Slowene gewinnt Tour-Königsetappe in Gelb

Pogacar schnappt sich seinen Sieg fürs Prestige

Foto zu dem Text "Pogacar schnappt sich seinen Sieg fürs Prestige"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die Königsetappe der Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

14.07.2021  |  (rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat am gefürchteten Col du Portet die 17. Etappe der Tour de France gewonnen und sich damit sein erstes Siegerfoto im Gelben Trikot gesichert. Der Slowene gewann die vorletzte Bergetappe der Tour am Ende des 16 Kilometer langen Pyrenäen-Anstiegs vor Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) und Richard Carapaz (Ineos Grenadiers), die hinter ihm auch auf die Gesamtränge zwei und drei vorrückten.

"Das Team hat jetzt jeden Tag hart gearbeitet. Die Etappen bisher waren gut für Fluchtgruppen und daher haben wir verteidigt. Heute konnten wir die Gruppe besser kontrollieren und die Jungs haben einen tollen Job gemacht", freute sich Pogacar, der im 2.215 Meter hoch gelegenen Ziel inmitten eines Wolkenmeeres ekstatisch an seinem Trikot riss, um zu zeigen, was er gerade geschafft hatte: den Sieg im Maillot Jaune.

"Es war super hart. Jeder Tag in Gelb ist schön, aber das war ein fantastischer Tag", so der Titelverteidiger, der damit auch seinen Vorsprung in der Gesamtwertung noch einmal um einige Sekunden ausbaute.

Uran fällt von zwei auf vier zurück

Pogacar hat jetzt 5:39 Minuten Vorsprung auf Vingegaard und 5:43 Minuten auf Carapaz. Der bisherige Gesamtzweite Rigoberto Uran (EF Education – Nippo) brach nach Pogacars zweiter Attacke im Schlussanstieg etwa 7,5 Kilometer vor dem Ziel etwas ein und verlor insgesamt 1:49 Minuten. Der Kolumbianer ist mit 7:17 Minuten Rückstand nun Vierter.

17 Sekunden hinter ihm folgt der Australier Ben O'Connor (Ag2r – Citroën), der am Col du Portet Tagesfünfter wurde. Wilco Kelderman (Bora – hansgrohe) kam dort als Sechster an und ist mit jetzt 8:06 Minuten Rückstand auf Pogacar auch weiterhin Gesamtsechster.

Keine Veränderungen gab es in den anderen Sonderwertungen: Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step) büßte am Zwischensprint einen Punkt gegen Michael Matthews (BikeExchange) ein und hat noch 36 Zähler Vorsprung im Kampf ums Grüne Trikot.

Wout Poels (Bahrain Victorious) verteidigte sein Bergtrikot mit nun 78 Zählern. Er hat wegen dessen Tagessieg jetzt aber nur noch deren elf Vorsprung auf Pogacar, der wiederum neben Gelb auch weiterhin das Weiße Trikot als bester Nachwuchsfahrer hält.

So lief das Rennen:

Es dauerte knapp 20 Kilometer, bis sich nach mehreren Attacken die Ausreißergruppe des Tages um den Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe) bildete, der es mehrmals versucht hatte. Sechs Mann fanden sich vorne zusammen und fuhren bis zu 8:30 Minuten Vorsprung heraus. Neben Pöstlberger waren das Danny van Poppel (Intermarché - Wanty Gobert), Dorian Godon (AG2R - Citroën), Anthony Pérez (Cofidis), Anthony Turgis (TotalEnergies) und Maxime Chevalier (B&B - KTM).

Die Ausreißer hielten diesen Abstand bis zum Zwischensprint bei Kilometer 113 in Bagneres-de-Luchon, wo Michael Matthews (BikeExchange) im Hauptfeld ein Pünktchen fürs Grüne Trikot auf Cavendish gutmachte.

Auch im Anstieg zum Col de Peyresourde blieb die Spitzengruppe lange beisammen. Im Hauptfeld attackierten dagegen nun Elie Gesbert und Nairo Quintana (Arkéa – Samsic) – der Kolumbianer hatte 2018 am Col du Portet gewonnen - gemeinsam und nahmen auch Bergtrikotträger Poels mit. An dem Trio fuhr bald Pierre Latour (TotalEnergies) vorbei, worauf die drei ins Hauptfeld zurückfielen, während der Franzose Jagd auf die Spitzengruppe machte.

Oben am Bergpreis der 1. Kategorie, den sich Anthony Turgis (TotalEnergies) sicherte, lagen die sechs Spitzenreiter 3:25 Minuten vor Latour und etwas mehr als vier Minuten vor dem nun von UAE Team Emirates angeführten Hauptfeld.

