RSNplus“Jetzt ist der Druck weg“

Mit Lehrbuch-Leadout und van der Poel platzt Philipsens Knoten

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mit Lehrbuch-Leadout und van der Poel platzt Philipsens Knoten"
Große Erleichterung: Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) hat im fünften Anlauf seinen ersten Sprint-Sieg bei der Tour de France 2024 gefeiert. | Foto: Cor Vos

09.07.2024  |  (rsn) – Der Knoten ist geplatzt. Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat bei der fünften Massenankunft der Tour de France 2024 endlich seinen ersten Sieg errungen – und was für einen! Der 26-Jährige war auf der 10. Etappe nach 187,3 Kilometern in Saint-Amand-Montrond klar der Schnellste und setzte sich mit beeindruckenden zwei Radlängen Vorsprung vor Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) durch. Jetzt scheint sogar der Gewinn des Grünen Trikots für den Belgier wieder möglich.

"Wir hatten eine Scheißwoche und es wollte nie komplett klappen", sagte Philipsen nach seinem insgesamt siebten Tour-Etappensieg auf der Pressekonferenz. "Wir sind erleichtert, dass wir jetzt endlich unsere Stärke zeigen konnten."

Eigentlich, muss man ja sagen, hatte Philipsen das auch in Dijon und in Colombey-Les-Deux-Églises bereits getan, wo er jeweils nur knapp hinter dem Sieger über die Ziellinie kam. Doch in Dijon wurde er anschließend wegen des Abdrängens von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) relegiert und auch am Samstag konnte er sich nichts davon kaufen, dass er im schweren, ansteigenden Finale so nah dran war an Girmay, dem das Finale dort klar besser lag. Denn am Ende zählt für einen Sprinter eben nur eins: der Sieg. ___STEADY_PAYWALL___

Endlich der Sieg: Philipsen setzte sich in Saint-Amand-Montrond vor Biniam Girmay (Intermarché – Wanty, rechts) und Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech, Mitte) durch. | Foto: Cor Vos

Ob er nun erleichtert sei, wurde Philipsen im ersten Sieger-Interview live im TV von Seb Piquet gefragt. "Ja, ich denke so kann man es sagen", antwortete der Sprint-Überflieger des Vorjahres, der zu selbigem durchaus auch bei dieser Tour noch werden könnte. Denn drei Sprint-Ankünfte in Villeneuve-sur-Lot (12. Etappe), Pau (13.) sowie Nimes (16.) könnt es noch geben und nach dem Auftritt von ihm und besonders seinem Team in Saint-Amand-Montrond scheint es nicht unvorstellbar, dass Philipsen die alle noch für sich entscheidet.

Roodhooft: "Das war sicher sein einfachster Sprint"

Schlüssel zum Sieg auf der 10. Etappe war nämlich nicht nur die schiere Geschwindigkeit des 26-Jährigen, sondern vor allem auch das, was ihm bei dieser Tour bislang – abgesehen von Dijon – fehlte: das perfekte Leadout mit van der Poel als letztem Anfahrer, so wie 2023.

"Heute war alles gut, ein Sprint wie wir in mögen. Es war schnell und der Rückenwind blies auch. Mathieu hatte eine gute Form und war voll da für Jasper. Das war sicher sein einfachster Sprint und er hat gewonnen", sagte Sportdirektor Christoph Roodhooft im Ziel zu Eurosport und auch Philipsen selbst wusste: "Es war ein perfekter Job vom Team."

Philipsen und van der Poel feiern den Sieg. | Foto: Cor Vos

Die Männer im grauen Jeans-Look führten das Feld souverän durch den Schlusskilometer. Robbe Ghys schob sich unter der Flamme Rouge an die Spitze, nahm die 90-Grad-Linkskurve 900 Meter vor Schluss bereits als Erster und hielt diese Position dann auch um die lange Rechts 200 Meter später sowie bis um den letzten Linksknick an der 500-Meter-Marke. Dann startete van der Poel seinen Motor und lancierte das letzte Leadout 400 Meter vor Schluss so, wie er es 2023 immer wieder für Philipsen getan hatte und servierte dem den Sieg somit auf dem Silbertablett.

