Vorschau DM-Straßenrennen der Männer

Für Bora wird “ein bisschen Radrennen fahren nicht reichen“

Von Kevin Kempf und Christoph Adamietz

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Nils Politt (Bora - hansgrohe) gewann letztes Jahr in Winterberg den Titel. | Foto: Cor Vos

24.06.2023  |  (rsn) – Am Sonntag steht das Rennen der Elite Männer als Abschluss der Deutschen Meisterschaften auf dem Programm. Auf einem Kurs, auf dem viele Szenarien möglich sind, scheint sicher, dass es eine Selektion geben wird. Wie viele Fahrer im Finale um den Titel kämpfen werden, ist aber schwer vorherzusagen. Dementsprechend wichtig könnte es sein, viele Fahrer in die letzte Rennstunde zu bekommen.

Alle Augen sind – natürlich, möchte man fast hinzufügen – auf Bora - hansgrohe gerichtet. Doch die Raublinger stellen mit zehn Athleten nur die zweitgrößte Fraktion. Das Kontinental-Team Lotto - Kern Haus schickt nämlich elf Fahrer an den Start, P&S Benotti hat zehn Fahrer im Rennen. Doch Masse ist nicht alles, denn auch wenn Bora – hansgrohe in Donaueschingen noch nicht in Überzahl ins Rennen gehen wird, im Finale werden die Männer von Ralph Denk das vermutlich geändert haben.

Denn man verfügt mit Titelverteidiger Nils Politt, Maximilian Schachmann, Lennard Kämna, Nico Denz, Jonas Koch oder Emanuel Buchmann gleich mehrere Titelkandidaten in den eigenen Reihen. "Wir haben viele Karten, die wir spielen können", sagte Koch dementsprechend zu radsport-news.com

Dennoch erwartet man bei Bora - hansgrohe keinen Selbstläufer. "Wichtig ist erstmal, dass wir den Titel im Team behalten. Wir müssen uns eine gute Taktik zusammenbauen und dann hoffen wir, dass einer von uns am Sonntag als Erster über die Ziellinie fährt", meinte etwa Zeitfahrmeister Politt. Sein Teamkollege Schachmann ergänzte gegenüber radsport-news.com. "Einfach dahinbummeln und am Ende ein bisschen Radrennen zu fahren, das wird nicht reichen, weil wir schon starke Konkurrenz haben."

Numerisch stark aufgestellt ist etwa der niederländische WorldTour-Rennstall DSM, der mit sechs Teilnehmern plus zwei aus dem Development Team auf dem Weg nach Bad Dürrheim ebenfalls ein gewichtiges Wort mitreden könnte.

Die schnellsten Fahrer bei DSM sind John Degenkolb und Marius Mayrhofer. Der Routinier würde das Meistertrikot sicher gern mit zur Tour de France nehmen, doch der DM-Kurs könnte für ihn zu schwer sein. Besser liegen sollte er nominell Mayrhofer, der zuletzt allerdings nicht in Topform zu sein schien. Marco Brenner fährt zwar nicht zur Frankreich-Rundfahrt, der 20-Jährige war bei seinen letzten Einsätzen aber gut in Schuss und könnte so das heißeste Eisen seiner Mannschaft sein.

Viele kleine WorldTour-Fraktionen

Auch in anderen WorldTour-Mannschaften befinden sich potenzielle Titelkandidaten, die allerdings meist kein Team hinter sich wissen. Allen voran ist Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) zu nennen, der als Einzelstarter antreten wird. "Ich habe mir noch keinen Plan zurechtgelegt. Ich glaube, das kann man auch nicht. Das Beste ist, einfach aufmerksam zu sein und sich dem Rennverlauf anzupassen. Die Strecke sieht ähnlich aus wie die der letzten Jahre bei der DM. Das sollte eine ausgeglichene Meisterschaft werden, bei der jeder seine Chancen hat", sagte der Etappensieger des Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegenüber radsport-news.com.

Auch Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) ist ein Mann, dem der Kurs liegen sollte. Doch der Neoprofi ist ebenfalls Einzelstarter und befindet sich somit in einer komplizierten Position. "Das DM-Rennen wird taktisch schwierig mit so vielen Bora-Fahrern, da wird es nicht leicht, ein Ergebnis einzufahren. Die Form bei der Tour de Suisse war eigentlich ganz gut, da hoffe ich, dass das für die DM ganz gute Vorzeichen sind", so der U23-Europameister im Gespräch mit radsport-news.com.

Nicht ganz allein ist Nikias Arndt, der mit Phil Bauhaus und Jasha Sütterlin im Peloton immerhin zwei andere Bahrain-Victorious-Fahrer findet. Der 31-Jährige hat auf eine Teilnahme beim Zeitfahren verzichtet und kommt mit mittelschweren Kursen gut zurecht. Wie schnell er ankommen kann, bewies er auf der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT), die er als Zweiter im Sprint beendete.

Einen Fahrer weniger als Bahrain schickt Cofidis in den Wettkampf. Während Maximilian Walscheid auf den Sprint einer Gruppe lauern könnte, ist Simon Geschke ein Mann, der Attacken der Konkurrenz mitgehen kann. Eine ähnliche Verteilung ist bei Movistar mit Juri Hollmann und Sprinter Max Kanter möglich. Jonas Rutsch und Georg Steinhauser (beide EF Education – EasyPost) treten ebenfalls als Duo an, ihr Fahrerprofil ist aber weniger unterschiedlich als das der Bahrain- und Movistar-Fahrer.

Bora - hansgrohe will nicht sprinten

Neben Degenkolb, Mayrhofer, Bauhaus, Walscheid und Kanter steht mit Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) ein weiterer Sprinter am Start. Nach seinem Tagessieg beim Giro hat er seinen Status als der deutsche Vorzeigesprinter wohl zurückgewonnen. Er klettert aktuell besser als je zuvor. Bei der DM ist er aber komplett auf sich allein gestellt. Da Bora – hansgrohe keinen echten Sprinter an Bord hat, wird die favorisierte Mannschaft wohl alles daran setzen, das Feld zu sprengen.

Mit Schachmann, Politt, Denz und Koch haben die Raublinger vier Fahrer dabei, die aus einer Gruppe heraus durchaus Chancen im Spurt haben. Die anderen sechs Athleten um Kämna und Buchmann sind bergfest genug, um dem Rennen auf den letzten Kilometern ihren Stempel aufdrücken zu können.

Keup chancenreichster Kontinental-Fahrer

Für die deutschen Kontinental-Mannschaften wird das Meisterschaftsrennen, bei dem sie sich mit den WorldTour-Profis messen können, eines der Highlights im Rennkalender. “Wir freuen uns schon sehr auf ein fantastisches Rennen am Sonntag“, meinte Lars Wackernagel, Teamchef bei P&S Benotti, der mit Jannis Peter, Dominik Röber und Tobias Nolde drei Fahrer in den eigenen Reihen hat, die mit dem Kurs gut zurechtkommen dürften.

Bei Lotto – Kern Haus ruhen die Hoffnungen neben Jakob Geßner vor allem auf Pierre-Pascal Keup, der schon bei Rund um Köln mit Rang sieben glänzen konnte. “Natürlich wäre es schön, wenn wir auch dort in die Top Ten fahren könnten“, erklärte Florian Monreal, der Teamchef des Rennstalles. Auch U23-Zeitfahrmeister Moritz Kretschy und dessen erst 18-jähriger Teamkollege Vincent John (beide rad-net Oßwald) dürfte der Kurs liegen.

Gespannt sein darf man zudem auf Vinzent Dorn (Bike Aid). Der Freiburger kommt aus dem Mountainbike-Sport, bestreitet aktuell seine erste Straßensaison und legte eine sehr steile Lernkurve an den Tag. Zuletzt konnte er das bei der ZLM Tour (2.Pro) gegen WorldTour-Konkurrenz beweisen. “Bei ihm ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihm ein großes Ergebnis gelingt. Ich hoffe, dass er das schon bei den Meisterschaften zeigen kann“, sagte Anton Wiersma, Sportlicher Leiter bei Bike Aid, zu radsport-news.com.

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