RSNplusWorldTeams 2024: Groupama - FDJ

Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern"
Bei Groupama-FDJ steigt 2024 der Druck auf die jüngere Garde. | Foto: Cor Vos

22.01.2024  |  (rsn) – Bei Groupama - FDJ beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist das Jahr 1 nach Thibaut Pinot. Frankreichs ehemals größte Hoffnung auf den Sieg bei der Tour de France hat seine Karriere beendet, will sich nur noch um seinen Bauernhof und seine Ziegen kümmern. Der 33-jährige Franzose trug Zeit seiner Karriere das Trikot von Groupama - FDJ, insgesamt 14 Jahre lang. Pinot galt als Ziehsohn von Marc Madiot. Und war nahezu von Beginn an Leistungsträger.

Der Verlust der Galionsfigur wiegt schwer, doch ist es nicht der einzige. Schon im vergangenen Sommer verabschiedete sich mit Arnaud Démare nach 13 Jahren und 93 Siegen ein weiteres Urgestein des Teams, wenngleich hier der Trennungsschmerz deutlich geringer ausfiel. Und auch Michael Storer fährt 2024 für ein anderes Team, nämlich für den Schweizer Zweitdivisionär Tudor. Der Australier wusste sich ebenfalls in Szene zu setzen, auch wenn das in seinen zwei Jahren bei Groupama nicht ganz so gut funktioniert hat wie in der Zeit davor. ___STEADY_PAYWALL___

Kompensiert haben die Franzosen ihre wichtigsten Abgänge – überhaupt nicht. Der nach aktuellem Stand auf 27 Fahrer reduzierte Kader hat kein Leistungsupgrade bekommen. Profis, die Siege garantieren oder zumindest eine entsprechende Erwartungshaltung auslösen, sind unter den sieben Neuzugängen nicht dabei. Das bedeutet, dass der Erfolgsdruck nun auf weniger Schultern verteilt sein wird als noch zuvor. Und diese Schultern sind überwiegend noch recht jung.

David Gaudu, mit seinen 27 Jahren noch der Erfahrenste, soll in die Fußstapfen von Pinot treten. Mit Platz vier bei der Tour 2022 hat er bereits einmal bewiesen, dass er dazu durchaus in der Lage ist. Gaudu wird Groupama erneut beim wichtigsten Rennen des Jahres anführen und auch bei der Vuelta die Kapitänsrolle übernehmen. Dann ist da noch der gleichaltrige Valentin Madouas. Der Französische Meister ist der Leader in den Eintagesrennen, ob es über Hügel oder Pflastersteine geht, ist dabei egal. Platz zwei bei der Strade Bianche und Rang fünf bei Lüttich-Bastogne-Lüttich aus dem Vorjahr sind der Maßstab. Vom 30-jährigen Stefan Küng erwartet das Team sicherlich den einen oder anderen Erfolg im Kampf gegen die Uhr.

David Gaudu wird Groupama-FDJ bei der Tour de France und der Vuelta anführen. Trotz starker Konkurrenz bei der Tour hat der 27-Jährige den Job, bei der Tour in die Top 5 zu fahren. | Foto: Cor Vos

Und dann sind auch schon die Talente gefragt. Immerhin besitzt die Mannschaft mit dem 20-Jährigen Lenny Martinez und dem 21 Jahre alten Romain Grégoire die größten französischen Nachwuchshoffnungen im Rundfahrtbereich. Da der Kader der französischen Equipe nicht gerade gespickt ist mit Profis, die sich bereits durch größere Erfolge auszeichnen konnten, wird auch dieses Duo gefordert sein, Ergebnisse einzufahren. So oder so steht Groupama - FDJ vor einer schweren Saison, die Mission, wie in den beiden vergangenen Jahren bestes französisches Team zu werden, dürfte schwer werden.

Der Top-Transfer 2024:

Beim WorldTour-Abschluss in China im vergangenen Oktober war Rémy Rochas ganz nah dran an seinem ersten Sieg als Profi. Auf einer Etappe und letztlich auch in der Gesamtwertung der Tour of Guangxi wurde der Franzose Zweiter. Es war mit Abstand sein bestes Saisonergebnis und es dürfte sein neues Team darin bestärkt haben, nicht nur einen wertvollen Helfer für Gaudu geholt zu haben, sondern auch einen Fahrer, der bei kleineren Rennen vielleicht auch mal vorne reinfahren kann.

