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11.12.2021 | (rsn) – Das Team Bora – hansgrohe hat sich in dieser Woche zum alljährlichen Dezember-Teamtreffen in Oberbayern eingefunden. Neben den üblichen Foto-Shootings für die Hauptsponsoren und medizinischen sowie Leistungstests im Lanserhof am Tegernsee ging es dabei in diesem Jahr ganz besonders auch darum, dass sich die Fahrer und die Sportliche Leitung besser kennenlernen.
Schließlich macht der deutsche WorldTour-Rennstall in diesem Winter den größten Umbruch seit der Ankunft von Peter Sagan und Ausrüster Specialized vor fünf Jahren durch: Die Zahl der Neuzugänge im Fahrer-Kader ist zweistellig und die sportliche Leitung wurde von Boss Ralph Denk komplett ausgetauscht.
"Vom Gefühl her sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg. Ich kann bis dato nur von positiven Impulsen berichten, und das können mir die Fahrer nur bestätigen", sagte Denk am Donnerstag in einer Online-Presserunde und erklärte:
"Der Wechsel zu Rolf Aldag als neuem Sportchef – wie soll ich sagen – den Wunsch von Größerem zu träumen hatte ich schon immer. Und ich habe gemerkt, dass wir an einem Punkt angelangt waren, wo wir dem sehr modern gewordenen Radsport nicht mehr ganz gerecht wurden. Wir mussten eine neue Sprache sprechen, über den Tellerrand hinausschauen."
Poitschke, Schulze und Radochla "haben nichts falsch gemacht"
Dabei ging Denk auch auf die Nachfrage von radsport-news.com ein, was konkret Aldag und die neue Sportliche Leitung mit Torsten Schmidt, Bernhard Eisel und Enrico Gasparotto denn besser könne, als die bisher Verantwortlichen um Enrico Poitschke, André Schulze und Steffen Radochla.
"Die Drei waren alle sehr, sehr lange bei uns im Team. Sie haben nichts falsch gemacht, aber es schleichen sich Routinen ein und das ist dann immer schwierig, wieder geradezuziehen. Das geht oft nur mit neuem Impuls, und der hat dem Team sehr gut getan in den ersten Wochen", meinte er. "Dazu kommt natürlich, dass Rolf eine breitere Expertise hat als die Genannten. Er hat im Management bei High Road gearbeitet, war Technischer Direktor bei Quick-Step und sogar im Damen-Radsport schon tätig. Er ist sehr breit aufgestellt und das hat für mich den Beweggrund gegeben, den Wechsel zu vollziehen."
Aldag: Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern um anders
Aldag selbst sagte aber auch, dass es bei einem Umbruch in einem Team nicht unbedingt darum gehen müsse, ob das alte oder das neue Personal besser oder schlechter sei. "Einige Dinge muss man nicht mit gut oder schlecht beschreiben, sondern mit anders", sagte er.
"Im Fußball siegt eine Mannschaft nach einem Trainerwechsel ja auch nicht, weil plötzlich alle schneller laufen können, sondern einfach weil sich die Ansprache verändert hat – ohne dass man objektiv sagen kann, ob sie besser oder schlechter geworden ist. Sondern einfach anders." Außerdem müsse so jeder Einzelne im Team auch erstmal wieder schauen, "wo er eigentlich steht". Das würde für neue Motivation und neuen Biss sorgen.
Angesichts der bisherigen Stationen Aldags dürfte es Denk sehr gut gefallen und stolz gemacht haben, wie sich Aldag in jenem Pressegespräch über die ersten Erfahrungen im neuen Umfeld ausdrückte.
Aldag begeistert: "Vom Gefühl her können wir den Fahrern auf alles eine Antwort geben"
"Ich bin begeistert über die interne Kommunikation. Das ist alles sehr familiär und basiert nicht auf Wettbewerb gegeneinander. Das ist ein bisschen anders, als in vielen anderen Teams. Es geht nicht um Status, sondern darum die Sache gemeinsam nach vorne zu bringen", sagte er. "Dass wir so eng und gut zusammenarbeiten, zum Beispiel auch mit dem Trainerteam um Dan Lorang, wird ein echter Schlüssel sein. Vom Gefühl her können wir den Rennfahrern auf alles Antworten geben, egal was sie wissen wollen."
Für den 53-Jährigen geht es momentan aber auch um das Zusammenfinden mit seinen Kollegen in der Sportlichen Leitung. "Ich habe eine Gruppe mit ein paar Jungs zu führen, die neu in diesem Job und mehr oder weniger gerade vom Rad runter sind – mit Bernie (Eisel) und Gasparotto. Sie zu führen ist meine Aufgabe, und dann bin ich natürlich auch selbst Sportlicher Leiter und als Renndirektor sind auch Rennprogramme in meinem Aufgabenbereich. Aber ich sehe das nicht als One-Man-Show, sondern bin da eher der Moderator. Gerade weil Gaspa und Bernie gerade erst vom Rad runter sind, kann man ihnen sehr gut Projekte geben, die die modernsten Dinge im Radsport betreffen", erklärte er.
Mehr Offensive, um die Besten zu ärgern
An der Auswahl der Neuverpflichtungen des Teams für 2022 war Aldag noch nicht beteiligt, doch der neue Sportdirektor erklärte, dass sie alle sehr gut zur Ausrichtung des Teams passen würden, die in Zukunft durch eine offensivere Fahrweise geprägt werden soll.
"Haben wir in den einzelnen Kategorien den jeweils besten Fahrer? Nein, kein Pogacar, kein Van Aert. Aber wir haben eine unheimlich Breite. Deshalb müssen wir offensiv fahren und nicht bis ganz ins Finale warten, um uns dann von Leuten abschlachten zu lassen, die 1 oder 2 Prozent besser sind. Dafür muss ich unsere Fahrer gewinnen", definierte der neue Bora – hansgrohe-Sportdirektor seine Aufgabe aus rein sport-taktischer Sicht.
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