Nach dem Aus von Trinity und Saint Piran

Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams "
Auch James McKay, der 2024 für Saint Piran war, steht nach dem Aus der beiden verbliebenen britischen Konti-Teams noch ohne Team da. Er hofft nun darauf, dass die Initiative seines Mannschaftskollegen Harry Tanfield zur Gründung eines neuen Teams Erfolg hat.| Foto: Cor Vos

03.12.2024  |  (rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden Jahr in WorldTeams unter Vertrag und damit so viele wie nie zuvor. Auch hoffnungsvolle Youngster wie Josh Tarling (Ineos Greandiers) oder Max Poole (dsm-firmenich – PostNL) sind am Start und haben den Staffelstab der Generation um Chris Froome, Mark Cavendish oder Geraint Thomas, die in den 2010er Jahren den Radsport dominierten, nun aber am Ende ihrer langen Karrieren stehen oder diese bereits beendeten, übernommen. Doch über das Strukturproblem, das auf den britischen Radsport zurollt, kann auch das nicht hinwegtäuschen.

Innerhalb der letzten zwei Wochen haben die beiden verbliebenen Kontinental-Teams von der Insel angekündigt, denn Betrieb zum Ende des Jahres einzustellen. Erst war es Trinity Racing, das diese Entscheidung treffen musste. Nun folgte gestern auch Saint Piran, dessen Antrag auf den Kontinental-Status vom britischen Radsportverband abgelehnt wurde. Vor allem wohl aufgrund von Finanzierungsproblemen. Doch sicher dürfte auch der Skandal um die chinesischen Rahmen, die das Team mit gefälschten UCI-Zulassungsaufklebern nutzte – eine Untersuchung des Falls durch die UCI läuft noch – eine Rolle gespielt haben.

Im vergangenen Jahrzehnt waren es mindestens fünf Konti-Teams pro Saison, die in Großbritannien gemeldet waren. Letztmals stand der britische Radsport 2004 ganz ohne ein solche Mannschaft da. Da auch in der ProTour mit One Pro Cycling zuletzt 2016 ein britischer Vertreter unterwegs war, ist im professionellen beziehungsweise semiprofessionellen Bereich einzig Ineos Grenadiers geblieben. Und auch das einstige Vorzeigeteam befand sich zuletzt auf dem absteigenden Ast. Wie lange Ineos dem Radsport noch treu bleibt, ist ebenfalls offen, nachdem Milliardär Jim Ratcliffe, Finanzier des Teams und CEO des Chemieunternehmens Ineos, offenbar das Interesse an der Sportart verloren hat und sich Anfang des Jahres in großem Stil bei den Fußballern von Manchester United eingekauft hat. Zuletzt ging es jedenfalls drunter und drüber im Management des Radteams, was sich in umfangreichen Personalrochaden ausdrückte.

Britischer Profi will kurzfristig neues Team gründen

Auch der Umstand, dass Ineos bei der Suche nach einem Development-Partner – wenn schon nicht der Wunsch nach einem eigenen Farmteam bestand – nach Deutschland ausweichen musste und künftig mit Lotto Kern - Haus PSD Bank zusammenarbeitet, spricht Bände. Dass sich die Briten für das deutsche Team entschieden, spricht zwar einerseits für die gute Arbeit in der Mannschaft von Florian Monreal, vor allem aber auch gegen die Alternativen auf dem heimischen Markt, die grundsätzlich wohl sicher zu bevorzugen wären, aber schlichtweg nicht mehr existieren.

Zumindest nicht im Moment. Denn es laufen bereits Initiativen, kurzfristig noch ein Team auf die Beine zu stellen, dass die britischen Farben vertreten soll. Federführend dahinter steht Harry Tanfield. Der 30-Jährige fuhr in dieser Saison für Saint Piran, war zwischen 2019 und 2021 auch bei drei verschiedenen WorldTeams unter Vertrag. Allerdings läuft ihm die Zeit davon. Die eigentliche Frist für die Meldung eines Konti-Teams ist am 1. Dezember abgelaufen, British Cycling würde aber eine Ausnahme machen.

