Schließlich gibt es ohne Fahrer keine Rennen. Wir fühlen uns nicht länger verpflichtet, bei allen drei großen Rundfahrten anzutreten. Es wird dann eine neue ProTour-Rennserie mit erstklassigen Rennen geben in Konkurrenz zum Giro und zur Vuelta. Solange sich die Teams einig sind, kann niemand etwas gegen uns unternehmen.“

Starker Tobak von Lefévère, der für seine unverblümte Sprache bekannt ist. Bis jetzt gibt es dazu noch keinen Kommentar von den Organisatoren der großen Rundfahrten. Sollte es tatsächlich zum endgültigen Bruch mit der UCI und den Teams kommen, würde sich Gesicht des Profiradsports vollkommen ändern und der Profiradsport in eine schwere Krise gestürzt werden.

(Quelle:cyclingnews.com)

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.07.2025Nach Grün in Nizza hofft Girmay auf Gelb in Lille

(rsn) – Erstmals seit 2020, als Alexander Kristoff in Nizza den Grand Départ für sich entscheiden konnte, bietet sich zum Auftakt der Tour de France den Sprintern die große Chance auf das Gelbe T

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)