Vom Cricket-Platz zum Tour-Etappensieg

O’Connor: “Mir blieb vor der Ziellinie fast das Herz stehen“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "O’Connor: “Mir blieb vor der Ziellinie fast das Herz stehen“"
Ben O’Connor (AG2R Citroën) im Ziel der 9. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

04.07.2021  |  (rsn) – Am Samstag war Ben O’Connor (AG2R Citroën) mit seinem 18. Platz auf der ersten Alpenetappe der Tour de France 2021 sehr zufrieden. Der starke Kletterer aus Perth in Australien kämpfte sich in der Gruppe der Favoriten ins Ziel nach Le Grand-Bornard. Am Sonntag konnte O‘Connor nochmals zulegen und fuhr in Tignes seinen ersten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt ein. Mit einem Vorsprung von 5:07 Minuten gewann der 25-Jährige den neunten Tagesabschnitt und verbesserte sich damit auf den zweiten Rang der Gesamtwertung.

Mit seinem Ausreißercoup schob sich O’Connor zudem bis auf zwei Minuten an Spitzenreiter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) heran. Bei der Überquerung der Ziellinie klopfte sich der Kletterspezialist zweimal mit dem rechten Arm auf die Brust, drückte so seinen Stolz aus über den bislang größten Erfolg seiner noch recht jungen Karriere, die ihn vom Cricket über die Leichtathletik zur Tour de France geführt hat.

"Es war immer mein Traum, eine Etappe hier zu gewinnen. Ich glaube heute habe ich es allen bewiesen, die in den letzten Jahren immer an mich geglaubt haben", freute sich der Tagessieger. Trotz seiner 1,88 Meter Größe und seiner Herkunft von der australischen Westküste, wo es keine hohen Berge gibt, schlug ausgerechnet im Hochgebirge seine größte Stunde. Erst auf der Bühne bei der Siegerehrung übermannten O‘Connor seine Gefühle, nachdem er im Siegerinterview zunächst noch ganz cool geblieben war.

"Ich wollte gar nicht in die Fluchtgruppe gehen", gab er zu. Aber nach dem hektischen Beginn fand er sich unter den rund 40 Ausreißern, die in der ersten Rennstunde für ordentlich Wirbel sorgten. Danach hielt er sich clever zurück, ging erst in der zweiten Rennhälfte in die Offensive: "Ich habe lang gewartet, als der Vorsprung weiterwuchs, dachte ich mir, ich kann nur gewinnen, auch im Hinblick auf die Gesamtwertung."

Denn mit einem Rückstand von 8:13 Minuten ging O’Connor in den neunten Tagesabschnitt. Zwischenzeitlich hatte er diesen Abstand sogar in einen kleinen Vorsprung auf Pogacar umgewandelt. Erst am Schlussanstieg hinauf nach Tignes konnte der Slowene das Blatt wieder wenden. "Es war eine unglaubliche Fahrt heute", sagte der AG2R-Nezugang, der einen weiteren wichtigen Karriereschritt setzte.

Gefühlter Herzstillstand an der Ziellinie

Im Winter stand O‘Connor nach den finanziellen Problemen von Dimension Data lange ohne Vertrag da. Immer wieder zeigte er sein Können auf, gewann Etappen bei der Tour of the Alps und bei Etoile de Besseges. Doch immer wieder warfen ihn auch Verletzungen und Stürze zurück.

Wieder in die Spur fand er beim Giro d’Italia 2021, wo er eine Etappe gewinnen konnte, und bei dem sein Landsmann Jai Hindley (Team DSM) bis zum letzten Tag um den Gesamtsieg kämpfte. Dies öffnete O’Connor die Augen, denn er konnte sich immer mit seinem Trainingspartner Hindley messen. Bei der Tour nun schlug seine große Stunde. “Als ich realisierte, dass ich die Etappe gewinnen kann, wurde ich nervös. Mir ist vor der Ziellinie fast das Herz stehengeblieben“, schilderte er seine Gefühle auf den finalen Kilometern jenes Tages, der ihn zum Etappensieger machte.

"Ich werde das so gut es geht feiern", grinste O’Connor frech auf der Pressekonferenz. Nun will er probieren, seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung zu verteidigen. "Ich glaube nicht, dass ich auf dem Level von Tadej fahren kann", meinte er im Hinblick auf seine Position als erster Verfolger des Gelben Trikots. "Es ist aber schön, dass ich mit den besten Fahrern der Welt mithalten kann", fügte er an.

Keine Gedanken an Gelb und Angst vor dem Ventoux

"Ich habe nie an das Gelbe Trikot gedacht, weil dafür das Feld verantwortlich war. Sie konnten das Tempo festlegen und wie groß mein Vorsprung war", erklärte er zu seinen Gefühlen während der Etappe, auf der er einen Maximalvorsprung von mehr als achteinhalb Minuten auf Pogacar herausgefahren hatte.

Nach dem ersten Ruhetag wartet am Mittwoch die nächste Bergprüfung - und sonderlich wohl schien sich O’Connor mit Blick darauf nicht zu fühlen. "Ich mag den Mont Ventoux nicht. Vor allem der Einstieg ist schrecklich steil. Es ist kein schöner Berg. Ich bin ihn einmal gefahren, war da schon richtig müde", sagte er über die 11. Etappe, die gleich zweimal über den Mont Ventoux führen wird.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine