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13.07.2021 | (rsn) - Patrick Konrad hat dem deutschen Team Bora – hansgrohe fünf Tage nach Nils Politts Triumph in Nimes den zweiten Etappensieg bei der 108. Tour de France beschert. Der Österreichische Meister setzte sich in Saint-Gaudens in den Pyrenäen zum Auftakt der Schlusswoche nach einem 36 Kilometer langen Solo durch und feierte den ersten österreichischen Tour-Tageserfolg seit 16 Jahren.
“Ich habe bis zur Ziellinie gekämpft. Jetzt bin ich ein bisschen sprachlos. Der Sieg ist für meine Familie, meine Freunde und alle, die an mich geglaubt haben. Auch für Bora - hansgrohe, die mir immer das Vertrauen geschenkt haben. Deshalb bin ich extrem dankbar für die jahrelange Unterstützung“, sagte Konrad im Siegerinterview zu seinem bisher größten Erfolg als Profi. “Bei der vorletzten Bergwertung bin ich losgefahren und habe mir gedacht: Ich fahre jetzt einfach mein Rennen. Wenn ich mal einen Vorsprung habe, dann ist es schon schwer, ein Zehn-Sekunden-Loch zuzufahren, und wenn ich dann mal eine halbe Minute oder Minute habe und immer meinen Rhythmus gehe und probiere, den Abstand nicht kleiner werden zu lassen, in den Kurven nichts riskiere, dann kann sich das ausgehen. Und jetzt habe ich eine Tour-de-France-Etappe gewonnen."
Tageszweiter wurde 42 Sekunden hinter Konrad der Italienische Meister Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) vor Michael Matthews (BikeExchange) im Sprint einer am Ende neunköpfigen Verfolgergruppe. "Ich habe heute alles versucht, um die Etappe zu gewinnen. Dann Zweiter zu werden, das stellt mich nicht zufrieden. Ich habe aber alles probiert und das war heute nicht genug“, sagte Colbrelli nach seinem zweiten Podiumsergebnis bei dieser Tour. “Heute war es die richtige Etappe, um in die Fluchtgruppe zu gehen. Aber am Ende war eben ein Fahrer stärker als ich."
Erst im Finale wurde es unter den Favoriten hektisch
An der Spitze der Gesamtwertung tat sich nichts. Die Top 10 erreichten das Ziel nach 169 Kilometern gemeinsam mit 13:49 Minuten Rückstand auf den Sieger. Allerdings hatte eine Tempoverschärfung von Wout Van Aert (Jumbo – Visma) am letzten Hügel des Tages, einem Bergpreis der 4. Kategorie rund sieben Kilometer vor dem Ziel, dafür gesorgt, dass es nach einem sonst sehr ruhigen Tag für die Favoriten doch nochmal hektisch wurde. Dort bildete sich eine zwölfköpfige Gruppe, die dann aber bis ins Ziel zusammenblieb.
"Es war ein harter Tag, wir fuhren sehr schnell, bis die Ausreißergruppe stand und auch im Finale war es nervös. Ich weiß nicht einmal genau, was passiert ist, aber ich bin dann mitgefahren und das war gut so. Das zeigt, dass man immer konzentriert sein muss", sagte Pogacar, der als Vierzehnter die Ziellinie überquerte und zum achten Mal bei dieser Tour sein Gelbes trikot verteidigte.
Konrad: "Im Meistertrikot zu gewinnen, macht mich extrem stolz"
Der 29-jährige Konrad, für den es der erste Profisieg außerhalb seines Heimatlandes war, ist insgesamt der erst dritte österreichische Etappensieger bei der Frankreich-Rundfahrt. Vor ihm gewannen 1931 Max Bulla drei Etappen und Georg Totschnig im Jahr 2005 in Ax-3-Domaines ebenfalls in den Pyrenäen. "Im Trikot des Österreichischen Staatsmeister zu gewinnen, macht mich extrem stolz. Als ich auf den letzten Kilometer kam, sah ich nur, wie es noch mal bergauf ging und dachte mir: Das wird noch mal schmerzhaft. Aber ich hatte noch etwas Zeit zu feiern. 500 Meter vor dem Ziel habe ich dran geglaubt, dass es der Sieg wird. Bei der Tour eine Etappe zu gewinnen ist der Traum eines jeden Radprofis", betonte er.
Während Pogacar das Gelbe und Weiße Trikot behielt, verteidigte auch Wout Poels (Bahrain Victorious) seine Führung in der Bergwertung mit weiterhin acht Punkten Vorsprung auf Michael Woods (Israel Start-Up Nation). Das Grüne Trikot blieb auf den Schultern von Mark Cavendish (Deceuninck – Quick-Step), dessen Vorsprung auf Matthews aber von 72 auf 37 Punkte zusammenschmolz.
