Vas holt sich packende Schlussetappe in Aigle

Sekundenkrimi in der Romandie! Chabbey ringt Zigart nieder

Von Felix Mattis

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Elise Chabbey (FDJ - Suez, Mitte) gewinnt die Tour de Romandie vor Urska Zigart (AG Insurance - Soudal, links) und Yara Kastelijn (Fenix - Deceuninck, rechts). | Foto: Cor Vos

17.08.2025  |  (rsn) – Kata Blanka Vas (SD Worx – Protime) hat in Aigle die Schlussetappe der Tour de Romandie Féminin (2.WWT) gewonnen. Die Ungarin setzte sich im Sprint eines Trios nach 122,1 Kilometern und einem extrem spannenden Finale vor der Spanierin Paula Blasi (UAE Team ADQ) und Lokalmatadorin Elise Chabbey (FDJ – Suez) durch. Letztere aber jubelte trotzdem, nämlich über den Gesamtsieg.

Die Schweizerin aus Genf, die vor zwei Wochen das Bergtrikot der Tour de France Femmes gewonnen hatte, entriss der Slowenin Urska Zigart (AG Insurance – Soudal) um sieben Sekunden das Gelbe Trikot, nachdem sie sie in der letzten steilen Rampe zehn Kilometer vor dem Ziel abschütteln und anschließend in einem wahren Sekundenkrimi auf Distanz halten konnte. Zigart kam in der ersten Verfolgerinnengruppe elf Sekunden nach dem Trio in Aigle an, nachdem sie sich in der Abfahrt vom letzten Anstieg auch noch versteuert und weitere wichtige Sekunden eingebüßt hatte.

"Ich habe mich gestern schon sehr über den Etappensieg gefreut. Heute morgen haben wir dann gesagt: Wir haben nichts zu verlieren! Wir wollten es vor dem letzten Anstieg hart machen und dort musste ich es einfach versuchen. Das war schon genau so geplant", strahlte Chabbey. "Das Team hat mich gepusht, das zu versuchen. Es ist ein Sieg für die ganze Mannschaft!"

Auf den letzten zwei Kilometern der Rundfahrt, die durch die Disqualifikation von fünf Spitzenteams bereits vor dem Start der 1. Etappe überschattet wurde, musste Chabbey die Führungsarbeit an der Spitze des Rennens allein verrichten und so hatte sie im Sprint um den Tagessieg gegen Vas und Blasi nicht den Hauch einer Chance. Das aber war ihr egal. "Das war klar, aber darum ging es für mich auch nicht mehr. Es ging um die Zeit", so Chabbey.

Vas freute sich über ihren ersten WorldTour-Sieg der Saison, den sie mit einer fulminanten Abfahrt vom letzten Anstieg des Tages erst möglich gemacht hatte, nachdem sich zuvor Chabbey und Blasi abgesetzt hatten.

"Sie hatten eine kleine Lücke nach dem Anstieg. Aber ich habe versucht, die Lücke in der Abfahrt zu schließen und das habe ich geschafft. Dann hatte ich das Gefühl, dass die Verfolgerinnen wieder rankommen. Deshalb bin ich auch erstmal etwas mit durchgefahren", so die Tagessiegerin, die sich dann auf den letzten zwei Kilometern aber auf die Tempoarbeit von Chabbey verließ, um Kraft für den Sprint zu sparen, den sie dann souverän gewann. "Das ist mein erster WorldTour-Sieg diese Saison. Das bedeutet mir sehr viel!"

Aus der Zigart-Gruppe heraus sprintete die Schweizerin Steffi Häberlin (SD Worx – Protime) auf den vierten Etappenrang vor Caroline Andersson (Liv – AlUla – Jayco) aus Schweden und der Niederländerin Yara Kastelijn (Fenix – Deceuninck), die sich damit den dritten Gesamtrang sicherte.

Drei Schweizerinnen in den Top 10 der Gesamtwertung

Chabbey sicherte sich ihren ersten Gesamtsieg bei einem WorldTour-Etappenrennen sieben Sekunden vor Zigart und 20 Sekunden vor Kastelijn sowie 48 vor der am Auftakttag im Bergzeitfahren erfolgreichen Blasi. Häberlin (+ 1:33) wurde Gesamtfünfte. Die 22-jährige Schweizerin Ginia Caluori (Nexetis) wurde als beste Vertreterin eines nicht zur WorldTour gehörenden Teams mit 2:23 Minuten Rückstand aufs Gelbe Trikot Gesamtneunte.

Blasi gewann die Punktewertung mit 75 Zählern knapp vor der punktgleichen Claire Steels (Movistar), die sich in der Ausreißergruppe des Tages in Aigle das Bergtrikot sichern konnte. Auch das Nachwuchstrikot ging an Blasi, die Teamwertung an AG Insurance – Soudal.

