Evenepoel erwartet “den ganzen Tag Feuerwerk“

Bläst Visma im Zentralmassiv zum Großangriff?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Bläst Visma im Zentralmassiv zum Großangriff?"
Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) | Foto: Cor Vos

13.07.2025  |  (rsn) – Nach neun bereits actiongeladenen Tagen mit Windkante, kurzen, steilen Rampen, Zeitfahren, Stürzen und Sprintchaos zündet die Tour de France am Nationalfeiertag der Franzosen die nächste Eskalationsstufe: Es geht in die Berge. Zwar nicht in die ganz hohen, aber die 10. Etappe durchs Zentralmassiv hat es trotzdem in sich.

Schon nach dem Start in Ennezat führt die Straße sofort hinauf zum ersten Bergpreis der 2. Kategorie und danach wird es nicht mehr flach. Ständig hoch und runter mit unzähligen Kurven auf den kleinen Straßen und rauhem Asphalt durchs Mittelgebirge im Herzen Frankreichs führen die 165 Kilometer.

Dabei wird auch ein Teil der historischen Motorsport-Rennstrecke Circuit de Charade befahren, die zwischen 1965 und 1972 vier Mal zum Formel-1-Kalender gehörte. Acht Bergwertungen stehen an, darunter sieben der 2. Kategorie – das gab es so auch noch nicht bei der Frankreich-Rundfahrt.

Einen entsprechend harten Arbeitstag erwartet das Peloton denn auch, bevor am Dienstag endlich der erste Ruhetag ansteht. Es ist mit einem langen Kampf um die Besetzung der Ausreißergruppe des Tages zu rechnen, da vor allem die kletterstarken Franzosen dort am 14. Juli immer dabei sein wollen und auch das Bergtrikot angesichts der vielen zu ergatternden Bergpunkte winkt.

Doch auch in der Gesamtwertung wird einiges passieren, egal ob ganz vorne oder etwas weiter hinten in den Top 10. Wer im Zentralmassiv einen schlechten Tag hat, der verliert Minuten und muss sich möglicherweise von allen GC-Ambitionen verabschieden.

"An den ersten Bergen der Tour gibt es immer eine große Explosion. Wir werden große, große Zeitabstände sehen", sagte Matteo Jorgenson am Sonntag im Ziel der 9. Etappe in Chateauroux zu cyclingnews.com.

Sein Team Visma – Lease a Bike ist seit dem Einzelzeitfahren in der Bringschuld. Die Männer in Schwarz-Gelb müssen mehr als eine Minute auf Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) gutmachen, wenn sie die 112. Frankreich-Rundfahrt gewinnen wollen. Im Verlauf von zwei Wochen klingt das zwar erstmal nicht viel, doch irgendwo muss man eben anfangen. Und das Teilstück am Montag scheint sich ideal für einen Großangriff zu eignen. "Wir sehen jeden einzelnen Tag als eine Chance", versprach Jorgenson jedenfalls.

Etappe mit den viertmeisten Höhenmetern dieser Tour

Und sein Kapitän Jonas Vingegaard meinte: "Ich denke es wird auf jeden Fall GC-Action geben an einem sehr, sehr harten Tag." Auf die Nachfrage, ob er Vorfreude verspüre, antwortete der Däne mit einem simplen "Ja", gekoppelt an ein Lächeln.

Insgesamt 4.450 Höhenmeter sind während des 165 Kilometer langen Teilstücks zu bewältigen. Mehr bieten im Verlauf dieser Tour nur noch drei weitere Etappen: die 14. über den Col du Tourmalet, den Col d'Aspin und den Col de Peyresourde nach Superbagnères in den Pyrenäen (182,6 km und 4.950 Höhenmeter), die 18. über den Col du Glandon und den Col de la Madeleine zum Col de la Loze (171,5 km und 5.450 Höhenmeter) sowie die 19. über den Col des Saisies, den Col du Pré und den Cormet de Roselend nach La Plagne (129,9 km und 4.550 Höhenmeter).

