Starkes Finish beim Tour-Showdown in Hautacam

Lipowitz dreht auf: “Ich habe meine Chance gesucht“

Von Joachim Logisch aus Hautacam und Christoph Niederkofler

Foto zu dem Text "Lipowitz dreht auf: “Ich habe meine Chance gesucht“"
Florian Lipowitz (Red Bull - Bora - hansgrohe) imponierte auf der ersten Pyrenäenetappe dieser Tour. | Foto: Cor Vos

17.07.2025  |  (rsn) – Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat auf der 12. Etappe der Tour de France an die Tür zum Podest im Gesamtklassement geklopft. Bei der Bergankunft in Hautacam überquerte der 24-jährige Deutsche die Ziellinie als starker Dritter, auf den Tageszweiten Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) fehlten ihm nur 13 Sekunden. Sein Kraftakt in den Pyrenäen war ein echter Fingerzeig – auch in Richtung Podestkampf.

"Heute war der Plan, dass wir beide offene Karten haben. Jeder konnte am letzten Anstieg was probieren", erklärte Lipowitz die Teamstrategie anschließend im Interview mit der ARD. Rund fünf Kilometer vor Schluss setzte er in der Verfolgergruppe eine Attacke und ließ innerhalb weniger Meter Teamkollege Primoz Roglic, Oscar Onley (Picnic – PostNL) und Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) hinter sich. "Ich habe meine Chance gesucht und bis zum Ziel Vollgas gegeben", blickte er zurück.

Für seine Heldentat auf dem Schlussanstieg – immerhin knöpfte er Vingegaard auf knapp fünf Kilometern etwa 50 Sekunden ab – erntete der Tour-Debütant vor allem aus der eigenen Équipe Lobeshymnen. "Man hat nach der Dauphiné gesehen, dass er zur Weltspitze gehört, aber diese Rundfahrt war sein Saisonhöhepunkt", schwärmte Teamchef Ralph Denk im Gespräch mit RSN von seinem Schützling. "Dass er seine Topform so verlängern kann, zeigt, wie groß sein Motor ist. Ich bin selbst gespannt, wo das noch hingeht."

Richtung scheint Lipowitz derzeit nur eine zu kennen - nämlich nach oben. Im Klassement rückte er vom achten auf den vierten Platz vor, auf den Gesamtdritten Remco Evenepoel (Soudal Quick – Step) fehlen ihm nur noch 49 Sekunden. Der Belgier trägt zurzeit auch das Maillot blanc, das den besten Fahrer unter 26 Jahren kennzeichnet. Ein Duell an zwei Fronten – doch bei Red Bull tritt man vorerst auf die Bremse. "Das ist jetzt noch zu früh", meinte Denk. "Wir haben das Podest als Ziel bei dieser Rundfahrt, aber selbst wenn er 'nur' in den Top Ten ankommen sollte, wäre das ein super Ergebnis."

Hypothetische Fragen seien zurzeit nicht erlaubt, selbst mit Blick auf Lipowitz' eindrucksvolle Aufholjagd gegen Vingegaard. "Ja, vielleicht hätte er ihn bekommen – und dann hätte er sich einen Hungerast eingefahren und wäre mit vier Minuten Abstand ins Ziel gekommen", wiegelte Sportchef Rolf Aldag derartige Gedankenspiele ab. "Hätte, hätte, Fahrradkette - das gibt es im Sport halt nicht. Das ist kein Computerspiel, in dem man alles wiederholen kann." So pflichtete Aldag dem Teamchef in dessen Mantra bei: "Wir wollten in Paris auf dem Podium stehen, dem sind wir nähergekommen. Aber es ist noch ein weiter Weg und Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut."

Am Freitag steht das Bergzeitfahren zwischen Loudenvielle und Peyragudes auf dem Programm, nach den rund elf Kilometern und 650 Höhenmetern kann die Welt wieder anders aussehen. "Jeder darf träumen", wollte Aldag die Stimmung im Team vor der nächsten Aufgabe aber nicht zu sehr dämpfen. "Wir sehen weiter von Etappe zu Etappe." Diese Ansicht vertritt der deutsche Rennstall auch mit Blick auf die schwelende Kapitänsfrage – mittlerweile liegen knapp zwei Minuten zwischen Lipotwitz (4./+5:34) und Roglic (7./+7:30). "Wir haben jetzt zwei Fahrer recht weit vorne und ich glaube, da sind wir die einzigen. Da wäre es, mit Verlaub, richtig dämlich, sich auf einen festzulegen", so Aldag.

Eine Meinung, die auch der Held des Tages zu teilen scheint. "Wir können superzufrieden sein", fasste Lipowitz die Lage zusammen. "Es kommen noch viele harte Etappen. Wir besprechen uns in Ruhe und machen einen Plan für die nächsten Tage."

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.08.2025Gianetti: “Pogacar zu sein ist schön, aber nicht einfach“

(rsn) – Mauro Gianetti, der Teamchef von UAE – Emirates – XRG hat sich zum kommenden Rennkalender und zum Vuelta-Verzicht von Tadej Pogacar geäußert. Am Ende der Tour de Pologne sagte er gege

03.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 9. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 26. Juli im westfranzzösischen Vannes zur 4. Tour de Frances Femmes (2.WWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, sechs Schweizerinnen und drei Österreicheri

31.07.2025Pogacar “langweilte“ sich in der zweiten Hälfte der Tour

(rsn) – Neben dem Gelben und dem Gepunkteten Trikot sicherte sich Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) bei der Tour de France 2025 vier Etappensiege. Den letzten davon feierte der Slowene ab

30.07.2025Häuslicher Unfall: Vauquelin bricht sich den Knöchel

(rsn) – Spätestens mit seinem siebten Platz bei der 112. Tour de France hat Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) auch international seinen Bekanntheitsgrad deutlich erhöht. Die Freude über das