Der Rennverlauf:
Einmal mehr dauerte es lange, bis sich die Ausreißergruppe des Tages bildete. Nach der Abfahrt von der französisch-andorranischen Grenze nach Tarascon-sur-Ariege wurde viel attackiert. Über den Col de Port hinweg lagen die Deceuninck – Quick-Step-Fahrer Mattia Cattaneo und Kasper Asgreen mit dem Polen Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) einige Sekunden vor dem bereits sehr zersprengten Hauptfeld.
Doch in der Abfahrt von diesem ersten Berg des Tages, der nach 54 Kilometern überquert wurde, wurde das Trio wieder eingeholt und es bildete sich ein neues Ausreißertrio mit Christopher Juul Jensen (BikeExchange), Fabien Doubey (TotalEnergies) und Jan Bakelants (Intermarche – Wanty – Gobert). Die Gruppe fuhr über den Zwischensprint, während sich dahinter um Michael Matthews (BikeExchange), Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) und Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine zehnköpfige Verfolgergruppe bildete.
Matthews wurde aus dieser Gruppe Vierter des Zwischensprints und holte so 13 Punkte für den Kampf um Grün, während im Hauptfeld das Tempo nun verringert und die beiden Gruppen weggelassen wurden.
Am Col de la Core fuhr dann Konrad aus der Verfolger- und die Spitzengruppe vor und machte dort sofort Tempo. Dem fiel dann Juul Jensen zum Opfer und musste sich zurückfallen lassen. Von da an fuhren der Österreichische Meister, Doubey und Bakelants zu dritt gegen ihre zehn Verfolger – bei kaum mehr als einer halben Minute Abstand zwischen beiden Gruppen, während das Hauptfeld zunehmend weiter zurücklag.
Am Col de Portet d'Aspet lässt Konrad seine Begleiter stehen
Konrad holte sich die zehn Bergpunkte am Col de la Core und nahm seine beiden Begleiter, die augenscheinlich klar schwächer waren, auch noch mit in den Col de Portet d'Aspet hinein. Dort aber attackierte der Österreicher vier Kilometer vor dem Gipfel und 36 Kilometer vor dem Ziel noch einmal und startete sein Solo.
Sofort vergrößerte sich sein Vorsprung gegenüber den Verfolgern, bei denen weiterhin Matthews und Colbrelli dabei blieben, auf eine knappe Minute. Dann aber attackierte 34 Kilometer vor dem Ziel David Gaudu (Groupama – FDJ) aus der Gruppe heraus und nur Colbrelli blieb am Hinterrad des Franzosen. An der Passhöhe des Portet d'Aspet lag Konrad noch 25 Sekunden vor dem Duo und knapp 50 Sekunden vor einem weiteren Quintett, das Matthews über die Bergwertung führte. Das Hauptfeld fuhr in sehr ruhigem Tempo mit mehr als zwölf Minuten Rückstand über den Pass.
In der Abfahrt, in der vor 26 Jahren der Italiener Fabio Casartelli tödlich verunglückte, hielt Konrad seinen Vorsprung auf Colbrelli und Gaudu konstant – und danach ging die Lücke sogar noch auf 45 Sekunden auf. 15 Kilometer vor dem Ziel nahmen die beiden Verfolger dann sogar kurzzeitig die Beine hoch und warteten auf die nächste Gruppe um Matthews, die nun eine Minute hinter dem Spitzenreiter lag.
Die Top Ten bleiben zusammen
Auch an der 800 Meter langen, letzten Steigung des Tages büßte Konrad sieben Kilometer vor dem Ziel nur wenige Sekunden ein und so ging es hinein nach Saint-Gaudens nur noch darum, auf den nassen Straßen nicht mehr zu Fall zu kommen. Das gelang, und so durfte der 29-Jährige bereits auf der Zielgeraden ausgiebig zu jubeln beginnen und sich zum ersten Fahrer krönen, der im Trikot des Österreichischen Meisters eine Grand-Tour-Etappe sicherte.
Während Konrad sich schon als Etappensieger feiern ließ, erhöhte Cofidis mit Simon Geschke und Guillaume Martin acht Kilometer vor dem Ziel an besagter letzter Bergwertung der 4. Kategorie nochmal das Tempo und provozierte so einen Antritt von Wout Van Aert (Jumbo – Visma). Dadurch explodierte das Tempo noch einmal und eine rund 15-köpfige Gruppe löste sich. Da aber alle Fahrer aus den Top 10 der Gesamtwertung dabei waren, hatte diese Aktion keine Folgen mehr und es kam zu keinen Verschiebungen mehr.
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