Perez fährt allein davon

Im Col de Val Louron-Azet (1. Kat.) zerfiel dann die Spitzengruppe und auch Pöstlberger musste sich 36 Kilometer vor dem Ziel zurückfallen lassen, als nur noch Lokalmatador Perez und dessen Landsleute Godon und Turgis vorne beisammen blieben. Vier Minuten dahinter holte am Fuß des Berges das inzwischen stark dezimierte Hauptfeld auch Latour zurück.

Es dauerte nicht lang, bis sich an der Spitze Perez auch seiner letzten beiden Begleiter entledigte und allein weiterfuhr – bei zum Hauptfeld stabil bleibendem Vorsprung: 3:45 Minuten nach dem Cofidis-Fahrer kamen die Favoriten über den Gipfel des Col de Val Louron-Azet, angeführt von Bergtrikotträger Poels. In der Abfahrt kam Godon noch einmal zu Perez vor und das Duo begann den 16 Kilometer langen Schlussanstieg mit noch immer knapp vier Minuten Vorsprung.

Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatten die beiden Spitzenreiter nur noch 3:30 Minuten Vorsprung, während im Favoritenfeld nun Rafal Majka für Pogacar das Tempodiktat übernahm und nur noch knapp 20 Mann beisammen waren. In Folge der Beschleunigung verloren dann sofort weitere Fahrer den Anschluss, darunter auch der Gesamtneunte Guillaume Martin (Cofidis) und der -achte Enric Mas (Movistar).

Pogacar eröffnet die Auseinandersetzung ums Gesamtklassement

Unterdessen schüttelte Perez auch Godon wieder ab, verlor aber nun rasch an Boden gegen die Favoriten, die an der 10-Kilometer-Marke nur noch 1:15 Minuten zurücklagen. Kurz darauf versuchte Pello Bilbao (Bahrain Victorious) einen Vorstoß, doch einen knappen Kilometer später am Ende des kurzen Flachstücks zur Mitte des Schlussanstiegs holte Majka ihn zurück, scherte aus und ließ damit Pogacar von der Leine.

Der Mann in Gelb beschleunigte sofort, doch Vingegaard, Uran, O'Connor sowie Carapaz und Castroviejo blieben zunächst bei ihm und flogen gemeinsam an Perez vorbei. Einen weiteren Angriff des Slowenen parierten 7,5 Kilometer vor dem Ziel nur noch Vingegaard und Carapaz – mit Uran einige Meter dahinter.

Der Kolumbianer verlor dann zunehmend an Metern, bekam aber Hilfe von seinem Teamkollegen Sergio Higuita, der mit O'Connor zu ihm aufschloss. Doch auch Kelderman, David Gaudu (Groupama – FDJ) und Bilbao kamen nochmal zu Uran hin, so dass sich hinter den drei Spitzenreitern ein Sextett bildete, das um Platz vier in der Gesamtwertung kämpfte.

Carapaz scheint zu leiden, attackiert dann aber

Aus diesem Sextett heraus versuchte es Gaudu gut fünf Kilometer vor dem Ziel noch mit einem Vorstoß, doch Pogacar, Vingegaard und Carapaz lagen bereits mehr als eine halbe Minute vor dem Franzosen. An der Spitze teilten sich nur Pogacar und Vingegaard die Führungsarbeit, während der Ecuadorianer Carapaz froh zu sein schien, überhaupt mithalten zu können.

Drei Kilometer vor dem Ziel lag das Trio Infernale 50 Sekunden vor Gaudu und 1:12 Minuten vor Uran, O'Connor, Kelderman, Bilbao, Dylan Teuns und Higuita, der in der Gruppe weiterhin das Tempo machte. Pogacar setzte 2.000 Meter vor Schluss noch einmal einen Angriff, doch Vingegaard blieb am Hinterrad des “Gelben“ kleben und auch Carapaz ließ sich nicht abschütteln. Dasselbe wiederholte sich 300 Meter später.

Gleichzeitig verringerte sich der Abstand zu den Verfolgern nun leicht, weil Pogacar sich zwischen seinen Angriffen zu erholen versuchte. Und dann geschah das Unerwartete: 1,2 Kilometer vor dem Ziel gab Carapaz Vollgas, flog an seinen beiden Begleitern vorbei und stürmte in Richtung Ziel. Pogacar folgte, doch Vingegaard musste abreißen lassen.

Vor dem Schlussspurt kämpfte sich der Däne dann aber doch noch einmal heran und so ging es zu dritt auf die letzten 100 Meter, wo dann Pogacar noch einmal fester aufs Pedal drückte, um sich seinen Sieg im Gelben Trikot vor Vingegaard und Carapaz zu sichern.

Bei den Verfolgern setzte sich auf den letzten Metern noch O'Connor ab und fuhr hinter Gaudu als Fünfter ins Ziel. Kelderman quälte sich als Sechster über den Strich, während Uran am Hinterrad von Higuita die meiste Zeit verlor und nur Neunter wurde.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine