X2O:Erneut Spannung ohne Dominator van der Poel

Sprachloser Vandeputte gewinnt in Lille erstmals einen Topcross

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Sprachloser Vandeputte gewinnt in Lille erstmals einen Topcross"
Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) | Foto: Cor Vos

11.02.2024  |  (rsn) - Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) hat in Lille den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 23-Jährige gewann beim siebten und vorletzten Lauf der X2O Trofee erstmals einen Cross der drei großen Serien. Im Zweiersprint setzte er sich gegen Joris Nieuwenhuis (Baloise – Trek Lions) durch. Platz drei ging an Joran Wyseure (Crelan – Corendon), der kurz zuvor den Anschluss verloren hatte. Als Vierter erreichte Lars van der Haar (beide Baloise – Trek Lions) das Ziel. Damit baute er seinen Vorsprung im Klassement vor dem Tagesfünften Eli Iserbyt (beide Pauwels Sauzen – Bingoal) aus.

Strahlend und nach Worten suchend präsentierte sich der überglückliche Vandeputte im Ziel: “Unglaublich. Echt. Ja. Ich kann hierfür eigentlich nicht viele Wörter finden“, begann der Sieger sein Interview. “Gestern hatte ich das schon irgendwie im Kopf. Ich komme sehr gern nach Lille. Ich habe hier früher schon tolle Leistungen gezeigt“, fügte er an. Mit einem Trio war er ins Finale gegangen, das er selbst mit einer kraftvollen Attacke eröffnete. “Ich wusste, wo ich angreifen musste. Und jetzt gewinne ich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, so der noch immer nahezu sprachlose Sieger.

Nach seiner Attacke fuhr er technisch fehlerlos durch den winkligen letzten Teil des Kurses in den Lilse Bergen, sodass Überholen für Nieuwenhuis unmöglich war. Doch Vandeputte war sich seines Sieges auch wenige Sekunden vor dem Ziel nicht sicher. “Ich wusste in der letzten Sandpassage nicht, ob Joris an meinem Hinterrad war. Aber scheinbar hatte ich ein paar Meter Vorsprung. Als ich mich dann auf der Zielgerade umdrehte, war das Gefühl, ein Topcross zu gewinnen, einfach unglaublich“, erzählte der Flame.

Nieuwenhuis hatte einen Tag nach seinem Einbruch in Middelkerke den stärksten Eindruck hinterlassen. “Das Gefühl war eigentlich sehr gut. Mein Start war gut und dann bin ich zwei Runden Tempo gefahren. Auch weil Lars vorn war und sein größter Konkurrent im Klassement, Eli, nicht“, blickte Nieuwenhuis zurück. Seine Siegchancen hatten sich allerdings nach einem spektakulären Sturz verkleinert. “Das hat schon kurz wehgetan. Ich bin ziemlich komisch auf meinen Kopf und Nacken gefallen. Da war mein Fokus erstmal weg, aber der kam auch schnell wieder und ich hoffte, doch noch um den Sieg fahren zu können. Aber Niels fuhr die letzte halbe Runde sehr stark“, bilanzierte der 28-Jährige.

Marcel Meisen (Stevens) beendete das Rennen als bester Deutscher aus Platz 21. Lukas Herrmann (Heizomat – Kloster Kitchen) erreichte das Ziel fünf Positionen hinter dem Stolberger.

Im Klassement ist van der Haar nur noch theoretisch zu gefährden. Er liegt vor dem letzte Lauf der X2O-Serie am 18. Februar in Brüssel 4:51 Minuten vor Iserbyt. Der Dritte Cameron Mason (Cyclocross Reds), Achter in Lille, hat mit 5:05 Minuten Rückstand keine Chancen mehr das Klassement für sich zu entscheiden.

So lief die X2O Trofee in Lille:

Zur Überraschung aller setzte sich Thijs Aerts (Charles Liegeois Roastery) in der Auftaktrunde vom Feld ab. Dort wurde zunächst nicht reagiert, sodass der Belgier zeitweise acht Sekunden vorn lag. Während Nieuwenhuis die Lücke zum Führenden wieder schloss, waren Michael Vanthourenhout und Iserbyt nach einem schlechten Start im Mittelfeld des noch ziemlich geschlossenen Pelotons unterwegs.

Fünf Athleten setzten sich eingangs der 2. Runde etwas ab, wobei Aerts seinem schnellen Auftakt Tribut zollen musste und aus der Spitze fiel. So bestimmten Nieuwenhuis, van der Haar, Vandeputte und Wyseure das Rennen. Dieses Quartett wurde wenig später von Jens Adams (Athletes for Hope) und dem Spanier Felipe Orts verstärkt. Dieses Sextett überquerte den Zielstrich 19 Sekunden vor Iserbyt, der als Zehnter eine Gruppe mit Vanthourenhout anführte.