So lief die 3. Etappe der Tour de Romandie Féminin:

Nach dem Start in Aigle dauerte es nur wenige Minuten, bis sich die 13-köpfige Ausreißergruppe des Tages um die Tirolerin Laura Stigger (SD Worx – Protime) löste. Die Junioren-Weltmeisterin von 2018 war mit 2:36 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot die gefährlichste der Ausreißerinnen für die Gesamtwertung.

Die Gruppe fuhr jedoch nur kurzzeitig zweieinhalb Minuten Vorsprung heraus und so rückte Stigger kaum in die virtuelle Top 3 der Rundfahrt vor. Im Hauptfeld bestimmten die Teams FDJ – Suez und UAE Team ADQ das Tempo und so standen 30 Kilometer vor dem Ziel nur noch 60 Sekunden auf der Uhr.

Das Streckenprofil der 3. Etappe bei der Tour de Romandie Féminin. | Grafik: Veranstalter

Im Anstieg von La Rasse zerfiel die Spitzengruppe rund 25 Kilometer vor dem Ziel in ihre Einzelteile und auch im Hauptfeld konnten bei hohem Tempo nun viele nicht mehr mithalten. Den Bergpreis sicherte sich die auch zuvor schon an den ersten drei Bergwertungen aktive Steels, die damit das Bergtrikot endgültig übernahm. Doch nur noch 30 Sekunden dahinter führte Auftaktsiegerin Blasi die Spitze des Feldes über die Kuppe.

16 Kilometer vor Schluss kam das nun auf rund 25 Frauen reduzierte Hauptfeld beinahe an die Spitze heran. Diesen Moment nutzte Ruby Roseman-Gannon (Liv – AlUla – Jayco), um von hinten nach vorne zu springen. Als die Australierin den Anschluss geschafft hatte, bauten die nun noch neun Spitzenreiterinnen ihren Vorsprung nochmal von acht auf 15 Sekunden aus. Doch als es nach dem Zwischensprint in Bex, den Steels vor Stigger gewann, bergauf in Richtung letzter Anstieg ging, schloss das UAE-Team die Lücke zwölf Kilometer vor dem Ziel endgültig.

Zigart verliert das Rennen in letzter Rampe und bergab

In die 1,2 Kilometer lange und im Schnitt 10 Prozent steile Rampe von Antagnes hinein schlug UAE ein Höllentempo an und zog das kleine Peloton weit in die Länge, wobei die schlecht positionierte Zigart ins Hintertreffen geriet. Als es steiler wurde und das Feld zerriss, musste die Slowenin Vollgas geben, um an den zurückfallenden Fahrerinnen vorbei wieder nach vorne zu kommen. Das gelang Zigart eindrucksvoll, aber als dann Chabbey 250 Meter vor der Kuppe der letzten Weinbergsteigung dieser Woche attackierte, fiel die Frau in Gelb zurück.

Nur Blasi konnte der Schweizerin über die 9,5 Kilometer vor dem Ziel über die Kuppe folgen. Die Beiden arbeiteten sofort zusammen und versuchten ihren Vorsprung auf Kastelijn und Zigart sowie die bei den Verfolgerinnen natürlich nicht mit durch die Führung gehende Magnaldi anwachsen zu lassen.

In der Abfahrt dann fuhren von hinten weitere Fahrerinnen an die Zigart-Gruppe heran und teilweise auch vorbei, doch die Slowenin versteuerte sich in einer Linkskurve und fuhr in eine Hofeinfahrt hinein. Einen Sturz konnte sie verhindern, doch das kostete nochmals empfindlich Zeit und so war sie im Tal allein – fünf Kilometer vor dem Ziel 22 Sekunden hinter Chabbey und Blasi sowie zehn Sekunden hinter einer achtköpfigen Gruppe um die Gesamtdritte Kastelijn.

Sekundenkrimi bis zum Schlusskilometer

Zigart fuhr schnell zur Verfolgergruppe vor, in der ihre Teamkollegin Mireia Benito ihr sofort bei der Führungsarbeit half. Doch den Rückstand zu den Spitzenreiterinnen, zu denen in der Abfahrt Vas aufgeschlossen hatte, konnten sie nicht mehr ausreichend verkleinern. Zwei Kilometer vor Schluss standen noch elf Sekunden auf der Uhr und nach einer Autobahnbrücke hinein nach Aigle ging es noch mit acht Sekunden auf den Schlusskilometer.

An der Spitze verrichtete Chabbey nun die komplette Führungsarbeit allein, während Vas und Blasi auf den Sprint um den Etappensieg warteten. An der 150-Meter-Marke sprintete Vas vorbei und holte sich den Tagessieg vor der Spanierin. Chabbey wurde Dritte, aber weil die Verfolgerinnen erst elf Sekunden danach ankamen, durfte auch die Schweizerin jubeln – als Gesamtsiegerin.

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