"Es ist eine harte Etappe mit vielen Höhenmetern. Das Finale wird schwer und das Wetter auch eine Rolle spielen", meinte Vismas Sportlicher Leiter Marc Reef, sagte aber auch: "Es wird sicher nicht die entscheidende Etappe."

Pogacar: "Ohne Joao werden wir eher nur folgen"

Die Frage ist vor dem großen Showdown am Ende der verlängerten ersten Tour-Woche, wie viel man auf die Ankündigungen der Protagonisten überhaupt geben kann. Denn Psychospielchen zwischen Visma und UAE sind bei dieser Tour bislang hoch im Kurs. Gerade angesichts der Tatsache, dass mit Joao Almeida am Sonntag der Vorjahresvierte und wichtigste Berghelfer von Pogacar ausgeschieden ist, scheint eine Groß-Offensive von Visma für den Montag doch geradezu vorprogrammiert. Schließlich könnte man darauf hoffen, dass die Konkurrenz etwas am Aus des Portugiesen zu knabbern hat.

"Wir müssen uns umsortieren, aber ich denke das werden wir hinkriegen", sagte Pogacar am Sonntag und meinte: "Jetzt wo wir Joao nicht mehr haben, werden wir vielleicht eher nur folgen." Bisher hatte eher Vingegaard Pogacar in Manndeckung genommen und hatte in den steilen Etappenfinals am Hinterrad des Weltmeisters geklebt. Vielleicht dreht sich das nun am Montag?

Zumindest bis zum Etappenfinale ist das vorstellbar. Zehn Kilometer vor dem Ziel geht es noch über den Kategorie-2-Bergpreis am Col de la Croix Saint-Robert am Ende einer 5,1 Kilometer langen und 6,4 Prozent steilen Steigung. Das könnte die Startrampe für einen Angriff sein – oder man wartet eben auf die 3,3 Kilometer lange und 8 Prozent steile Schlussrampe vom Ort Le Mont-Dore hinauf zur Skistation am Puy de Sancy.

Evenepoel freut sich: "Erwarte den ganzen Tag Feuerwerk"

Spätestens wenn Pogacar aber den Schlusskilometer erreicht, wird der Mann im Gelben Trikot aber garantiert das 'Folgen' aufgeben und zum Sprint ansetzen. Und auch wenn Vingegaard ihm dabei bislang immer sehr gut folgen konnte: Vorbeigekommen ist der Däne an den ersten neun Tour-Tagen nie. Das macht eine Visma-Offensive umso wahrscheinlicher.

"Es ist erstmal an den anderen, zu attackieren, und wir werden das Gelbe Trikot verteidigen", sagte UAE-Teamchef Mauro Gianetti. Mit den Anderen meinte er sicherlich vor allem die Visma-Mannen. Doch auch ein ganz anderer hat große Lust aufs Zentralmassiv:

"Ich erwarte den ganzen Tag Feuerwerk", sagte Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) nach der 9. Etappe grinsend am Eurosport-Mikrofon. "Es wird wirklich explosiv und könnte wohl auch Überraschungen geben. Man sollte alles erwarten morgen – Ausreißversuche, GC-Fight, alles wird dabei sein. Ein toller 14. Juli für die Franzosen!"

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.08.2025Gianetti: “Pogacar zu sein ist schön, aber nicht einfach“

(rsn) – Mauro Gianetti, der Teamchef von UAE – Emirates – XRG hat sich zum kommenden Rennkalender und zum Vuelta-Verzicht von Tadej Pogacar geäußert. Am Ende der Tour de Pologne sagte er gege

03.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 9. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 26. Juli im westfranzzösischen Vannes zur 4. Tour de Frances Femmes (2.WWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, sechs Schweizerinnen und drei Österreicheri

31.07.2025Pogacar “langweilte“ sich in der zweiten Hälfte der Tour

(rsn) – Neben dem Gelben und dem Gepunkteten Trikot sicherte sich Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) bei der Tour de France 2025 vier Etappensiege. Den letzten davon feierte der Slowene ab

