--> -->
09.03.2022 | (rsn) – Sieben Etappen umfasst die Fernfahrt Tirreno-Adriatico. Vor allem auf den Teilstücken Nummer vier, fünf und sechs wird es topografisch schwer. Diese Tage in den Abruzzen und Marken sollten das "Rennen zwischen den zwei Meeren" entscheiden. Doch angesichts der Dichte im Favoritenfeld könnte es bei der Frage nach dem Gesamtsieger am Ende der Woche um Sekunden gehen.
Die Teams jedenfalls scheinen davon überzeugt zu sein, dass es so sein wird. Denn schon an den ersten beiden Fernfahrt-Tagen ist ein heißer Tanz um einzelne Sekundengewinne zwischen den Top-Favoriten entfacht – auf teils aberwitzige und fragwürdige Art.
Besonders sichtbar wurde der Sekundenkampf für die Zuschauer auf der 2. Etappe rund 30 Kilometer vor dem Ziel im toskanischen Ort Chiusdino, als Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) kurz vor dem Zwischensprint aus dem Feld heraus beschleunigte, um sich eine Bonifikationssekunde zu sichern. Ein interessanter Schachzug, der aber auch alles andere als selten vorkommt und simple Renntaktik darstellt: Die Einen entscheiden sich, sitzen zu bleiben und Kräfte zu sparen, die Anderen schleudern für einige Sekunden ein paar Kohlenhydrate raus, um sich einen kleinen Vorteil zu erkämpfen. Soweit so gut und unaufregend.
Weniger offensichtlich, dafür aber viel gewiefter, war der Schachzug der Konkurrenz am Tag zuvor. Im 13,9 Kilometer langen Auftakt-Einzelzeitfahren von Lido di Camaiore setzte sich Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) elf Sekunden vor Remco Evenepoel (Quick-Step – Alpha Vinyl) und 17 Sekunden vor Pogacar durch.
Ersatzrad-Sammelsurium soll rund eine Sekunde gebracht haben
Sowohl Ganna als auch Evenepoel bekamen dabei aerodynamische Hilfe von ihren Teamfahrzeugen. Nein, die Beiden fuhren nicht hinter ihren Autos im Windschatten, doch die Aerodynamik-Experten der Briten und Belgier griffen legal in die Trickkiste: Auf dem völlig flachen und weitgehend geradeaus führenden Kurs an der Küste packten sowohl die Ineos- als auch die Quick-Step-Mechaniker die Dächer der Teamfahrzeuge hinter ihren Zeitfahr-Assen mit Ersatzrädern voll.
Das geschah jedoch nicht, um im Falle eines Plattfußes die große Auswahl aus sechs bis acht verschiedenen Rahmengrößen zu haben, sondern der Aerodynamik wegen. Denn ein größeres Auto hinter dem Radfahrer bringt, das belegt unter anderem eine Studie in Zusammenarbeit der KU Leuven und der TU Eindhoven, einen aerodynamischen Vorteil.
Weniger Luftwiderstand beim Radfahrer, mehr beim Auto – und mehr Sprit
Während ein normales Auto, das hinter einem Radfahrer fährt, beim per Reglement festgelegten Mindestabstand von zehn Metern durch sogenannte "Schiebeluft" nur 0,2 Prozent Luftwiderstandsreduktion für den Radfahrer erzeugt, so erhöht sich dieser Effekt durch die Ersatzräder auf dem Dach deutlich. Der Aerodynamik-Spezialist Richard Kelso von der Universität von Adelaide hat gegenüber cyclingnews.com kalkuliert, dass das in Sachen Windangriffsfläche beinahe doppelt so hohe Auto so viel mehr Luft vor sich herschiebt, dass dadurch auf 50 Kilometern bei identischer Leistung des Radfahrers vor dem Auto 3,9 Sekunden Zeitersparnis drin seien – umgerechnet auf den 14-Kilometer-Kurs von Lido di Camaiore also gut eine Sekunde.
So dürfte Pogacar, dessen Teamfahrzeug am Montag nicht voll beladen war, mit seinem Spurt zur Bonussekunde am Dienstag in Chiusdino eben ziemlich genau das wieder ausgeglichen haben, was die Aerodynamik-Füchse der Konkurrenz am Montag herausholten.
Am Sonntag in San Benedetto del Tronto wird man sehen, wie wichtig die am Montag und Dienstag ergatterten Sekunden waren. Spätestens wenn der berühmte Dreizack, die Siegertrophäe bei Tirreno-Adriatico, dann doch mit größerem Vorsprung errungen wird, muss die Frage erlaubt sein, inwiefern die Aero-Spielchen vom Montag eigentlich im Sinne des Sports und vor allem dessen Images sind.
"Beim nächsten Mal benutzen wir den Mannschaftsbus"
Sicher ist es zu loben, wenn sich schlaue Köpfe im Rahmen des Reglements Dinge ausdenken, um einen Vorteil zu generieren. Das ist immer beeindruckend. Auf der anderen Seite aber ist es geradezu lächerlich, einerseits den Radsport als "grün" zu proklamieren und Klimaneutralität anzustreben – ja, damit hat gerade das Team Quick-Step schließlich in den vergangenen Jahren geworben, während man Ineos angesichts seines Fracking- und SUV-Hauptsponsors derartige Bestrebungen ohnehin nicht abnehmen kann - andererseits dann aber den Luftwiderstand seines Teamfahrzeugs bewusst zu verdoppeln und damit dessen Benzinverbrauch deutlich zu erhöhen, um minimale Wettbewerbsvorteile zu ergattern.
