RSNplusSaisonvorschau Cofidis

Die Hoffnungen ruhen auf Martin und Überraschungscoups

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Die Hoffnungen ruhen auf Martin und Überraschungscoups"
Das Team Cofidis muss auch in dieser Saison vorehmlich auf Überraschungscoups setzen. | Foto: Cofidis

30.01.2022  |  (rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von den Teams zu erwarten?

Cofidis muss empfindliche Abgänge verkraften. Im Grunde besitzt die Equipe von Manager Cedric Vasseur mit Guillaume Martin nur noch einen zuverlässigen Ergebnislieferanten und muss mehr als zuvor auf Überraschungscoups hoffen. Kein Zweifel: Cofidis steht vor einer schwierigen Saison.

Rückblick auf die Saison 2021

Im zweiten Jahr der WorldTour-Zugehörigkeit gab es einige Fortschritte zu verzeichnen. Fuhr Cofidis 2020 noch vergeblich einem großen Sieg hinterher, gab es diesmal immerhin einen prestigeträchtigen Etappensieg durch Victor Lafay beim Giro d’Italia zu feiern. Es blieb allerdings der einzige WorldTour-Erfolg des Teams. Dennoch verbesserte sich die Siegausbeute von mageren zwei Erfolgen aus 2020 auf zwölf. Elia Viviani zeigte sich deutlich verbessert und steuerte fünf Siege bei kleineren Rennen bei. Der erhoffte große Erfolg blieb hingegen aus. Auffälligster Fahrer war einmal mehr Guillaume Martin, der die Tour de France auf Platz acht und die Vuelta a Espana auf Platz neun beendete. ___STEADY_PAYWALL___


Guillaume Martin ist auch dieses Jahr wieder der große Hoffnungsträger des Teams. Der Franzose belegte letzte Saison bei der Tour de France Platz acht und bei der Vuelta a Espana Rang neun. | Foto: Cor Vos

Bei den Klassikern holte Christophe Laporte einige vorzeigbare Resultate wie Platz sechs bei Paris-Roubaix sowie Rang zwei bei Dwars door Vlaanderen. Er gewann zudem die beiden Eintagesrennen Circuit de Wallonie und den Grand Prix de Wallonie. Ebenfalls ein Erfolg: Im UCI-Teamranking des Jahres ließ Cofidis immerhin fünf WorldTour-Konkurrenten hinter sich.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge

Seinen teuren Top-Star Viviani ließ Cofidis nach zwei ernüchternden Jahren ziehen. Der Italiener kehrt zum Team Ineos zurück. Laportes Abgang ist hingegen ein schwerer Schlag, denn der Franzose war über Jahre ein zuverlässiger Leistungsträger. Das blieb anderen Teams nicht verborgen und Jumbo - Visma nahm den Sprint- und Klassikerspezialisten unter Vertrag. Außerdem verabschiedete sich Vivianis Anfahrer Fabio Sabatini in den Ruhestand.

Als Ersatz für Viviani hat Cofidis mit Bryan Coquard (B&B-Hotels) und Davide Cimolai (Israel - Premier Tech) gleich zwei schnelle Leute geholt. Cimolai erreichte beim vergangenen Giro d’Italia immerhin drei Top-drei-Plätze und damit mehr als Viviani. Als weiterer Sprintspezialist kommt Max Walscheid (Qhubeka - NextHash), der auch für die Klassiker eine gute Verstärkung darstellt.


Max Walscheid kam vom Team Qhubeka Nexthash zu Cofidis. Der Klassikerspezialist soll mithelfen, die Lücke zu füllen, die Elia Viviani hinterlässt. | Foto: Cor Vos

An Qualität gewinnt Cofidis zudem durch die Routiniers Ion Izagirre (Astana) und Davide Villella (Movistar). Sander Armée (Qhubeka - NextHash), Wesley Kreder (Intermarché), der französische Zeitfahrmeister Benjamin Thomas (Groupama - FDJ) und François Bidard (AG2R - Citroën) sind bewährte Aktivposten für Fluchtgruppen. Als hoffnungsvolles Talent gilt Alexis Renard (Israel - Premier Tech).

Im Fokus: Bryan Coquard

Bei der Verpflichtung des Franzosen dürfte die Teamleitung die Lücke im Blick gehabt haben, die Laportes Wechsel hinterlässt. Beide gelten als klassikeraffine Sprinter, wobei Laporte als ordentlicher Zeitfahrer über den größeren Motor verfügt. Dennoch hat Coquard bewiesen, dass er sich bei belgischen Klassikern behaupten kann: 2016 erreichte er als bestes Resultat Platz zwei beim Dwars Door Vlaanderen. Mittlerweile hat sich Coquard als Kandidat für anspruchsvollere Sprintankünfte etabliert, auch wenn er zuletzt vor allem Ergebnisse, aber nur selten Siege sammelte.

Mit 29 Jahren dürfte Coquard seinen Zenit noch nicht erreicht haben. Kann er im neuen Umfeld noch paar Prozent drauflegen, sollte er einer der aussichtsreichsten Sieg-Kandidaten des Teams sein – wenn alles passt, auch auf WorldTour-Niveau. Bei den Klassikern kann er ebenfalls Eindruck hinterlassen.


Bryan Coquard (links) kommt von B&B Hotels. Der Franzose könnte in den kleineren Frühjahrsklassikern für den einen oder anderen Coup sorgen.| Foto: Cor Vos

Aufgepasst auf ... Alexis Renard

Der junge Franzose hat eine ereignisreiche zweite Saisonhälfte hinter sich: Zunächst landete er überraschend auf Platz drei im Klassement der Tour de Wallonie, dann verpasste Renard bei der Polen-Rundfahrt aus einer Fluchtgruppe heraus als Etappenzweiter nur knapp seinen ersten WorldTour-Sieg. Kurz darauf landete er beim turbulenten Münsterland-Giro hinter Mark Cavendish ebenfalls auf einem zweiten Platz. Auch wenn ein Sieg ausblieb, so hat der 22-Jährige gezeigt, dass er ganz vorne mitmischen kann.