30.07.2025Häuslicher Unfall: Vauquelin bricht sich den Knöchel

(rsn) – Spätestens mit seinem siebten Platz bei der 112. Tour de France hat Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) auch international seinen Bekanntheitsgrad deutlich erhöht. Die Freude über das

29.07.2025Zwei Tage nach der Tour: Aldag verlässt Red Bull - Bora - hansgrohe

(rsn) – Rolf Aldag und Red Bull – Bora – hansgrohe gehen ab sofort getrennte Wege. Das kündigte der deutsche WorldTour-Rennstall überraschend zwei Tage nach Ende der Tour de France an, bei der

28.07.2025Lipowitz: “Manchmal ist der Sportchef nicht glücklich mit mir“

(rsn) - Nur Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) konnte in den Bergen der Tour de France ansatzweise mit Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und dem Zweitplat

28.07.2025Im Überblick: Alle Gelbe Karten bei der 112. Tour de France

(rsn) – Drei Tage hat es gedauert, bis die UCI-Jury bei der Tour de France 2025 zum ersten Mal hart durchgegriffen und Gelbe Karten verteilt hat: Im Sturzchaos von Dünkirchen bestraften die Kommiss

28.07.2025Angst, natürlicher Schwund und finanzielle Ungleichheit

(rsn) – Die Tinte in den Radsport-Geschichtsbüchern ist gerade erst getrocknet: Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat bei der Tour de France 2025 im direkten Duell mit seinem großen Widersa

28.07.2025Vingegaards “merkwürdige Tour“ endet auf Platz zwei

(rsn) – Das große Ziel hat Visma – Lease a Bike bei dieser Tour de France verfehlt. Jonas Vingegaard musste in Paris mit der zweiten Stufe auf dem Podium vorliebnehmen, der ewige Rivale Tadej Po

28.07.2025Montmartre wirklich einmalig? Prudhomme zieht Tourmalet-Vergleiche

(rsn) – Es sollte etwas Besonderes werden. Immerhin gab es ja auch einen runden Geburtstag zu feiern. Vor 50 Jahren endete die Tour de France erstmals in Paris auf den Champs-Élysées, Ex-Telekom-T

28.07.2025Bericht: Pogacar verzichtet auf die Vuelta

(rsn) – Nach der Tour de France wird es wohl nicht zum nächsten Duell der beiden Topfahrer Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) und Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) bei der Vuelta a España

28.07.2025Ineos: Von “Null Toleranz“ zu “Null Transparenz“

(rsn) - Es hat etwas gedauert, bis die ARD-Reportage “Geheimsache Doping: Im Windschatten“ auch bei der Tour de France ankam. Aber auf der Pressekonferenz der 20. und vorletzten Etappe sah sich sc

Weitere Radsportnachrichten

03.10.2025De Kleijn bei der Tour de Langkawi zum zweiten Mal erfolgreich

(rsn) – Der Niederländer Arvid de Kleijn hat auf der 6. Etappe der Tour de Langkawi (2.Pro) seinen zweiten Etappen- und Saisonsieg errungen. Der Tudor-Profi war nach 123 Kilometer zwischen Shah Ala

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

02.10.2025Mixed-Staffel bei der Straßen-EM: Startliste und Startzeiten

(rsn) – Nur sieben Mixed-Staffeln – immerhin aber eine mehr als 2024 - treten bei der Straßen-EM in Frankreich am Nachmittag im 40 Kilometer langen Teamzeitfahren der Elite an. Den Anfang macht u

02.10.2025Delbove holt sich am Fraser´s Hill Etappensieg und Gesamtführung

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe der 29. Tour de Langkawi (2.Pro) hat Joris Delbove (TotalEnergies) die Führung im Gesamtklassement der Rundfahrt übernommen. Der 25-jährige Franzose

01.10.2025Walscheid & Co. mühen sich: “Wie ein Kleiderschrank im Wind“

(rsn) – Am Mittwoch ist der Startschuss für die Straßenrad-Europameisterschaften in Frankreich gefallen. Den Anfang machte das Einzelzeitfahren zwischen Loriol-sur-Drome und Étoile-sur-Rhone, in

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)