Ende des dritten von acht Umläufen lösten sich Nieuwenhuis, Wyseure und van der Haar von ihren der Begleitern. Vanthourenhout und Iserbyt hatten einige vor ihnen fahrende Athleten eingeholt und lagen als Siebter und Achter 21 Sekunden zurück. Während Vandeputte in den nächsten Minuten seinen Rückstand zum Spitzentrio wettmachen konnte, wurden Orts und Adams von den Verfolgern aufgerollt. Vorn ging van der Haar nun die Puste aus. Hinter ihm hatte Iserbyt seine Gruppe gesprengt. Der Belgische Meister lag als Fünfter noch 18 Sekunden hinter Wyseure und Co.

Früh in der fünften Runde blieb Nieuwenhuis im Sand hängen. Mit einem spektakulären Salto stieg er über den Lenker ab. Er konnte das Rennen unverletzt fortsetzen und machte sich mit seinem Teamkollegen Vandeputte zehn Sekunden hinter dem Spitzenduo auf die Verfolgung. Eingangs des sechsten Umlaufs lagen sie acht Sekunden vor Nieuwenhuis und van der Haar. Iserbyt hatte 20 Sekunden Rückstand und nach kurzer Solofahrt wieder Gesellschaft von Adams bekommen.

Vandeputte übernahm nun erstmal die Führungsarbeit, doch sein Tempo war nicht hoch genug, sodass die Baloise-Athleten das Spitzenduo zur Hälfte des Parcours eingeholt hatten, wobei van der Haar der nächsten Attacke von Wyseure kurz danach zum Opfer fiel. Er lag bei der vorletzten Zielpassage elf Sekunden hinter dem Spitzenterzett und deren 18 vor Iserbyt, der die Verfolgung aufgegeben hatte.

Nachdem vorn zunächst einige Minuten getrödelt wurde, erhöhte Vandeputte auf dem zweiten Teil des Kurses das Tempo. Er brachte Wyseure zwar in Probleme, konnte seinen Landsmann aber nicht entscheidend abschütteln. Die Glocke wurde für die Drei geläutet, während van der Haar 13 Sekunden zurücklag. Vandeputte eröffnete das Finale mit einer Attacke aus dem Rücken seiner Gegner. Wyseure hatte keine Antwort, während Nieuwenhuis auf dem technischen Kurs am Hinterrad des Belgiers blieb. Überholen war allerdings nicht möglich, so bog der Alpecin-Profi als Erster auf die lange Zielgerade ein. Seinen kleinen Rückstand konnte Nieuwenhuis nicht mehr wettmachen, er wurde Zweiter vor Wyseure.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.12.2025Zoe Bäckstedt vor Comeback: “Gebt mir etwas Zeit“

(rsn) – Nach ihrem schweren Trainingsunfall Ende Oktober fiel Zoe Bäckstedt für lange Zeit aus. Kurz vor dem Jahresende ist die U23-Weltmeisterin nun aber bereit für ihren Einstieg in die Crosssa

26.12.2025Van der Poel macht es in Gavere gegen Nys spannend

(rsn) – Beim Weltcup in Gavere hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) seine weiße Weste bewahrt. In der 7. von neun Runden fuhr er seinem letzten Begleiter Thibau Nys (Baloise – Glowi

26.12.2025“Nicht sehr soziale“ Brand dominiert auch in Gavere

(rsn) – Das Zählen geht weiter. Bei ihrem Sieg im Weltcup von Gavere hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) die 57. Podiumsplatzierung in Serie eingefahren. Außerdem war es ihr 14. Sieg beim

23.12.2025Del Grosso schlägt van Aert in Heusden-Zolder im Sprintduell

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat in Heusden-Zolder seinen ersten internationalen Profisieg im Cross gefeiert. Bei der Superprestige war er im Sprintduell schneller als Wout van

23.12.202517.600 Fans beim Comeback: Hofstade reif für eine WM?

(rsn) – Erstmals seit 17 Jahren wurde in Hofstade wieder ein Crossrennen ausgetragen – und die Rückkehr in den Kalender war ein voller Erfolg. Nach Angaben der Veranstalter sahen 17.600 Zuschauer

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

22.12.2025Brand holt sich in Hofstade auch das vierte X2O-Rennen

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) baut ihre Serien weiter aus. Bei der X2O Badkamers Trofee in Hofstade gewann die Niederländerin zum neunten Mal in Folge, was gleichzeitig ihr 56. Podi