Rémy Rochas könnte Groupama-FDJ bei kleineren Rundfahrten oder Eintagesrennen entlasten. | Foto: Cor Vos

Ähnliches lässt sich auch vom Rest der Neuzugänge behaupten. Doch dass Madiot die Gehaltseinsparungen, die sich durch die Abgänge von Pinot und Démare ergeben haben, lieber in Unterstützung für die übriggeblieben Fahrer stecken wird als neue Stars zu holen, war recht früh klar. Ob Cyril Barthe und Sven Erik Bystrom die richtigen sind, um gegen die starken Teams von Visma – Lease a Bike, Bora-hansgrohe oder Soudal – Quick Step bei der Tour zu bestehen, ist allerdings fraglich.

Im Fokus:

Eigentlich sollten junge Profis wie Gregoire und auch Martinez – der durch seine Tage im Roten Trikot bei der vergangenen Vuelta vielleicht schon etwas weiter ist – noch nicht derart im Fokus stehen. Vor allem nicht als Franzosen in einem französischen Team, vor allem nicht als Rundfahrer. Denn genauso wie in Deutschland der nächste Jan Ullrich herbeigesehnt wird, muss in Frankreich jeder junge Profi, der halbwegs gut über die Berge kommt, den Druck aushalten, als Nachfolger von Bernard Hinault gehandelt zu werden und erstmals seit 1985 wieder den Toursieg nach Hause zu holen. Es könnte Gregoire und Martinez zum Vorteil gereichen, dass sie sich diese Last teilen können. Während Martinez am Berg leicht im Vorteil sein dürfte, beherrscht Gregoire das Zeitfahrrad etwas besser. Für Letzteren geht es in diesem Jahr zur Tour, als Helfer für Gaudu, aber sicher auch mit der Chance, sich selbst auf einzelnen Etappen zu beweisen. Martinez wird Gaudu in Spanien helfen und sich eine Etappe herauspicken. Bei einwöchigen Rundfahrten werden beide auch als Kapitäne freie Fahrt bekommen und dabei liefern müssen.

Romain Gregoire wird 2024 seine erste Tour de France fahren. Der junge Franzose hat vergangenes Jahr zwei kleinere Rundfahrten gewonnen und gilt als große Nachwuchshoffnung. | Foto: Cor Vos

Das Aufgebot:
Lewis Askey (Großbritannien / 22 Jahre), Cyril Barthe (Frankreich / 27), Sven Erik Bystrom (Norwegen / 32), Clément Davy (Frankreich / 25), David Gaudu (Frankreich / 27), Kevin Geniets (Luxemburg / 27), Lorenzo Germani (Italien / 21), Romain Grégoire (Frankreich / 21), Ignatas Konovalovas (Litauen / 38), Stefan Küng (Schweiz / 30), Olivier Le Gac (Frankreich / 30), Eddy Le Huitouze (Frankreich / 20), Fabian Lienhard (Schweiz / 30), Valentin Madouas (Frankreich / 27), Lenny Martinez (Frankreich / 20), Rudy Molard (Frankreich / 34), Quentin Pacher (Frankreich / 32), Enzo Paleni (Frankreich / 21), Paul Penhoet (Frankreich / 22), Laurence Pithie (Neuseeland), Rémy Rochas (Frankreich / 27), Clément Russo (Frankreich / 29), Marc Sarreau (Frankreich / 30), Reuben Thompson (Neuseeland / 22), Lars van den Berg (Niederlande /25), Matthew Walls (Großbritannien / 25), Samuel Watson (Großbritannien /22)

Davon Neuzugänge:
Cyril Barthe (Burgos - BH), Sven Erik Bystrom (Intermarché - Circus - Wanty), Eddy Le Huitouze (Equipe continentale Groupama-FDJ), Rémy Rochas (Cofidis), Clément Russo (Arkéa - Samsic), Marc Sarreau (AG2R Citroen), Mattew Walls (Bora-hansgrohe)

Teamleitung:
Manager: Marc Madiot
Sportdirektor: Philippe Mauduit
Sportliche Leiter: Nicolas Boisson, Anthony Bouillod, Thierry Bricaud, Ycon Caer, Wiliam Green, Frédéric Guesdon, David Han, Julien Pinot, Benoit Vaugrenard, Jussi Veikkanen

Material:
Rahmenhersteller: Willier
Gruppe: Shimano
Laufräder: Shimano
Reifen: Continental
Trikot: Alé
Helm: Julbo

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