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12.04.2023 | (rsn) - Bei Windkante und Regen entwickelte sich die 137 Kilometer lange Auftaktetappe der Tour du Loir et Cher (2.2) zu einem wahren Sturzfestival und bot jede Menge sportlicher Dramen. Mittendrin waren auch das Team P&S Benotti und das österreichische Team Vorarlberg. Während die deutsche KT-Equipe vier gestürzte Fahrer zu beklagen hatten, gingen bei den Österreichern gleich fünf der sechs Starter zu Boden.
Beim Sieg des Niederländers Tim Marsman (Metec), der nach einer langen Flucht in Chailles jubelte, war Tobias Nolde auf Rang 56 bester Fahrer von P&S Benotti. Er erreichte mit dem Hauptfeld 1:16 Minuten hinter dem Sieger das Ziel.
Dass er noch im Hauptfeld ankommen würde, daran hatte der P&S-Kapitän lange Zeit selbst nicht geglaubt. Gleich zwei Mal musste Nolde nach Defekten sein Arbeitsgerät wechseln und fuhr zwischenzeitlich auf dem - zu kleinen Rad - seines Teamkollegen Albert Gathemann.
In der ersten Rennstunde hatte sich die dreiköpfige Spitzengruppe formiert, die schließlich den Tagessieg unter sich ausmachen konnte. "Nach einer Stunde ging es dann auf die Windkante, ich bin an achter Position um die Kurve gefahren, da flog mir mein linker Kurbelarm ab. Irgendwie konnte ich mich noch auf dem Rad halten, aber weiterfahren konnte ich erst mal nicht", so Nolde, der in dieser hektischen Rennphase knapp zwei Minuten auf ein Ersatzrad warten musste, zu radsport-news.com.
Der 24-Jährige startete seine Aufholjagd, fuhr Gruppe um Gruppe auf, doch just als er wieder im Feld angekommen war, fiel Nolde über einen vor ihm stürzenden Fahrer. "Mein Schaltwerk hing in den Speichen und ich musste mein Rad erneut wechseln. Bis mein Schaltwerk wieder gerichtet war und ich auf mein Rad zurückwechseln konnte, fuhr ich noch auf dem für mich zu kleinen Rad von Albert weiter", berichtete Nolde, der zwischen den Rennkilometern 50 und 120 "nur mit Hinterherfahren" beschäftigt war. "Schon beim ersten Radwechsel dachte ich, dass das Rennen gelaufen sei. Beim zweiten war ich mir dann absolut sicher. Aber irgendwie bin ich dann doch noch ins Feld vorgefahren", fügte er an.
Im Feld wollte er schließlich noch um Platz fünf sprinten. "Aber die Beine haben dann nichts mehr hergegeben", so Nolde, der mit einem blauen Auge durch den Tag kam. Weniger erfreulich ging das Rennen für seinen Teamkollegen Jannis Peter zu Ende. Der U23-Meister zog sich bei einem Sturz schwere Prellungen am Arm zu, die ihn auch zur Aufgabe zwangen. "Jannis hat es leider ziemlich zerlegt", sagte Nolde.
Das Team P&S Benotti bei der Tour du Loir et Cher. Foto: P&S Benotti
Nolde war froh, bei sich einen Aufwärtstrend feststellen zu können. "Heute hatte ich ein sehr gutes Gefühl auf dem Rad", so der Allrounder, der aber mit Blick auf die vielen Stürze und das Aus von Peter anfügte: "Heute müssen wir unsere Wunden lecken."
Sein Teamchef Lars Wackernagel ergänzte gegenüber radsport-news.com, dass es für ihn und den Mechaniker der bisher härteste Tag der Saison war. "Das war Wahnsinn, wir waren ständig draußen", meinte Wackernagel, der nach dem Auftakt von Licht und Schatten sprach. "Die Leistung der Jungs war gar nicht schlecht, auch wenn man es wieder einmal nicht am Ergebnis ablesen kann. Tobi ist heute sein eigenes Rennen gefahren und hatte nach Albert Gathemann und Dominik Röber an seiner Seite. Die Schattenseite war ganz klar das Aus von Jannis. Und auch Alfons (Röber, d. Red.) hatte spät noch Defekt. Das war schade, aber so ist der Radsport und es hat heute auch viele Teams getroffen", so Wackernagel.
Eines davon war das österreichische Vorarlberg-Team, bei dem bis auf Lukas Rüegg alle Fahrer stürzten. Der Schweizer kam auf Rang 26 ins Ziel, seine beiden deutschen Teamkollegen Pirmin Benz und Lukas Meiler fuhren zeitgleich auf den Plätzen 54 und 55 über den Zielstrich.
Viel vorgenommen hatte sich Jon Knolle. Doch schon nach einer Stunde stürzte der Neuzugang schwer und zog sich eine tiefe Schnittwunde am Knie zu. "Ich fuhr auf der Windkante bei 55km/h Schiebewind voll über zwei vor mir gestürzte Fahrer drüber und bin relativ hart auf das Knie aufgeschlagen. Es hat sehr stark geblutet und ich habe angehalten, um es verbinden zu lassen. Bis ich weiterfahren konnte, war das Rennen natürlich schon über alle Berge", berichtete Knolle gegenüber radsport-news.com.
Doch statt sich ins Begleitfahrzeug zu setzen, startete er einen "Jon-Knolle-Move", wie er es selbst nannte. Hinter dem Feld und vor dem Besenwagen fuhr er die restlichen 80 Kilometer bis ins Ziel, verpasste am Ende aber knapp das Zeitlimit - nachdem er die letzten zehn Minuten noch bei Hagelschauern unterwegs war. Die Jury erkannte die starke Leistung und den Kampfgeist von Knolle an und ehrte ihn trotz seines Ausscheidens zum kämpferischsten Fahrer.
Jon Knolle (Team Vorarlberg). Foto: Nassos Triantafyllou
"Ich wusste erst nicht, ob ich lachen oder weinen sollte", sagte Knolle zu seiner Auszeichnung. Nach dem Aus sei er nun aber "ziemlich down." Denn es wäre "genau mein Rennen gewesen, genau auf mich zugeschnitten", so der Deutsche, der jetzt seinen Teamkollegen für die verbleibenden Etappen die Daumen drückt: "Wir haben eine super starke Mannschaft und hoffe, dass die Jungs ohne mich die Kohlen aus dem Feuer holen.“
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