"Ich habe mit BC gesprochen und sie waren sich einig, dass es eine Schonfrist geben kann. Wenn wir mit einem völlig neuen Team, das in keiner Weise mit Saint Piran zu tun hat, zu uns zurückkehren können, dann würden sich sich diese Bewerbung ansehen und sie in Betracht ziehen", hatte Tanfield jüngst gegenüber Cyclingnews gesagt. "Wir haben zwei Wochen Zeit, um zu versuchen, unser Bestes zu geben. Es ist nicht so, dass alle Verträge bis zum 6. Dezember abgeschlossen sein müssen, aber es muss Grundsatzvereinbarungen und Absichtserklärungen geben."

Tanfield sprach darüber hinaus und einer Welle der Unterstützung, die sich ihm offenbart hätte, um das Projekt umzusetzen. Er hoffe, mindestens 250.000 britische Pfund (rund 300.000 Euro) einsammeln zu können, um ein auf Europa beschränktes Rennprogramm finanzieren zu können. Tanfield zeigte sich dabei guter Dinge, er habe “bereits einige vielversprechende Gespräche geführt“.

Weitere Radsportnachrichten

27.08.2025Teamzeitfahr-Analyse: Drehender Wind sorgte für klare Unterschiede

(rsn) – Das Mannschaftszeitfahren von Figueres auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) ist mit dem erwarteten Duell zwischen den Teams UAE – Emirates – XRG und Visma – Lease a Bike zu En

27.08.2025Gaudu: “Nicht leicht, an meinen Teamkollegen dran zu bleiben“

(rsn) – UAE – Emirates – XRG hat das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren der 5. Vuelta-Etappe in Figueres gewonnen. Das Team um Joao Almeida und Juan Ayuso war acht Sekunden schneller als

27.08.2025Red Bull nach Platz 4 zwischen Sorgen und Stolz: “Einfach nur schade“

(rsn) – Wie schnell sich das Blatt wenden kann, hat Red Bull – Bora – hansgrohe auf der 5. Etappe der Vuelta a España (2.UWT) hautnah miterlebt. Nachdem die deutsche Equipe im Mannschaftszeitfa

27.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

27.08.2025Auf geht´s in die Pyrenäen: Bergankunft in Andorra

(rsn) - Viele Fahrer aus dem Feld werden große Teile der 6. Etappe der Vuelta a España aus ihrem Training kennen. Der Zwergstaat Andorra ist nicht nur Wohnort vieler WorldTour-Profis, sondern auch e

27.08.2025Visma verliert das Teamzeitfahren zu siebt nur im Mittelteil

(rsn) - Der vermutlich minutiös ausgearbeitete Plan von Visma – Lease a Bike für das Teamzeitfahren der Vuelta a Espana 2025 bedurfte in den letzten beiden Tagen schwerwiegender Anpassungen. Nach

27.08.2025UAE rauscht zum Sieg im Teamzeitfahren der Vuelta

(rsn) – Das Team UAE – Emirates – XRG hat in Figueres das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) gewonnen. Der Rennstall aus den Vereinigten Ara

27.08.2025Demonstranten stoppen Israel - Premier Tech im Teamzeitfahren

(rsn) – Das Team Israel – Premier Tech ist im Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) von Demonstranten aufgehalten worden. Bereits wenige Minuten nach dem Start der Ma

27.08.2025Highlight-Video der 5. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Das Team UAE - Emirates - XRG hat das Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana gewonnen. Die Truppe um Joao Almeida und Juan Ayuso sowie den Österreicher Felix Großschartn

27.08.2025Abrahamsen setzt seinen Traum-Sommer in Geraardsbergen fort

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) hat in Geraardsbergen den Muur Classic (1.1) gewonnen. Der Norweger setzte sich nach 177,8 Kilometern rund um die berühmt-berüchtigte "Kapelmuur" als Soli

27.08.2025Spanische Partei fordert im Kongress Israels Vuelta-Ausschluss

(rsn) – Die spanische Partei Izquierda Unida (Vereinigte Linke) hat in einer Pressemitteilung die spanische Regierung dazu aufgefordert, den Ausschluss des Teams Israel – Premier Tech von der Vuel

27.08.2025Alpecin verliert Vermeersch und Hermans an Red Bull und Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)