Vingegaard mit 13. Tour-Etappe dennoch zufrieden

Nur noch neun Sekunden: Pogacar macht weiter Boden gut

Von Tom Mustroph vom Grand Colombier

Foto zu dem Text "Nur noch neun Sekunden: Pogacar macht weiter Boden gut"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) attackiert im Finale der 13. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

14.07.2023  |  (rsn) - Die 13. Etappe brachte nur strahlende Gesichter hervor, auf alle Fälle beim Führungsduo dieser Tour de France. “Es war ein guter Tag für uns, einer kleiner Sieg im Kampf um Gelb“, sagte Tadej Pogacar und lachte fröhlich in die Kameras. Zwar hätte er sich am Grand Colombier gern den Etappensieg geholt. Sein Team machte auch gewaltig Führungsarbeit auf den letzten 16 Kilometern des Tages.

Zeitweise war UAE vorn in der Übermacht. 4:3 für Pogacars Truppe stand es lange am Schlussanstieg, weil Wout van Aert bei Jumbo – Visma sich früher als gewöhnlich zurückfallen ließ. Auch Christophe Laporte und Tiesj Benoot, die gewöhnlich lange zum gelbschwarzen Zug gehören, stellten pünktlich zum Französischen Nationalfeiertag die Extraschichten ein.

Im Lager von UAE löste das Bild große Befriedigung aus. “Die Mannschaft kann heute stolz auf sich sein. Alle haben super gearbeitet. Und das sorgt für Selbstbewusstsein für die nächsten Tage“, sagte Sportdirektor Matxin Fernandez zu einer kleinen Gruppe von Reportern, die den Bus umlagerte, während die Fahrer noch auf dem Weg vom Gipfel hinunter zum Busparkplatz in Culoz waren.

Adam Yates‘ späte Attacke sorgte für Überraschung

Für etwas Überraschung sorgte die Attacke von Adam Yates kurz vor dem Gipfel. Wollte der Brite sich davon machen, um vielleicht wieder mehr in den Kampf um Platz drei einzugreifen? Konnte gar Pogacar seinem Teamkollegen nicht folgen? Nichts von alledem, löste Fernandez noch breiter lächelnd, dieses Rätsel auf. “Wir wollten mal für etwas Überraschung sorgen“, sagte er. Etwas schade fand der Baske natürlich, dass Sepp Kuss, der letzte verbliebene Helfer von Vingegaard, die Lücke schloss. “Wir wollten ihn (Pogacar) herausfordern. Aber Sepp hat das gut gemacht“, zollte Fernandez dem US-Amerikaner Respekt.

Sein Schützling Pogacar zumindest konnte für sich verbuchen, dass er im Zielsprint erneut ein Loch auf Vingegaard reißen konnte. “Wieder ein paar Sekunden gewonnen. Ich nähere mich Gelb“, konstatierte der Slowene. Noch aber bleibt er in Weiß, seiner Standardfarbe bisher bei dieser Tour. Und dass sein Sieg an diesem französischen Nationalfeiertag nur verhältnismäßig klein ausgefallen war, ließ sich auch den Mienen am Jumbo-Bus entnehmen.

Denn auch dort herrschte eitel Sonnenschein. “Ein guter Tag für uns“, ließ sich Edelhelfer Kuss vernehmen, als er, ein Halstuch unterm Kinn geschlungen und die Trillerpreife auf der Brust, um sich die Abfahrt freizupfeifen, am Jumbo-Bus von seinem Arbeitsgerät herunterstieg. “Wir haben das genauso geplant. Wir wollten UAE die Initiative überlassen. Der Anstieg passte etwas besser zu Pogacars Stärken“, sagte Kuss. Daher gab es für seine Teamkollegen offenbar früher Freizeit als sonst.

Niermann zeigt sich überzeugt: “Ein guter Tag für uns“

Grischa Niermann stieß fast wortgleich ins gleiche Horn wie seine Fahrer. “Es war ein guter Tag für uns. Wir wussten, dass der Anstieg auf Pogacar zugeschnitten ist. Jonas hat ein bisschen Zeit verloren, das ist unglücklich. Aber wir haben noch Gelb und sind inmitten im Kampf um den Gesamtsieg“, konstatierte der Sportliche Leiter. Optimistisch blickte er auch in die nächsten beiden Bergtage am Samstag und Sonntag: “Es ist möglich, dass wir frischer sind.“

Vielleicht war es wirklich ganz schlau, was seine Equipe auf dieser 13. Etappe gemacht hat: viel Kraft gespart. Und dann wurde Jumbo - Visma auch noch mit dem Glück des “Fauleren“ belohnt: “Zum Glück haben sie die Gruppe nicht ganz zurückgebracht, sonst hätte Pogacar noch mehr Bonussekunden gemacht“, meinte Niermann.

Hat sich Jumbo – Visma am Ende doch verzockt?

Vielleicht hat sich sein Team aber auch verzockt. Oder vielleicht waren die Helfer tatsächlich etwas schwächer. Sein Gegenüber Matxin Fernandez wähnte jedenfalls das Momentum ganz auf seiner Seite. “Es kann ein Umschlagpunkt im Rennen sein. Unser Team hat gezeigt, dass es ebenbürtig ist.“

Eines ist sicher, UAE hat Blut geleckt. Jumbo hat zwar schlau gespielt am Grand Colombier. Vielleicht haben die Schlaumeier in schwarzgelb beim Kräftesparen aber auch den Gegner stark gemacht. Fakt ist: Pogacar ist noch näher – nämlich bis auf neun Sekunden nun, an Vingegaard herangekommen. Der Däne muss mal wieder einen richtigen Punkt machen, damit ihm Gelb nicht doch noch vom Körper rutscht. Je länger die Tour dauert, desto enger wird das Duell ganz oben. Schöner könnte man sich das Drehbuch gar nicht denken.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

24.07.2023Jumbo - Visma führt auch die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – Jumbo – Visma stellt mit Jonas Vingegaard nicht nur wie im vergangenen Jahr den Toursieger, sondern hat auch beim Preisgeld der 110. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt wieder abgeräumt. In

Weitere Radsportnachrichten

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und am Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)