22.12.2025Van der Poel spielt mit Rücktrittsgedanken vom Cross

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) dominiert die Cyclocross-Szene auch in dieser Saison nach Belieben. Doch im Anschluss an seinen überlegen herausgefahrenen Sieg in Koksijde erklÃ

21.12.2025Hendrikx beschert Heizomat zwei Top-Resultate in zwei Tagen

(rsn) - “Mit Kevin und Mees haben wir vor, in die Top Ten der Weltcups reinzufahren“, erklärte Heizomat-Cube-Teamchef Stefan Herrmann Ende Oktober gegenüber RSN. Während der Schweizer Meister K

21.12.2025Van der Poel auch nach dem Weltcup in Koksijde mit weißer Weste

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) setzte seine makellose Bilanz in diesem Cross-Winter beim Weltcup in Koksijde fort. Nachdem ihm seine Teamkameraden im Stile eines Mannschaftsz

21.12.2025Brand holt mit Machtdemonstration ersten Sieg in Koksijde

(rsn) – Zwei Starts, zwei Siege - mit dieser maximalen Ausbeute beendete Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) das Weltcup-Wochenende beim sechsten Lauf der Serie in Koksijde. Die Niederländerin k

21.12.2025Cross-Europameister Aerts bald im Charles-Liegeois-Trikot?

(rsn) – Die Fusion zwischen den Straßenteams Lotto und Intermarché – Wanty ist inzwischen unter Dach und Fach, doch als Spätfolge dieses Zusammenschlusses bahnt sich gleich der nächste an. Wie

Weitere Radsportnachrichten

28.12.2025WM-Tiefpunkt kann Freude über “bestes Jahr“ nicht trüben

(rsn) – Auftakt in Australien, zum Abschluss noch Japan: Mauro Schmid (Jayco – AlUla) hat im Grunde die längste Saison hinter sich, die der internationale Rennkalender hergibt. Weil er zwischendu

28.12.2025Zoe Bäckstedt vor Comeback: “Gebt mir etwas Zeit“

(rsn) – Nach ihrem schweren Trainingsunfall Ende Oktober fiel Zoe Bäckstedt für lange Zeit aus. Kurz vor dem Jahresende ist die U23-Weltmeisterin nun aber bereit für ihren Einstieg in die Crosssa

28.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

28.12.2025Saisonstart-Spezialistin mit Top-Frühjahr und gutem Herbst

(rsn) – Sie war die fleißigste Punkte- und Ergebnissammlerin des Frauenradsports in den ersten zweieinhalb Monaten der Saison 2025: Als das Peloton aus Italien von Mailand-Sanremo zurück nach Belg

28.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

27.12.2025Warum zieht es so viele Straßenprofis zum Gravel?

(rsn) – Als der Gravel-Sport vor etwa fünf Jahren nach Europa hinüber schwappte, hätten wohl nur wenige vermutet, in welcher Anzahl und vor allem mit welcher Bedeutung Gravel-Rennen nur kurze Ze

27.12.2025Teams fordern mehr Geld, als RCS für Giro-Start in Bulgarien zahlen will

(rsn) – Vor allem der Giro d`Italia hat in den letzten Jahren Auslandsstarts in Regionen gewählt, die nicht gerade zu den Kernländern des Radsports zählen und obendrein - vom Sitz der meisten Tea

27.12.2025Als Tudor-Aushängeschild deutlich hinter den Erwartungen zurück

(rsn) – Zunächst schien es so, als hätte sich zwar das Outfit von Marc Hirschi geändert, ansonsten aber nur wenig. Der zur Saison 2025 von UAE – Emirates zu Tudor gewechselte Schweizer gewann a

27.12.2025Windkante und Magenkrämpfe verhinderten das i-Tüpfelchen

(rsn) – Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto) hatte hohe Erwartungen an ihre dritte WorldTour-Saison, wie sie es RSN noch im März dieses Jahres anlässlich eines langen Interviews

27.12.2025Ex-Profi Hoste macht auf Alkoholsucht aufmerksam

(rsn) – In den 2000er Jahren war Leif Hoste mehrfach nah dran am Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. 2004, 2006 und 2007 wurde er Zweiter. Nach seiner 15 Jahre währenden Karriere als Radprofi, die 201

26.12.2025Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

(rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei

26.12.2025Van-Dijke-Zwillinge drängen auf mehr gemeinsame Einsätze

(rsn) – Familienbande sind stark. Das wissen auch Tim und Mick van Dijke. Die Zwillingsbrüder haben ihr erstes gemeinsames Jahr bei Red Bull – Bora – hansgrohe hinter sich, nachdem sie zuvor me

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Antwerp Port Epic (1.1, BEL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)