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01.11.2021 | (rsn) - Auch zur 3. Etappe klingelte der Wecker früh (05:30 Uhr). Routiniert machten wir uns alle fertig für das Teilstück, das von Dedougou nach Koudougou über 142 Kilometer führte. Gestartet wurde wenig überraschend, abermals geprägt von unzähligen Attacken sehr flott, stolze 67 Kilometer legten wir in den ersten eineinhalb Rennstunden zurück.
Da ich mich heute besser - weitgehend akklimatisiert - fühlte, beteiligte ich mich rege am Renngeschehen. Nachdem ich mich bereits zur Etappenmitte in einer recht vielversprechenden Spitzengruppe wiederfand, die aufgrund der äußerst passiven Renntaktik der beiden nordafrikanischen Nationalmannschaften aus Algerien und Marokko nicht funktionieren konnte, sollte es nach einer Vorentscheidung durch das Team aus dem Mutterland des Radsports, aus Flandern, besser klappen. Mit weiteren zehn Fahrern löste ich mich vom geschrumpften Peloton. Wenig überraschend verweigerten auch hier die vier Fahrer der genannten Teams kategorisch jegliche Führungsarbeit.
Letztendlich erzwangen die beiden Belgier mit guter Taktik eine weitere Selektion und da waren es nur noch Drei (ein Marokkaner, ein Belgier und meine Wenigkeit). Auf den letzten fünf Kilometern vor dem Ziel sollte jene Zweckgemeinschaft mehr oder weniger harmonieren, um den Tagessieg unter sich ausmachen zu können. Im Sprint zwischen uns Dreien sollte es dann auf ein super knappes Photofinish hinauslaufen.
Es waren der Belgier Niels Vandyck und ich, welche praktisch gleich auf der Linie waren. Erst dachte ich, der Belgier wäre geringfügig im Vorteil gewesen, jedoch wurde ich schnell von einer Schar Journalisten umgeben, welche mir zum Sieg gratulierten. Nach dem ich alle Interviews auf französisch mangels Sprachkenntnissen ablehnen musste, wurde im Lautsprecher der Flame zum Sieger gekürt. Eine kurze Fotoauswertung beim mitgereisten Profi-Fotografen des Embrace The World Teams sollte mich jedoch als Sieger zu zeigen glauben.
Nach einigen fragenden Blicken und Gesprächen wurde dann das Zielfoto des Veranstalters herangezogen und hier war wiederum der Belgier vorne zu vermuten.
So wurde ich also auf den zweiten Platz gesetzt und muss die Entscheidung der Jury anerkennen. Gefreut hätte es mich natürlich schon enorm, gerade am Ende einer langen ersten Saison mit den Maloja Pushbikern als Dank für deren enorme Unterstützung in der Heimat einen späten ersten Saisonsieg (wenn auch im fremden dunkelblauen Trikot) nach Bayern zu holen.
Die Problematik ungeheuer knapper, unklarer Zieleinläufe wurde in diesem Jahr ja bereits beim Amstel Gold Race mit fraglos prominenteren Beteiligten deutlich.
Vielleicht ergibt sich ja die nächsten sieben Tage nochmals eine günstige Rennsituation, um doch noch einen Tagesabschnitt für mich entscheiden zu können. Ob Etappensieg oder nicht, es wird nichts daran ändern, das 120cm Bett mit meinem Freund und Teamkollegen auf Zeit unter einem gemeinsamen Moskitonetz zu teilen. Auch sind die Eindrücke von Land und Leuten absolut unbezahlbar und werden mich nach meiner letzten Teilnahme vor neun Jahren mein Weltbild weiter festigen, wie privilegiert wir doch sind und leider bei weitem nicht dankbar genug für die Lebensumstände in der Heimat sind.
Wer von den Lesern will, kann sich ja von Stefan Brenchers Momentaufnahme selbst eine Meinung machen, welchen der beiden Rennfahrer ihr im Vorteil sehen würdet.
Viele Grüße
Daniel
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