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03.04.2025 | (rsn) - Nach ihrem ersten Rennblock, der mit Rang 37 bei der Trofeo Alfredo Binda (1.WWT) endete, nahm sich Antonia Niedermaier die Zeit, um mit RSN über ihren Saisoneinstieg, ihre veränderte Rolle im Team und ihre Definition von Erfolg zu sprechen. Zudem äußerte sich die zweimalige U23-Zeitfahrweltmeisterin über ihre "Sportuntauglichkeit“ in der Jugend und erklärte, warum man als Leaderin keine “Rampensau“ sein muss.
Antonia Niedermaier, Sie haben Ende Februar die Nachwuchswertung der UAE Tour gewonnen und sind im Gesamtklassement Siebte geworden. Wie fällt Ihr Fazit zum Saisoneinstieg aus?
Antonia Niedermaier: "UAE war für mich als Rennfahrerin nochmal eine gute Lehre. Ich bin dort noch nie gefahren und kannte so einen extremen Seitenwind bislang noch nicht. Strade Bianche verlief dann natürlich aufgrund von Kasias (Kasia Niewiadoma) Sturz sehr unglücklich und bei der Trofeo Binda waren die Anstiege einfach zu kurz und auch zu 'punchy' für mich. Ich sehe die ersten Rennen aber auch immer als Formabgleich oder Spiegel, wie effektiv die Vorbereitung war. Da bin ich ganz zufrieden"
Bei der Königsetappe der UAE Tour kam Ihnen der lange Anstieg zum Jebel Hafeet ja eher entgegen. Was fehlt an solchen Anstiegen noch, um letztendlich mit einer Elisa Longo Borghini (Gewinnerin der Gesamtwertung der Rundfahrt, d. Red.) mitfahren zu können?
Niedermaier: "Ich bevorzuge bergauf eher das gleichmäßige Tempo. Als Elisa angriff, konnte ich einfach nicht mitgehen. Generell brechen mir Attacken immer mal wieder das Genick."
Haben Sie an mit Ihrem Trainer Dan Lorang in der Vorbereitung auf die Saison gearbeitet?
Niedermaier: "Ja, definitiv und sehr fokussiert, um eben bei Antritten besser reagieren zu können. Ich denke, bei der Trofeo Binda konnte man auch schon ganz gut sehen, dass es anfängt, erste Früchte zu tragen. Ich war lange im 'Breakaway' und bin mit meiner Performance dort sehr zufrieden."
Spritziger zu werden, auch mit dem Ziel, sich gegen Attacken bei der Verteidigung eines Führungstrikots wehren zu können? Sie sind immerhin in diesem Jahr als Leaderin von Ihrem Team für den Giro nominiert worden.
Niedermaier: "Diese Fähigkeit zu verbessern, ist für mich nicht nur bei Rundfahrten elementar, sondern auch für die Frühjahrsklassiker, bei denen ich in diesem Jahr besser abschneiden möchte"
Wie hat das Team reagiert, als Sie bei der Strade Bianche bei Niewiadomas Sturz angehalten und lange gewartet haben?
Niedermaier: "Das war einerseits mit der Teamleitung so abgesprochen und andererseits würde es nicht meinem Naturell entsprechen, in solch einer Situation einfach weiterzufahren. Ich bin ein sehr empathischer Mensch und könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, jemanden in einer Notlage allein zu lassen. Ich selbst hätte mir es sehr gewünscht, wenn bei meinem Sturz beim Giro 2023 ein vertrautes Gesicht angehalten hätte!"
Laut Niedermaier tut die Verpflichtung von Cecilie Uttrup-Ludwig dem Team in vielerlei Hinsicht gut. | Foto: Cor Vos
Hat es Sie gewurmt, dass Sie bei der Reaktivierung der Primavera Donne – jetzt unter dem Namen Sanremo Women - nicht im Kader Ihres Teams waren?
