Experten widersprechen Froome und van Aert

Red-Bull-Technikchef Bigham gegen Übersetzungsbeschränkung

Foto zu dem Text "Red-Bull-Technikchef Bigham gegen Übersetzungsbeschränkung"
Daniel Bigham spricht sich gegen eine Übersetzungsbeschränking im Radsport aus. | Foto: Cor Vos

08.01.2025  |  (rsn) – Kaum haben sich Wout van Aert und Chris Froome in der Sicherheitsdebatte im Radsport für eine Begrenzung der Übersetzungen ausgesprochen, gibt es dafür Kontra aus den Technik-Abteilungen im Profibereich. In einem Interview mit Sporza hatte van Aert in der vergangenen Woche gesagt, dass “eine Begrenzung der Gänge den Sport viel sicherer machen“ würde.

Froome pflichtete ihm bei. “Die Geschwindigkeit, die nötig ist, um ein 60er-Kettenblatt zu bewegen, kann über 80 km/h liegen, und man tritt immer noch in die Pedale. Vielleicht müssen wir dem eine Grenze setzen“, so der 39-jährige Brite. Vor allem in Abfahrten sei damit das Risiko von vermeintlich zu hohen Geschwindigkeiten, die Unfälle provozieren würden, sehr hoch, weil bei gängigen Trittfrequenzen immer noch ausreichend Widerstand da sei, um weiterzutreten, in Abfahrten sogar anzugreifen.

Bigham schlägt höhere Mindestgewichte vor

Selbst aus dem Peloton gibt es dafür bereits Gegenwind. "Wenn man die Gänge einschränkt, besteht ein Schlupfloch darin, dass die Fahrer kürzere Kurbeln wählen“, sagte etwa Sprinter Fabio Jakobsen bei roadcode. Froomes Kettenblatt-Begrenzung ließe sich derweil sogar selbst über kleinere Kassetten umgehen, die dann ebenfalls reglementiert werden müssten. Doch generell sei dieser Ansatz der falsche, glaubt Daniel Bigham, Head of Engineering bei Red Bull – Bora – hansgrohe. "Die Geschwindigkeit wird nicht durch die Übersetzung bestimmt. Er wird durch die Eingangsleistung dividiert durch den Luftwiderstand bestimmt. Die Begrenzung der Übersetzungsverhältnisse hilft nicht, wenn man die Rennen verlangsamen will", schrieb er in einer Instagram-Story und verwies damit auf die Gesetze der Physik.

Schon zuvor hatte Bigham in einem Interview mit BikeRadar erklärt, dass "unsichere Straßen, unsichere Ausrüstung und schlechte, unzureichende oder langsame medizinische Reaktionen, wenn das Schlimmste passiert" die Hauptprobleme für Unfälle sein. Trinkflaschen etwa seien eine Möglichkeit, an der relativ einfach geschraubt werden könnte. Wären sie schwerer, würden sie nicht so oft aus ihrer Halterung fallen und Unfälle verursachen, so Bigham. “Die UCI könnte das einfach regulieren und ihr Gewicht auf 50 Gramm festlegen. Oder es wird gleich ein Verschlussmechanismus vorgeschrieben, damit die Flaschen an Ort und Stelle bleiben. Ich wette, das würde 10, 20 Unfälle pro Jahr einsparen."

Im Sinne der Sicherheit würde der Brite aber nicht nur am Gewicht der Flaschen feilen, sondern gleich am ganzen Rad. Aktuell beträgt das Mindestgewicht für ein UCI-zugelassenes Rennrad 6,8 Kilogramm. "Ich denke, die Erhöhung des Gewichtslimits bewirkt viele Dinge. Es ermöglicht, zusätzliche Sensoren und Systeme (zum Beispiel für GPS-Tracking oder Airbags) zu transportieren, ein sichereres Fahrrad unter Sicherheitsfaktoren zu haben und einfach Fahrräder zu entwerfen, die ein bisschen besser für den Zweck geeignet sind.“ Grundsätzlich sei ansonsten jeder Konstrukteur bemüht, das Rad so nah wie möglich an das untere Limit zu bringen, um Wettbewerbsvorteile zu haben.

Uno-X-Coach von Folsach: Mehr Luftwiderstand bringt niedrigere Geschwindigkeiten

Auch Caspar von Folsach, Performance Coach bei Uno-X Mobility und für die dänischen Bahnfahrer glaubt bei cyclingnews nicht an Übersetzungsbeschränkungen, die den Sport sicherer machen könnten. Van Aert und Froome würden demnach “einige Faktoren übersehen, wie man die Leistung hochhalten und gleichzeitig das Übersetzungsverhältnis einschränken kann." Um die Geschwindigkeit darüber wirklich begrenzen zu können müsse die Fähigkeit eines Fahrers, Kraft aufzubringen, derart eingeschränkt werden, dass dadurch “das Radfahren völlig verändert“ werden würde. "Die Drehzahl der Fahrer wäre in allen Szenarien ohne Klettern viel, viel höher. Und wie sicher das dann wäre, müsste meiner Meinung nach auch diskutiert werden.“

Der einzige Weg, die Geschwindigkeit sinnvoll zu verringern, wäre eine Erhöhung des Luftwiderstandes. “Aber ich glaube nicht, dass es das ist, was der Radsport tun muss, um sicherer zu werden“, so von Folsach, der wie Bigham den Fokus auf andere Schwerpunkte legte. "Dies könnte zum Beispiel die Streckengestaltung, die Inspektion und die Schließung von Strecken sein, um Unfälle zu minimieren, medizinische Reaktionen bei Unfällen oder die Hinzufügung von Technologien, die die Sicherheit bei Unfällen tatsächlich verbessern. Zum Beispiel Bekleidung mit eingebautem Aufprallschutz, Airbag-Technologie oder so."

Weitere Radsportnachrichten

27.08.2025Gaudu: “Nicht leicht, an meinen Teamkollegen dran zu bleiben“

(rsn) – UAE – Emirates – XRG hat das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren der 5. Vuelta-Etappe in Figueres gewonnen. Das Team um Joao Almeida und Juan Ayuso war acht Sekunden schneller als

27.08.2025Red Bull nach Platz 4 zwischen Sorgen und Stolz: “Einfach nur schade“

(rsn) – Wie schnell sich das Blatt wenden kann, hat Red Bull – Bora – hansgrohe auf der 5. Etappe der Vuelta a España (2.UWT) hautnah miterlebt. Nachdem die deutsche Equipe im Mannschaftszeitfa

27.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

27.08.2025Auf geht´s in die Pyrenäen: Bergankunft in Andorra

(rsn) - Viele Fahrer aus dem Feld werden große Teile der 6. Etappe der Vuelta a España aus ihrem Training kennen. Der Zwergstaat Andorra ist nicht nur Wohnort vieler WorldTour-Profis, sondern auch e

27.08.2025Visma verliert das Teamzeitfahren zu siebt nur im Mittelteil

(rsn) - Der vermutlich minutiös ausgearbeitete Plan von Visma – Lease a Bike für das Teamzeitfahren der Vuelta a Espana 2025 bedurfte in den letzten beiden Tagen schwerwiegender Anpassungen. Nach

27.08.2025UAE rauscht zum Sieg im Teamzeitfahren der Vuelta

(rsn) – Das Team UAE – Emirates – XRG hat in Figueres das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) gewonnen. Der Rennstall aus den Vereinigten Ara

27.08.2025Demonstranten stoppen Israel - Premier Tech im Teamzeitfahren

(rsn) – Das Team Israel – Premier Tech ist im Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) von Demonstranten aufgehalten worden. Bereits wenige Minuten nach dem Start der Ma

27.08.2025Highlight-Video der 5. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Das Team UAE - Emirates - XRG hat das Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana gewonnen. Die Truppe um Joao Almeida und Juan Ayuso sowie den Österreicher Felix Großschartn

27.08.2025Abrahamsen setzt seinen Traum-Sommer in Geraardsbergen fort

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) hat in Geraardsbergen den Muur Classic (1.1) gewonnen. Der Norweger setzte sich nach 177,8 Kilometern rund um die berühmt-berüchtigte "Kapelmuur" als Soli

27.08.2025Spanische Partei fordert im Kongress Israels Vuelta-Ausschluss

(rsn) – Die spanische Partei Izquierda Unida (Vereinigte Linke) hat in einer Pressemitteilung die spanische Regierung dazu aufgefordert, den Ausschluss des Teams Israel – Premier Tech von der Vuel

27.08.2025Alpecin verliert Vermeersch und Hermans an Red Bull und Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

27.08.2025Kockelmann beendet Luxemburgs Avenir-Durststrecke nach 27 Jahren

(rsn) – Mathieu Kockelmann hat in Val-Suran die 4. Etappe der Tour de l´Avenir (2.NCup) gewonnen und sich dabei im Massensprint eines noch mehr als 90 Mann umfassenden Hauptfeldes vor dem Mexikaner

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)
  • Muur Classic Geraadsbergen (1.1, BEL)
  • Tour of Routhe Salvation (2.2, TUR)