Für Cofidis ist es zudem ein Erfolg, ein vielversprechendes französisches Talent für sich gewonnen zu haben. In welche Richtung sich Renard entwickelt, ist noch nicht ganz klar. Bei Cofidis bekommt er aber die Freiheiten, die er als junger Profi benötigt – und die seiner offensiven Fahrweise entgegenkommen.

Ausblick auf die Saison 2022

Auch wenn Viviani die enormen Versprechungen nie erfüllte, so bestand mit ihm zumindest die Aussicht auf große Siege. Durch den Abgang des Italieners und dem von Laporte fehlen nun die beiden Fahrer im Team, die im Vorjahr neun der zwölf Saisonerfolge einfuhren. Neue Erfolgsgaranten gibt es hingegen nicht. Es geht für Cofidis daher vor allem um gute Resultate. Martin ist inzwischen das Aushängeschild des Teams und ein etablierter Klassementfahrer. Für den Franzosen steht 2022 das Giro-Tour-Double an.

Noch ist unklar, ob Martin bei beiden Grand Tours auf Klassement fährt. Das Zeug zu Top-Ten-Platzierungen hat der examinierte Philosoph allemal, auch wenn Martin bisher nur einen Profisieg einfahren konnte. Cofidis wird in der Hinsicht auf einen Durchbruch hoffen. Martins Stärke liegt in seiner Konstanz. Das sollte ihm auch bei einwöchigen Etappenrennen gute Platzierungen einbringen. Der 28-Jährige dürfte bei Cofidis der mit Abstand wichtigste Punktesammler für das Teamranking werden.

Hinter Martin sieht es eher mau aus. Gute Anlagen als Rundfahrer zeigte im Vorjahr der 25-jährige Remy Rochas als Gesamtfünfzehnter der Vuelta. Neuzugang Izagirre ist ebenfalls ein Kandidat, der bei einwöchigen Rundfahrten gute Resultate einfahren kann. Die neuen Sprinter Cimolai und Coquard sind solide, für Sprinterfolge muss aber viel zusammenkommen, zumal ihre Siegquote eher dürftig ist. Zudem fehlt Cofidis durch den Abgang von Laporte ein Kapitän für die flämischen Klassiker. Immerhin verfügt man mit den Neuzugängen Walscheid und Coquard sowie mit Jelle Wallays über drei Protagonisten, die mit Pavé zurechtkommen und mit offensiver Fahrweise Achtungserfolge erringen können.


Mit Platz drei bei der Tour de Wallonie und Etappenplatz zwei bei der Polenrundfahrt bewies Alexis Renard sein Talent. | Foto: Cor Vos

Im Prinzip muss das Team weiter den Ansatz als früherer Zweitdivisionär verfolgen: Attacke, wann immer möglich. Zumindest dafür ist der Kader inzwischen stärker besetzt als noch zu ProContinental-Zeiten: Gerade Neuzugang Izagirre ist mit seinen bisherigen Erfolgen als Etappenjäger eine Bereicherung und Fahrer wie Lafay, Jesus Herrada, Ruben Fernandez, Simon Geschke, Tom Bohli, Anthony Perez sowie Pierre-Luc Perichon sind routinierte Fluchtspezialisten. Renard ist trotz seines jungen Alters in dieser Hinsicht ebenso zu beachten wie der 24-jährige Polen Szymon Sajnok.

Cofidis muss auf einen Überraschungscoup wie den Giro-Etappensieg durch Lafay hoffen. Die Equipe wird 2022 nur wenige Chancen auf Siege erhalten und muss diese nutzen. Viel zu gewinnen dürfte es trotzdem nicht geben. Umso wichtiger sind erfolgreiche Auftritte von Martin, um sich 2023 für eine der 18 WorldTour-Lizenzen zu qualifizieren. Im Dreijahresranking liegt Cofidis derzeit allerdings nur auf Platz 19.

Eckdaten:
Land: Frankreich
Hauptsponsor: Cofidis
Branche: Telekredite
Manager: Cedric Vasseur
Radausrüster: De Rosa
Teamranking 2021: 15
Siege 2021: 12
Fahrer im Aufgebot: 31

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.02.2022Bereit für eine neue Pogacar-Show - und mehr

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von U

10.02.2022Keine großen Namen, dafür aber viele Möglichkeiten

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von T

09.02.2022Es droht ein langer Kampf gegen den Abstieg aus der WorldTour

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison vom T

09.02.2022Später Transfer-Coup für die Jagd nach dem schnellen Erfolg

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von B

08.02.2022Der Weg an die Weltspitze führt nur am Wolfpack vorbei

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von Q

07.02.2022Mit vielen Talenten und einem Star ins entscheidende Jahr

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von L

06.02.2022Eine Mannschaft auf der Suche nach ihrer Identität

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

05.02.2022Erneut auf der Jagd nach dem Gelben Trikot

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

04.02.2022Ein WorldTour-Team für den goldenen Karriereherbst

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

03.02.2022Auch 2022 ist die Flucht nach vorn die beste Option

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

02.02.2022Der Dominator reiht sich in die Riege der Herausforderer ein

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

01.02.2022Ist Storer der Backup, wenn Pinots Rücken nicht mitspielt?

(rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von d

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Finistere Pays de (1.1, FRA)
  • Silesian Classic (1.2, POL)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)