Rückblick auf die Tour du Faso in fünf Bildern

Schlaglöcher, neue Freunde und ein unerwünschtes Souvenir

Von Anton Benedix / mit Bildern von Stefan Brencher

Foto zu dem Text "Schlaglöcher, neue Freunde und ein unerwünschtes Souvenir "
Das Maskottchen der Tour du Faso | Foto: Stefan Brencher

23.11.2021  |  (rsn) - Die seit 1987 ausgetragene Tour du Faso ist Afrikas größtes Radrennen und gilt als kleinere - und sympathischere - Tour de France! Aber wollte ich das wirklich? Nochmal diese Strapazen wie vor zwei Jahren bei der Tour du Faso 2019? Das wusste ich selbst nicht genau, als ich im Flieger nach Ouagadougou saß.

Die Abenteuerlust war auf jeden Fall so groß wie noch nie, nach zwei Pandemie-Saisons ohne große Rundfahrt und mit guten Beinen.

Als ich auf einem Motorroller durch die Straßen der Millionenstadt raste, wusste ich wieder, was mich hierher zog: Immer ist etwas los auf den Straßen und überall liebe Menschen, ein ganz anderes Lebensgefühl als in Europa.

Wir brauchten mehrere Tage, um als Team gemeinsam den richtigen Tritt zu finden. Mit unzähligen defekten Schläuchen - Schlaglöcher! - und technischen Problemen hangelten wir uns von Etappe zu Etappe.

Das Rennen wird streng bewacht und die Rundfahrt, wie auch einige Etappen, werden von der amerikanischen Botschaft vor Ort gesponsert, womit vermutlich ausreichend Abschreckung für potenzielle Angreifer gegeben ist. Sicherheitsbedenken aufgrund Terrorismus hatte ich deshalb nicht.

Umso wilder war der Straßenverkehr, von dem die eigentliche Gefahr ausgeht. Unser Konvoi machte sich hupend überall Platz, wo eigentlich keiner war, in vielen Radrennen geht es da deutlich gelassener zu.

Die Ängste um den tadellosen Lack des Rades muss man ablegen können. Bei den vielen Transfers werden die Räder aller Teams gesammelt auf einen LKW verladen. Im Radsport in Afrika lernt man schnell die Vergänglichkeit des Materials kennen, umso wichtiger ist es, hier perfekt aufgestellt zu sein.

Seit einiger Zeit findet auch eine Tour du Faso der Frauen statt, allerdings weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Mit unseren Spenden haben wir dieses Mal auch bewusst den Frauenradsport unterstützt. //

Die Rundfahrt verlief zu Beginn wirklich schleppend und neben den vielen Pannen hatten wir noch mit vielen anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Als dann auch noch zwei von fünf Fahrern frühzeitig aussteigen mussten, war der Tiefpunkt erreicht. David Kramer verpasste bei einer Etappe das Zeitlimit und unser Gastfahrer Fabio Dias fiel einem schlimmen Sturz im Ziel der 5. Etappe zum Opfer. Nach der ersten Woche fanden uns jedoch wieder und dann gelang uns durch Mario Vogt ein Sieg auf der 7. Etappe. Somit war es neben den spannenden Eindrücken, die man ohnehin in Afrika bekommt, auch sportlich eine erfolgreiche Tour für uns.

Nach dem Zieleinlauf wurde man schnell von Kindern umringt, die mit großen Augen auf uns und unsere Räder starrten. Wir knüpften aber auch viele Kontakte zu Fahrern aus den anderen Teams.

Für die Völkerverständigung war die Tour eine tolle Gelegenheit. So mussten sich alle auf und abseits der Rennstrecke mit den anderen Kulturen auseinandersetzen. Gerade die ungeschriebenen Regeln des Radsports sind eben von Land zu Land unterschiedlich. Das kann zwar zu Konflikten führen, bietet aber auch die Möglichkeit, seine eigenen Vorstellungen mal etwas zu hinterfragen.