Ex-Profi Greg Henderson, der inzwischen als Coach bei Israel – Premier Tech tätig ist, scherzte auf Twitter angesichts der vollbeladenen Teamfahrzeuge von Quick-Step – Alpha Vinyl und Ineos Grenadiers nach dem Auftaktzeitfahren via Twitter: "Wir benutzen nächstes Mal den Mannschaftsbus für Alex Dowsett." Damit hat der Neuseeländer den Irrsinn wohl auf den Punkt gebracht.
ÂOld school bump draft there. Nice work. We are using the team bus for Alex Dowsett next time. https://t.co/o03HlVpVfj
— Greg Henderson (@Greghenderson1) March 7, 2022
(rsn) - Bei Tirreno-Adriatico spielte Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl) im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als ihm insgesamt drei Etappensiege gelangen, diesmal keine Rolle.
15.03.2022Landa fühlt sich so gut wie nie und ist bereit fürs Giro-Podium(rsn) - Mit seinem dritten Platz in der Gesamtwertung von Tirreno-Adriatico fuhr sich Mikel Landa (Bahrain Victorious) in den Kreis der großen Giro-Favoriten (6. – 29. Mai). Seinen Angaben nach kam
15.03.2022Pinot ist wieder da: “Seit 2020 nicht mehr so gut gefühlt“(rsn) – Thibaut Pinot scheint endlich am Ende eines langen Leidensweges angekommen zu sein. Der 31-jährige Franzose vom Team Groupama – FDJ hat am Sonntag die Fernfahrt Tirreno-Adriatico auf dem
14.03.2022Vingegaard kann mit dem Druck der Kapitänsrolle umgehen(rsn) - Bei der vergangenen Tour de France war Jonas Vingegaard bei Jumbo - Visma als Ersatzkapitän für den ausgeschiedenen Primoz Roglic eingesprungen und hatte als Debütant nach drei Wochen hinte
14.03.2022Dem Instinkt gefolgt: Bauhaus aus der Sackgasse zum Sieg(rsn) – Der Bruchteil einer Sekunde hat beim Abschluss von Tirreno – Adriatico für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) in San Benedetto über Sieg oder Niederlage entschieden. Der Kölner zog im Sp
14.03.2022Tirreno: Arensman erhielt sogar Unterstützung von Bardet(rsn) – Kein Profiteam hat mehr deutsche Fahrer in seinen Reihen als der DSM-Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink, doch beim 57. Tirreno – Adriatico war es ein Niederländer, der für Furore sor
13.03.2022Nach Vlasovs Sturz stieg Bora bei Paris-Nizza komplett vom Rad(rsn) - Es gab Zeiten, da überzeugte Bora – hansgrohe gerade im Frühjahr durch Spitzenergebnisse in Serie. Beispielsweise mit den Siegen von Maximilian Schachmann bei Paris-Nizza. In diesem Jahr b
13.03.2022Finale der Schlussetappe von Tirreno-Adriatico im Video(rsn) – Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat am Schlusstag des 57. Tirreno-Adriatico seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Kölner ließ auf der 7. Etappe über 159 Kilometer rund um San Benede
13.03.2022Bauhaus zog im Gegenwind an allen Gegnern vorbei(rsn) - Mit dem Tagessieg durch Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) ist die 57. Austragung von Tirreno-Adriatico zu Ende gegangen. Der 27-jährige Kölner sicherte sich die Schlussetappe der Fernfah
13.03.2022Evenepoel stürzte an Pantanis Berg vom Tirreno-Podium(rsn) - Gefroren haben wohl beide "Wunderkinder" während der Königsetappe von Tirrreno-Adriatico im Anstieg zum Monte Carpegna, wo das Thermometer nur bis knapp über den Gefrierpunkt kletterte. Wä
13.03.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 13. März(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl
12.03.2022Pogacar ist der neue Kannibale des Radsports(rsn) – Der Radsport hat einen neuen Kannibalen, einen Nachfolger von Eddy Merckx, dem dieser martialische Ehrenname zuteil wurde, weil er in seinem Sieghunger unstillbar war. Dies trifft nun auf Ta
(rsn) – Seit 2016 trägt Heiko Homrighausen das Trikot von Embrace The World. Das wird auch in der nächsten Saison nicht anders sein, weil er beim deutschen Eliteteam Studium und Sport bestens unte
15.11.2024Deignan verlängert mit Lidl – Trek und kündigt Rücktritt an(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
15.11.2024Ende der Achterbahnfahrt: Vanmarcke tritt auch als DS zurück(rsn) – Nachdem er aufgrund von Herzproblemen seine aktive Karriere im Juli 2023 abrupt beenden musste, wechselte Sep Vanmarcke noch während der Saison bei Israel – Premier Tech in die Sportliche
15.11.2024Verstrynge muss mehrwöchtige Cross-Pause einlegen(rsn) – Der Belgische U23-Meister Emiel Verstrynge (Crelan – Corendon) hat sich beim Jaarmarktcross in Niel einen Muskelriss im hinteren Oberschenkel zugezogen und wird nach Angaben seines Teams m
15.11.2024Cataldo und Kennaugh werden Sportdirektoren bei Astana(rsn) - Nachdem Astana Qazaqstan vor einigen Tagen bereits vier Neuzugänge für die “Performance Group“ bekanntgegeben hatte, meldete der kasachische Rennstall nun auch die Verpflichtung von drei
15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl
15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
14.11.2024Deutscher Cross-Meister Meisen kündigt baldiges Karriereende an(rsn) – Marcel Meisen (Stevens) wird spätestens Ende Januar seine Karriere beenden, wie der Deutsche Cross-Meister gegenüber RSN ankündigte. Der 35-Jährige will demnach seine letzte Cross-Saison
14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei
14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei
14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã
14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport