Lappartient: “Nicht allein auf den Kurs schieben“

Tour-Streckenchef und UCI-Präsident verteidigen Streckenführung

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Tour-Streckenchef und UCI-Präsident verteidigen Streckenführung"
Tour-Streckenchef Thierry Gouvenou (2. von links) im Gespräch mit der UCI-Jury. | Foto: Cor Vos

29.06.2021  |  (rsn) - Nach der scharfen Kritik an der Streckenführung im Finale der 3. Etappe der Tour de France haben sowohl ASO-Streckenchef Thierry Gouvenou als auch der aus dem Zielort Pontivy stammende Vorsitzende des Radsport-Weltverbandes UCI, David Lappartient, die Zielannkunft verteidigt. Gouvenou beklagte, es sei schwer, geeignete Straßen zu finden, Lappartient sah das Problem eher im Verhalten des Pelotons.

"Es ist immer einfach zu sagen, dass es gefährlich ist, aber man muss erkennen, dass es immer schwieriger wird, Zielorte zu finden", sagte Gouvenou der L'Equipe. "Für die 3. Etappe mussten wir Lorient, Lanester, Hennebont und Plouay von der Liste streichen, weil sie uns als zu gefährlich erschienen. Wir haben keine mittelgroße Stadt mehr ohne Verkehrsinsel, Kreisverkehr oder Fahrbahnverengung."

Vor zehn Jahren habe es bei der Tour de France 1.100 sogenannte Gefahrenstellen durch Straßenbebauungen gegeben. "In diesem Jahr sind wir bei 2.300", so Gouvenou.

Lappartient: "Die Straßen waren fantastisch"

Lappartient schlug zunächst in dieselbe Kerbe: "Die Straßen waren fantastisch und es gab keine Verkehrsinseln. Es war ein technischer Kurs, ja. Aber den Fahrern wurde am Ende eine schöne gerade Straße zum Ziel geboten", meinte er laut Ouest-France.

"Es wurde sehr schnell, weil Pontivy ein bisschen tiefer liegt. Vor allem im Peloton war die Nervosität groß. Die meisten Stürze werden durch mangelnde Wachsamkeit und Konzentrationsverlust verursacht", fuhr Lappartient fort. "Aber ich kann es verstehen, da die Fahrer den ganzen Tag so gestresst sind. Irgendwann geht es schief. Alle wollen von vorne fahren, aber das geht nicht. Ich glaube nicht, dass wir es allein auf den Kurs schieben können."

Am Montag war es während der letzten elf Kilometer der 3. Etappe von Lorient nach Pontivy zu gleich vier Stürzen gekommen. Die letzten 18 Kilometer  verliefen auf den typisch bretonischen, engen Straßen mit vielen Kurven und auf und ab. Vor allem eine acht Kilometer vor dem Ziel beginnende, fünf Kilometer lange Abfahrt sorgte für scharfe Kritik aus dem Peloton.

Zabel: Strecke "nicht akzeptabel für einen Massensprint"

André Greipel sah eine "unangemessene Streckenwahl", wie er auf Instagram schrieb. Sein Israel Start-Up Nation-Teamkollege Rick Zabel wurde etwas konkreter: "Das heutige Finish war meiner Meinung nach nicht ok. Kleiner Straßen und eine Abfahrt sind nicht akzeptabel für einen Massensprint."

Simon Geschke (Cofidis) nahm es auf Twitter eher mit Galgenhumor: "Witzig, wie der Supertuck und die Unterarmpositionen aus 'Sicherheitsgründen' verboten wurden, während wir gleichzeitig Ankünfte wie diese bei der Tour haben", schrieb er da. Die drei Deutschen stehen stellvertretend für viele Profis aus dem Tour-Peloton.

UCI verpasst kurzfristige Problemlösung am Etappenstart

Auf den Punkt brachte es Deceuninck – Quick-Steps Sportlicher Leiter Tom Steels, zu aktiven Zeiten selbst ein Weltklassesprinter: "Dass auf diesen schmalen Straßen etwas passiert, wusste jeder. Du brauchst hier keinen Fahrer, der etwas falsch macht, wenn das Peloton auf schlechte Straßen mit 60 km/h zufährt. Es braucht breitere Straßen auf den ersten Etappen, um solche Situationen zu vermeiden, weil einfach jeder nervös ist", sagte er.

Aus dem Peloton war vor dem Start angesichts der Vorschlag gemacht worden, die einschlägige 3-km-Regel zu einer 8-km-Regel zu machen und die Zeiten fürs Gesamtklassement schon vor der berüchtigten Abfahrt nach Pontivy zu nehmen, auf der es schließlich krachte und das Peloton so zerriss, dass mehrere Grüppchen entstanden.

Diesem Vorschlag war die UCI-Jury nicht nachgekommen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)