Philipsen: "Technisches Finale war ein Vorteil für uns

"Wir haben für ein solches Finale einfach ein starkes Team. Mathieu ist supergut im Bikehandling, das weiß jeder. Deswegen ist ein technisches Finale immer ein Vorteil für ihn und damit für uns als Team. Es lief genauso, wie wir es wollten für den Sprint", freute sich Philipsen.

Beim ersten Sprint der Tour in Turin konnten er und van der Poel wegen Sturz und Defekt nicht eingreifen, auf der 5. Etappe in Saint-Vulbas ging dem Weltmeister die Kraft aus fürs Leadout und tagsdrauf in Dijon bekamen er und Ghys sowie Axel Laurance es zwar nahezu perfekt hin, doch Philipsen wurde von Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) geschlagen – bevor ihn dann die Jury auch noch distanzierte. In Colombey-Les-Deux-Églises am Samstag dann führte van der Poel sein Team nur bis kurz vor der 1.000-Meter-Marke, das Leadout übernahm Laurance. Nun in Saint-Amand-Montrond also lief es endlich perfekt.

Anfahrer Van der Poel jubelt beim Überqueren der Ziellinie über den Sieg seines Sprinters. | Foto: Cor Vos

"Die erste Woche ist immer schwierig. Es wird zwar nicht einfacher, aber viele Fahrer sind müde und wir können nun im Finale eher den Unterschied machen", erklärte van der Poel und Laurance sagte: "Es ging nur ums Timing und kleine Details." Dass die diesmal alle gepasst haben, war zu sehen und Ghys meinte, dass das nun auch eine Initialzündung sein dürfte. "Das macht jetzt einen großen Unterschied", meinte er und Philipsen stimmte zu: "Dem stimmte auch Philipsen zu: "Jetzt haben wir den Sieg, der Druck ist weg und wir können die Tour mit positivem Vibe fortsetzen."

Jetzt ist auch das Grüne Trikot wieder möglich

Diesen positiven Vibe habe man bereits am Ruhetag in Orléans ins Laufen gebracht, erzählte Roodhooft. "Wir konnten miteinander reden, nicht unbedingt nur über den Sport und das hat uns gutgetan", sagte der Sportdirektor.

Nun, wo der Knoten geplatzt ist, scheint sogar der Griff nach dem Grünen Trikot wieder möglich. Zwar trennen Girmay und Philipsen wegen der Distanzierung des Belgiers in Dijon, wo er 43 Punkte gestrichen bekam, noch immer 74 Zähler. Doch die Rechnung ist einfach: Gewinnt Philipsen die drei verbleibenden Sprintankünfte jeweils vor Girmay, macht er bereits 60 Zähler gut. Dazu scheinen auch acht Zwischensprints bei dieser Frankreich-Rundfahrt für Sprinter noch erreichbar, weil sie sich nicht hinter zu vielen Bergen verstecken.

Umarmung von der Partnerin: Philipsen im Ziel in Saint-Amand-Montrond. | Foto: Cor Vos

Es wird nicht einfach für Philipsen, aber es wird eben auch nicht einfach für Girmay, wenn es beim Alpecin-Sprintzug nun so gut weiterläuft. Ein verkorkster Sprint vom Eritreer und ein großer Teil des Polsters könnte auf einen Schlag weg sein. Philipsen aber wollte nicht zu viel Hoffnung machen: "Er (Girmay) fährt eine sehr starke Tour und ist viele Punkte voraus. Wir haben uns erstmal auf den Etappensieg konzentriert, was jetzt erfolgreich war, und jetzt freuen wir uns auf die nächsten Etappen. Wir versuchen alles und schauen dann, wozu es reicht."

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