Niedermaier: "Ich weiß gar nicht so genau, warum ich nicht nominiert wurde. Irgendwie war meine Teilnahme bei diesem Rennen zwischen der Teamleitung und mir nie ein wirkliches Thema. Ich bin aber auch keine Person, die einfordert und sich in die erste Reihe drängt. Es gibt ja auch noch andere gute Fahrerinnen, die es verdient haben, dort zu fahren – und, ich habe ja auch noch Zeit in meiner Karriere" (lacht).
Muss man, wenn man erfolgreich sein möchte, auch 'laut sein' und die Ellenbogen ausfahren können?
Niedermaier: "Ich denke nicht, dass man eine 'Rampensau' sein muss, um ein erfolgreicher Radprofi zu sein. Und es ist ja auch nicht so, dass ich kein Selbstbewusstsein habe. Ich weiß schon ganz genau, was ich kann. Diejenigen, die laut und offensiv auftreten, benutzen dieses Verhalten auch oft als Schutzschild gegenüber der Öffentlichkeit."
Hat sich durch Ihr starkes letztes Jahr, eventuell aber auch durch die Verpflichtung von Cecilie Uttrup-Ludwig, Ihre Position in der Teamhierarchie erändert?
Niedermaier: "Die Verantwortlichen waren sich schon seit jeher sicher, dass sie mir einiges zumuten können. Durch die Erfolge aus dem Vorjahr zeigt meine Saisonplanung, dass das ohnehin in mich vorhandene Vertrauen nochmals gewachsen ist und ich mehr eigene Möglichkeiten bekommen werde.
Und zu Cecilie: Sie ist zwar ein ähnlicher Fahrertyp wie ich, auch auf Rundfahrten spezialisiert, gilt aber auch als Puncheurin für die Frühjahrsklassiker. Mit ihrer offenen und fröhlichen Art tut sie dem Team sehr gut, wie ich generell sehr froh über unsere Neuverpflichtungen bin. Diese haben unsere vorhandene Struktur etwas aufgelockert, das war wichtig."
Stichwort weitere Saisonplanung. Wie geht es den nächsten Wochen weiter?
Niedermaier: Da das Team mich für die ArdennenkKlassiker in einer guten Form als Unterstützung für Kasia sehen möchte, haben wir gemeinsam entschieden, dass ich die Vuelta auslasse. Und ehrlich, darüber bin ich nicht unglücklich. Im letzten Jahr war das ein ziemlich chaotisches Rennen und ich habe dem Team gegenüber geäußert, dass ich da nicht zwingend nochmal hin muss. Ich absolviere jetzt einen längeren Trainingsblock und fahre als Nächstes den Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich.
Wird Niedermaier an der Seite von Titelverteidgierin Kasia Niewiadoma bei der Tour de France Femmes starten? | Foto: Cor Vos
Sollte der Giro erfolgreich für Sie verlaufen, ist kaum vorstellbar, dass Sie nicht an der Seite von Titelverteidigerin Niewiadoma mit zur Tour de France Femmes fahren. Wie groß ist Ihr Wunsch, erstmals bei der Frankreich-Rundfahrt dabei zu sein?
Niedermaier: "Ich bin aktuell auf der sogenannten Long List, dem erweiterten Kader. Jede Fahrerin will bei der Tour dabei sein, das macht es so schwierig – und der Druck wird auf uns durch den Vorjahressieg nochmals deutlich größer sein. Meinerseits kann ich zu dem Tour Thema sagen: Ich fahre jetzt im dritten Jahr in der WorldTour und ich bin bereit für dieses Großereignis! Momentan sehe ich meine Chancen bei 50:50."
Nach Ihrem sechsten GC-Platz beim Giro d’Italia sind Sie diiesmal die erklärte Leaderin ihres Teams. Welche Erwartungen haben Sie selber an sich?
Niedermaier: "Mein eigener Anspruch ist ein Platz auf dem Podium und natürlich wünsche ich mir, sogar ganz oben zu stehen. Klar, auch andere Mädels wollen das. Aber Top 5 ist für mich das Minimalziel, an dem ich mich letztendlich auch messen lassen muss."
