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26.09.2024 | (rsn) – Cat Ferguson ist Doppel-Weltmeisterin bei den Juniorinnen. Zwei Tage nach ihrem überlegenen Triumph im Einzelzeitfahren setzte sich die Britin im verregneten Straßenrennen in Zürich im Sprint eines Spitzen-Trios vor der Spanierin Paula Ostiz und Zeitfahr-Vizeweltmeisterin Viktoria Chladonova (Slowakei) durch. Sie hatten sich eingangs der 26,8 Kilometer langen Schlussrunde im Anstieg von Witikon aus einer da schon nur noch siebenköpfigen Gruppe abgesetzt und den Sieg anschließend unter sich ausgemacht.
"Ich bin überglücklich. Der Sieg im Straßenrennen ist das, was ich immer wollte. Der zweite Platz in Glasgow letztes Jahr hat wirklich wehgetan. Jetzt Gold zu holen ist einfach unglaublich", sagte Ferguson im ersten Sieger-Interview kurz nach dem verregneten Rennen.
"Die Emotionen heute sind andere als nach dem Zeitfahren. Das ist so ein anderes Rennen und ich habe mich so sehr aufs Straßenrennen konzentriert! Klar, ich mag auch das Zeitfahren, aber das Straßenrennen war der Titel, den ich unbedingt immer wollte. Deshalb fühlt es sich heute noch besser an, als am Dienstag – auch wenn es verrückt ist, das zu sagen, denn Dienstag war schon unglaublich", so Ferguson.
Nach Genevieve Jeanson (Kanada) 1999, Nicole Cooke (Großbritannien) 2001, Chloe Dygert (USA) 2015, Elena Pirrone (Italien) 2017 und Zoe Bäckstedt (Großbritannien) 2022 ist Ferguson die sechste Juniorin, die in einem Jahr sowohl Zeitfahr- als auch Straßen-Gold gewonnen hat.
Vierte wurde die Niederländerin Megan Arens. Sie kam mit nur neun Sekunden Rückstand ins Ziel, nachdem sich die Spitzenreiterinnen auf den letzten 1,5 Kilometern bei sehr langsamem Tempo belauert hatten. "Als ich sie dann auf dem Schlusskilometer vor mir sah, sagte ich mir: Okay, Du musst einfach Vollgas fahren und vielleicht kannst Du nochmal vorbei und sie überraschen. Ich bin auch noch nah rangekommen, aber nicht nah genug", sagte Arens im Ziel am Eurosport-Mikrofon. Die Niederländerin, die wie Ostiz im ersten Junioren-Jahr ist, war zuvor einer der Aktivposten im Rennen gewesen, konnte gut 20 Kilometer vor Schluss aber nicht mehr folgen, als sich die Top 3 absetzten.
Als Arens im Finale nochmal nah an die sich belauernden Spitzenreiterinnen herankam, sorgte das dafür, dass Ferguson rund 300 Meter vor Schluss doch nochmal Führungsarbeit übernahm und damit das Tempo an der Spitze erhöhte. Ostiz eröffnete dann den Sprint, aber Ferguson war stärker.
"Ich wusste am Ende nicht mehr, wie groß der Vorsprung war. Fünf Kilometer vor Schluss hatten wir anderthalb Minuten, aber dann haben wir vorne so sehr verlangsamt, weil niemand mehr vorne fahren wollte. Ich habe mich immer wieder umgedreht um sicherzustellen, dass uns niemand einholt. Dann sah ich Megan aus den Niederlanden näherkommen und bin nach vorne gefahren. Ich musste den Sprint dann einfach anfahren, weil ich auf keinen Fall mehr eingeholt werden wollte. Und am Ende hat es geklappt. Ich habe erwartet, dass Paula schnell sein würde, war aber auch recht zuversichtlich, dass ich den Sprint gewinnen würde", schilderte die Britin das Finale.
Platz fünf ging an die Französin Célia Gery (+ 0:53), die die Zielgerade mit der Italienerin Giada Silo erreicht hatte. Die wiederum war im Sprint um Rang fünf dann aber gestürzt und blieb lange liegen. Die Schweizerin Lara Liehner fuhr in der nächsten Fünfergruppe, die von der Britin Imogen Wolff mit 1:26 Minuten Rückstand auf Rang sechs ins Ziel geführt wurde, auf Platz neun. Caoilinn Littbarsky-Gray (+ 2:25) sorgte auf Rang 18 für das beste deutsche Ergebnis. Laura Nollau (+ 2:31) kam auf den 22. Rang.
Eine herbe Enttäuschung musste Amalie Joelle Messemer einstecken. Die Deutsche Junioren-Meisterin hielt im ersten Anstieg des Tages nach Binz mit den Allerbesten mit, verlor den Anschluss dann aber durch einen Sturz. Sie fuhr letztlich mit 5:27 Minuten Rückstand als 34. ins Ziel am Sechseläutenplatz. Die Österreicherin Ramona Griesser (+ 7:45) wurde 65.
Bei Regenwetter machte sich das 120-köpfige Peloton in Uster auf den Weg in Richtung Zürich. Dabei ging es zunächst auf einer flachen Runde um den Greifensee herum und von Beginn an war die deutsche Nationalmannschaft einer der Aktivposten. Das BDR-Quintett zeigte sich ständig in den vorderen Positionen und versuchte gleich mehrmals, eine Ausreißergruppe zu initiieren.