29.07.2025Zwei Tage nach der Tour: Aldag verlässt Red Bull - Bora - hansgrohe

(rsn) – Rolf Aldag und Red Bull – Bora – hansgrohe gehen ab sofort getrennte Wege. Das kündigte der deutsche WorldTour-Rennstall überraschend zwei Tage nach Ende der Tour de France an, bei der

28.07.2025Lipowitz: “Manchmal ist der Sportchef nicht glücklich mit mir“

(rsn) - Nur Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) konnte in den Bergen der Tour de France ansatzweise mit Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und dem Zweitplat

28.07.2025Im Überblick: Alle Gelbe Karten bei der 112. Tour de France

(rsn) – Drei Tage hat es gedauert, bis die UCI-Jury bei der Tour de France 2025 zum ersten Mal hart durchgegriffen und Gelbe Karten verteilt hat: Im Sturzchaos von Dünkirchen bestraften die Kommiss

28.07.2025Angst, natürlicher Schwund und finanzielle Ungleichheit

(rsn) – Die Tinte in den Radsport-Geschichtsbüchern ist gerade erst getrocknet: Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat bei der Tour de France 2025 im direkten Duell mit seinem großen Widersa

28.07.2025Vingegaards “merkwürdige Tour“ endet auf Platz zwei

(rsn) – Das große Ziel hat Visma – Lease a Bike bei dieser Tour de France verfehlt. Jonas Vingegaard musste in Paris mit der zweiten Stufe auf dem Podium vorliebnehmen, der ewige Rivale Tadej Po

28.07.2025Montmartre wirklich einmalig? Prudhomme zieht Tourmalet-Vergleiche

(rsn) – Es sollte etwas Besonderes werden. Immerhin gab es ja auch einen runden Geburtstag zu feiern. Vor 50 Jahren endete die Tour de France erstmals in Paris auf den Champs-Élysées, Ex-Telekom-T

28.07.2025Bericht: Pogacar verzichtet auf die Vuelta

(rsn) – Nach der Tour de France wird es wohl nicht zum nächsten Duell der beiden Topfahrer Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) und Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) bei der Vuelta a España

28.07.2025Ineos: Von “Null Toleranz“ zu “Null Transparenz“

(rsn) - Es hat etwas gedauert, bis die ARD-Reportage “Geheimsache Doping: Im Windschatten“ auch bei der Tour de France ankam. Aber auf der Pressekonferenz der 20. und vorletzten Etappe sah sich sc

Weitere Radsportnachrichten

03.09.2025Wiebes holt sich auf Windkantenetappe ihren zweiten Sieg

(rsn) – Auftaktsiegerin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auch am zweiten Tag der 27. Simac Ladies Tour (2.WWT) zugeschlagen. Die Europameisterin aus den Niederlanden setzte sich über 124,5 K

03.09.2025Diskussionen über Vuelta-Ausstieg von Israel - Premier Tech?

(rsn) - Nach den erneuten Protesten von pro-palästinensischen Protesten scheint es bei den Mannschaften Diskussionen über einen möglichen Ausstieg von Israel – Premier Tech von der Vuelta a Espan

03.09.2025Sbaragli steigt vom Rad, Vendrame von Decathlon zu Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

03.09.2025Baroncini: “Ein Wunder, dass ich noch lebe“

(rsn) – Mehr als einen Monat nach seinem schweren Sturz bei der Polen-Rundfahrt ist Filippo Baroncini (UAE – Emirates – XRG) aus dem Krankenhaus entlassen. Der U23-Weltmeister von 2021 lag zwei

03.09.2025Pro-palästinensische Demonstranten behindern erneut Vuelta

(rsn) – Bei der Vuelta a Espana haben pro-palästinensische Demonstranten erneut die Fahrer behindert – während die Aktion vom Teamzeitfahren der 5. Etappe noch glimpflich endete, kam es diesmal

03.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 11. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

03.09.2025Herzbeutelriss: Froome schwerer verletzt als zunächst gemeldet

(rsn) - Chris Froome (Israel – Premier Tech) hat sich bei seinem schweren Trainingssturz in Frankreich schwerer verletzt als zunächst gemeldet. “Es war eindeutig viel ernster als nur ein paar Kno

03.09.2025Viele giftige Anstiege bei der “Clasica Bilbao“

(rsn) - Auf der 11. Etappe erreicht die Vuelta a Espana das Baskenland und damit eine der radsportverrücktesten Regionen Europas. Auf 157,4 Kilometern rund um Bilbao reiht sich ein kurzer, giftiger A

03.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.09.2025UAE tanzt auf zu vielen Hochzeiten, um Almeida wirklich zu helfen

(rsn) – Nach dem Paukenschlag vom ersten Ruhetag der Vuelta a Espana, als das Team UAE – Emirates – XRG den Abgang von Juan Ayuso zum Saisonende offiziell bestätigte, und der scharfen Reaktion

02.09.2025Ayuso: “Ein außergewöhnlicher Tag wegen der Umstände“

(rsn) – Jay Vine ist perfekt aus dem ersten Ruhetag der Vuelta a Espana gekommen. Der 29-jährige Australier gewann die 10. Etappe über 175,3 Kilometer vom Parque de la Naturaleza Sendaviva zur Be

02.09.2025Highlight-Video der 10. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Jay Vine ist perfekt aus dem ersten Ruhetag der Vuelta a Espana gekommen. Der 29-jährige Australier gewann die 10. Etappe über 175,3 Kilometer vom Parque de la Naturaleza Sendaviva zur Be

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Bulgaria (2.2, 000)
  • Lloyds Bank Tour of Britain (2.Pro, GBR)