Welche Eigenschaften müssen Sie mitbringen, um Ihr Team erfolgreich durch die Italien-Rundfahrt zu lenken?
Niedermaier: "Das Wichtigste als Leaderin ist, du darfst nicht abgehoben sein! Ich muss mich mit den anderen Mädels auf Augenhöhe befinden und deren Ansprüche lesen, hören und vor allem akzeptieren. Soraya (Paladin) wird mit dabei sein. Sie ist eine super Helferin, die weiß, was jede aus dem Team braucht. Somit ist sie unsere 'unsichtbare Leaderin', die das Team im Rennen leiten und nach mir schauen wird. Ich habe quasi eine Babysitterin an meiner Seite und das nimmt Druck von mir."
Nach dem Etappensieg 2023 möchte Niedermaier beim Giro d’Italia in der Endabrechnung möglichst ganz oben auf dem Podium stehen. | Foto: Cor Vos
Nach dem Wechsel vom Skibergsteigen zum Radfahren und nunmehr im vierten Jahr als Radprofi – was fällt Ihnen im Profi-Radsport noch am schwersten?
Niedermaier: "Ich habe mich inzwischen in diesem Sport sehr gut eingelebt. Bei kleineren oder auch italienischen Rennen, in denen oft viele Konti-Teams am Start sind, fühlt es sich im Peloton immer noch recht hektisch für mich an. Da wird oft wirklich 'crazy' gefahren. Was mir tatsächlich aber auch noch schwerfällt, ist das Lesen eines Rennens. Ich bin nicht der geduldigste Mensch und muss in manchen Rennsituationen noch lernen, mich mehr zu zügeln und abzuwarten. Das Team fängt mich in solchen Momenten aber immer wieder schnell ein."
Es kursiert die Geschichte, dass Sie bei einer Bewerbung für den Polizeidienst als sportuntauglich eingestuft wurden. Im Nachhinein wohl eine glatte Fehleinschätzung....
Niedermaier: "Ja, das war tatsächlich so, als ich 16 Jahre alt war. Ich wurde im Alter von 15 Jahren an den Kniescheiben operiert, da diese oft luxierten. Für Leistungssportler in dem Alter kein ungewöhnliches Phänomen. Für den untersuchenden Arzt war das offensichtlich zu unsicher für eine Laufbahn bei der Polizei. Er wusste aber, so glaube ich, auch nicht, dass ich schon zu dem Zeitpunkt eine erfolgreiche Skibergsteigerin war."
Wie stehen Sie zur Austragung der Straßen-WM in Ruanda? Würden Sie angesichts der kritischen Lage in der Region mit einem guten Gefühl dort starten können?
Niedermaier: "Da bin ich wirklich im Zwiespalt. Auf der einen Seite ist Ruanda ein radsportverrücktes Land, das solch ein Großereignis sicher einmal verdient hat. Andererseits ist es bedenklich, einem Land eine Bühne zu geben, dass sich an kriegerischen Handlungen beteiligt. Stand jetzt kommen von German Cycling Signale, dort zu starten. Was meine eigene Sicherheit angeht, habe ich jedoch für mich noch keine endgültige Entscheidung treffen können"
Ihr Vertrag bei Canyon – SRAM – zondacrypto läuft zum Jahresende aus. Gibt es schon Gespräche mit deinem jetzigen Arbeitgeber?
Niedermaier: "Ja, die gibt es schon."
Bei einem Verbleib im Team hätten Sie nach wie vor Niewiadoma vor der Nase, die bis Ende 2026 unterschrieben hat. Gibt es auch schon Gespräche mit anderen Teams?
Niedermaier: "Auch die gibt es schon. Andere Teams sind natürlich auch schon frühzeitig an der Verpflichtung von Gesamtklassement-Fahrerinnen interessiert."
Die zweimalige U23-Weltmeisterin im Zeitfahren bestreitet mittlerweile ihre vierte Profi-Saison | Foto: Cor Vos
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