Das gelang der bis dahin am meisten von vorne gefahrenen Magdalena Leis nach 15 Kilometern auch. Doch sie wurde von Arabella Blackburn gekontert, konnte der Britin nicht mehr folgen und sich dann auch den nachsetzenden Italienerinnen Eleonora La Bella und Silvia Milesi sowie der Polin Weronika Wasaty und der Französin Nina Lavenu nicht anschließen. So entstand, obwohl Deutschland bis dahin am aktivsten war, eine vierköpfige Spitzengruppe ohne deutsche Beteiligung.
Als es nach 25 Kilometern vom Greifensee hinauf nach Binz und damit zum Eingang der 1,5 Schlussrunden auf dem City Circuit von Zürich ging, hatten die vier Spitzenreiterinnen etwas mehr als 20 Sekunden Vorsprung, doch der schmolz im Anstieg schnell dahin und sie waren bald gestellt. Das Hauptfeld explodierte in der 1,5 Kilometer langen und 9,4 Prozent steilen Rampe durch den Wald nach Binz und Mitfavoritin Imogen Wolff (Großbritannien) stürzte nach der Berührung eines Rades eine Böschung hinunter.
So verpasste sie die Bildung einer durch die Tempoarbeit von Megan Arens (Niederlande) entstandenen, rund 15-köpfigen Spitzengruppe um Joelle Messemer. Die Deutsche aber hängte sich, als die Steigung nach dem Wald flacher wurde, dann ebenfalls am Hinterrad einer Konkurrentin auf, ging zu Boden und blieb lange sitzen – genau wie die Dänin Alma Rasmussen, die mit ihr gestürzt war.
Den Eingang in den Rundkurs, kurz vor der ersten Zwischenzeitnahme der Mixed Staffel vom Mittwoch, also am höchsten Punkt der Strecke, erreichten nach 30 Kilometern dann nur noch acht Fahrerinnen an der Spitze gemeinsam: Arens, Zeitfahr-Weltmeisterin Cat Ferguson (Großbritannien), Viktoria Chladonova (Slowakei), Célia Gery (Frankreich), Paula Ostiz (Spanien) und Kamilla Aasebo (Norwegen) sowie die Italienerinnen La Bella und Giada Silo.
Das Streckenprofil des WM-Straßenrennens der Juniorinnen. | Grafik: UCI
In der technisch anspruchsvollen Abfahrt aus Zumikon hinunter nach Küsnacht verlor La Bella den Anschluss, aber die anderen sieben Spitzenreiterinnen, bergab angeführt von Ferguson und Aasebo, lagen bereits mehr als eine halbe Minute vor dem immer kleiner werdenden Verfolgerfeld. Unten am Zürichsee angekommen fehlte an der Spitze im Flachen aber die Einigkeit und aus dem Feld sprangen Wolff sowie die Griechin Eirini Papadimitriou heraus.
Sie schafften kurz nach der Zieldurchfahrt den Anschluss an die Spitze, doch auch die nächste 14-köpfige Gruppe um die Schweizerin Lara Liehner und die beiden Deutschen Caoilinn Littbarski-Gray und Laura Nollau lag dort nur noch 17 Sekunden zurück und kam in der kurvenreichen Passage durch die Altstadt Zürichs wieder heran.
In der bis zu 17 Prozent steilen Zürichbergstraße, heraus aus der Innenstadt, explodierte das Feld dann aber sofort wieder und es setzten sich erneut sieben Frauen ab: Arens, Chladonova, Ferguson, Ostiz, Gery, Wolff und Silo – wobei Arens fast alles von vorne fuhr, wie schon zuvor. Nach der kurzen Zwischenabfahrt attackierte Wolff dann in den zweiten Anstieg in Richtung Witikon hinein und riss kurz ein Loch, kam aber nicht richtig weg, weil Chladonova und Arens die Lücke wieder schlossen. Danach aber zerfiel die Gruppe im sich lange hinziehenden Anstieg durch Witikon hindurch und es setzten sich Ferguson, Chladonova und Ostiz ab – die Vorentscheidung.
Mit 40 Sekunden Vorsprung auf Arens, Gery und Silo kam das Führungstrio 15 Kilometer vor Schluss nach Zumikon, bevor die Abfahrt in Richtung Küsnacht mit ihren zwei kurzen, steilen Gegensteigungen, begann. In der ersten dieser beiden Rampen versuchte es Chaldonova nochmal mit einer Attacke, doch Ferguson und Ostiz blieben dran, so dass es zu dritt hinunter an den Zürichsee ging und der Titel auf den flachen drei Schlusskilometern ausgefochten wurde.
Dort führte Chaldonova das Trio bis 1,7 Kilometer vor Schluss an und dann begann man, sich zu belauern – bei knapp 1:30 Minuten Vorsprung auf Solo-Verfolgerin Arens schien das problemlos möglich. Die Niederländerin kam 300 Meter vor Schluss zwar immer näher, doch dann eröffnete Ostiz 180 Meter vor Schluss den Sprint. Ferguson reagierte sofort und setzte sich souverän durch.
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