Unser Team Embrace The World Cycling sammelt das ganze Jahr Geld- und Sachspenden mit und ohne Bezug zum Radsport. Die Sachspenden werden dann mit nach Afrika gebracht. Letztens haben wir sogar einen ganzen Containertransport nach Lomé organisiert. Auf dem Laufenden bleibt man am besten über unsere Social-Media Kanäle Instagram und Facebook. //

Auf der Rückreise bekam ich dann plötzlich Fieber. Im Krankenhaus in Basel wurde das unerwünschte Souvenir dann identifiziert: Ich hatte mir Malaria eingefangen! Nach einer sachgemäßen Behandlung bin ich aber mittlerweile wieder wohlauf und kann mich auf die Saison 2022 vorbereiten. Die Reise nach Burkina Faso zur Tour du Faso wird mir trotz allem in bester Erinnerung bleiben.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2021“Ich bin unerwartet auf meinen persönlichen Olymp geklettert“

(rsn) - Mit dem Gesamtsieg bei der Tour du Faso hat Daniel Bichlmann den größten Erfolg seiner Laufbahn gefeiert. Gegenüber radsport-news.com äußerte sich der 33-Jährige von den Maloja Pushbiker

08.11.2021Es ist vollbracht!

(rsn) - Leider habe ich gestern wirklich keine freie Minute gefunden, meinen Triumph zu genießen oder gar Tagebuch zu führen. Erst auf dem Heimflug konnte ich nochmals einige Gedanken sammeln und mÃ

06.11.2021Das Gelbe Trikot bleibt fest auf meinen Schultern

(rsn) - Morgens alles wie immer. Ich frühstücke alleine auf meinem Zimmer auf dem Schaumstoff-Stück, das als Matratze dient. Haferflocken mit Wasser und etwas Eiweißpulver gibt es. Kulinarisch ei

06.11.2021Ausreißer-Tag spielt Bichlmann in die Karten: Führung verteidigt

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Tour du

06.11.2021Das Undenkbare - der Gesamtsieg - ist zum Greifen nahe

(rsn) - 05:15 Uhr - üblicher früher Weckruf durch unseren sportlichen Leiter „JJ“. Selbst einen Wecker stellen würde keinen Sinn machen - der Tagesplan obliegt bis in die Nacht aus unerfindlic

05.11.2021Von der 15.000-Euro-Maschine zum selbstgebauten Holz-Auflieger

(rsn) - "Sind die bescheuert?" Mein erster Gedanke des Tages. Noch schläfrig mit halbgeöffneten Augen, dann aber auch anstelle eines "Guten Morgen" so ausgesprochen. 34 Grad hat es draußen - im Zim

05.11.2021Bichlmann rückt im Teamzeitfahren auf Gesamtrang 4 vor

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour. Tour d

03.11.2021Es wurde mit Rädern regelrecht aufeinander eingedroschen

(rsn) - Früh morgens um halb sechs schlemme ich mich durch alle Leckereien: Vollkornbrot, Erdnussbutter, Nutella, Porridge mit Apfelmus, Café mit Sahne. Natürlich alles selbst von zu Hause mitge

02.11.2021Dank des Einmaleins des Sprints den Sieg eingefahren

(rsn) - Höt esch de Start mou usnahmswis früecher gse aus ahköndet. Im Jan Freuler wär das fasch zom verhängniss worde. Chorz vorem Start heder no mösse ofs Ersatzvelo wächsle, wöu ah sim eig

02.11.2021Das Rennen auf der Felge zu Ende gefahren

p> (rsn) - Auf der 4. Etappe standen zwischen Laye und Ouahigouya 156km auf dem Programm. Es ging dabei in den nördlichsten Teil des zentralafrikanischen Binnenlandes. Hier in der staubtrockenen Sava

01.11.2021Bichlmann mit nächster Spitzenplatzierung

(rsn) – In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour. Tou

01.11.2021Eine Schar Journalisten hatte mir schon zum Sieg gratuliert...

(rsn) - Auch zur 3. Etappe klingelte der Wecker früh (05:30 Uhr). Routiniert machten wir uns alle fertig für das Teilstück, das von Dedougou nach Koudougou über 142 Kilometer führte. Gestartet

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine