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12.07.2021 | (rsn) – Obwohl er der Titelverteidiger ist, befindet sich Tadej Pogacar (UAE Emirates) bei der Tour de France in einer für ihn ungewohnten Position: der des Gejagten. Vergangenes Jahr übernahm der Slowene die Führung erst auf der vorletzten Etappe durch ein phänomenales Zeitfahren. Die 108. Auflage dominiert Pogacar praktisch vom Start weg. Nur einen kurzen Moment der Schwäche erlaubte er sich in den vergangenen beiden Wochen.
“An dem Tag war er superheiß. Ich hatte nichts mehr zu trinken und war ordentlich gar. Ich bin über mein Limit gegangen”, blickte der 22-Jährige am Ruhetag auf die 11. Etappe zurück, als er der Attacke von Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) am Mont Ventoux nicht folgen konnte. Letztendlich fuhr der Träger des Gelben Trikots das Loch auf der Abfahrt wieder zu, wodurch er in der Gesamtwertung seinen Vorsprung von 5:18 Minuten auf den Zweitplatzierten behielt.
Diese 318 Sekunden sind auch nach der 15. Etappe der Abstand zwischen ihm und Rigoberto Uran (EF Education – Nippo), der die Riege der Konkurrenten anführt. Seit Lance Armstrong im Jahr 2000 hatte übrigens kein Gesamtführender zu diesem Zeitpunkt einen größeren Vorsprung im Klassement.
Aufgerieben hat sich Pogacar beim Herausfahren dieses Vorsprungs allerdings nicht. “An den anderen Tagen fühlte ich mich ziemlich gut. Da war es nicht nötig, übers Limit zu gehen“, erzählte Pogacar am zweiten Ruhetag in Andorra. “Aber ich bin auch müde. Die Tage in der heißen Sonne fordern ihren Tribut. Ich habe auch ein wenig Sonnenbrand und schlafe nicht mehr so gut“, fügte er an. Angesichts der bisherigen Strapazen auf einer der schwersten Frankreich-Rundfahrten der vergangenen Jahrzehnte scheinen das aber zu vernachlässigende Faktoren
"Ich liebe den Radsport und beschäftige mich nicht mit Betrügereien“
Hellwach sollte der Tour-Spitzenreiter trotz seines großen Vorsprungs dennoch bleiben, denn an den kommenden drei Tagen stehen weitere schwere Kletterprüfungen in den Pyrenäen an. “Die 17. Etappe ist die schwerste, aber auch am Dienstag und am Donnerstag nach Luz-Ardiden kann noch viel passieren“, sagte Pogacar und deutete schon mal vorsichtig weitere Offensivaktionen an. “Ich fahre noch immer von Tag zu Tag. Wenn ich irgendwo Zeit gewinnen kann, dann tue ich das. Denn an einem schlechten Tag kann man auch schnell viel Zeit verlieren. Es ist immer gut, Vorsprung zu haben”, so der Vorjahressieger.
Außergewöhnliche Leistungen werfen im Sport im Allgemeinen und im Radsport im Speziellen immer Fragen auf. “Die ärgern oder irritieren mich nicht. Ich verstehe, warum sie gestellt werden, bei der schlechten Vergangenheit dieses Sports“, behauptete Pogacar, der dem Thema Doping zuletzt immer auswich. “Ich spreche aus meinem Herzen. Ich komme aus einer guten Familie und denke, dass ich zu einem korrekten jungen Mann erzogen wurde. Ich liebe den Radsport und beschäftige mich nicht mit Betrügereien“, sagte er bei der Pressenkonferenz.
Im Zusammenhang mit dem Thema Doping wurde Pogacar in den vergangenen Wochen bereits aufgefordert, seine Wattzahlen zu veröffentlichen. Eine Forderung, der er nicht nachkam, weil er dadurch Nachteile gegenüber den Konkurrenten befürchtete.
Am Ruhetag argumentierte Pogacar ähnlich. “Vielleicht werde ich meine Leistungsdaten irgendwann publizieren, aber ich weiß nicht was das ändern würde. Wenn ich sie jetzt teilen würde, würde das Einfluss auf die Taktik meiner Konkurrenten haben. Aber ich kann versichern, dass man gute Werte treten muss, um die Tour de France zu gewinnen”, schloss er.
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