Giro-Sieger düpiert die schnellen Männer

Carapaz wiederholt Frascati-Coup und holt die Polen-Pole Position

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Carapaz wiederholt Frascati-Coup und holt die Polen-Pole Position"
Richard Carapaz (Ineos) gewinnt in Bielsko-Biala. | Foto: Cor Vos

07.08.2020  |  (rsn) - Als Richard Carapaz am 14. Mai 2019 in Frascati den Sprintern ein Schnippchen schlug und bei der ansteigenden Ankunft der 4. Etappe des Giro d'Italia früh beschleunigte, um dann mit etwas Vorsprung einen schier endlosen Sprint zur Ziellinie durchzuziehen, ahnte noch niemand, dass dieser Tageserfolg der erste Schritt in Richtung Giro-Gesamtsieg sein würde. Jetzt hat Carapaz seinen Giro-Coup aus dem Vorjahr auf der 3. Etappe der Polen-Rundfahrt kopiert und so nicht nur die Gesamtführung des fünftägigen Rennens übernommen, sondern sich auch zum Top-Favoriten auf den Gesamtsieg gemacht.

Carapaz setzte sich in Bielsko-Biala nach 203 hügeligen Kilometern mit einem etwas mehr als 300 Meter langen Bergaufsprint vor dem auf den letzten Metern von hinten heranrauschenden, aber nicht mehr vorbeikommenden Diego Ulissi (UAE Team Emirates) sowie dem Franzosen Rudy Molard (Groupama - FDJ) durch und übernahm damit auch das Gelbe Trikot von Weltmeister Mads Pedersen (Trek - Segafredo), um sich im Kampf um den Gesamtsieg vor der schweren und wohl entscheidenden Bergetappe am Samstag die Pole Position zu sichern.

Er führt nun dank der Bonifikationen vier Sekunden vor Ulissi und dem Polen Kamil Malecki (CCC) sowie sechs Sekunden vor Molard. Am wichtigsten ist aber, dass alle Mitfavoriten auf den Gesamtsieg nun zehn Sekunden hinter Carapaz liegen - darunter auch Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe), der in Bielsko-Biala Zwölfter wurde.

Schachmann setzt auf Evenepoel und verzockt sich

Schachmann hatte sich für die Ankunft am Ende einer zwei Kilometer langen, gleichmäßigen, aber nicht besonders steilen Steigung, mehr vorgenommen. Pascal Ackermann, der an selber Stelle vor zwei Jahren Vierter geworden war, und auch Patrick Konrad arbeiteten im Finale hart für Schachmanns Siegchancen.

Doch als Carapaz 300 Meter vor dem Ziel losmarschierte, wartete er einen Tick zu lang an Remco Evenepoels (Deceuninck - Quick-Step) Hinterrad und wurde dann eingebaut, so dass er nicht mehr in den Kampf um den Sieg eingreifen konnte. CCC-Profi Simon Geschke wurde 19. und Konrad kam als bester Österreicher auf Rang 24 ins Ziel - direkt hinter Evenepoel.

Überschattet wurde die 3. Etappe vom schweren Sturz des Franzosen Mickael Delage (Groupama - FDJ), der sich in der Abfahrt vom dritten Anstieg des Tages nach rund 70 Kilometern ereignete. Delage musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden, war beim Abtransport nach Angaben seines Teams aber bei Bewusstsein.

So lief das Rennen:

Insgesamt sieben kategorisierte Anstiege standen auf der ersten schwereren Etappe der fünftägigen Rundfahrt am Rande der Karpaten auf dem Programm, und entsprechend unberechenbar verlief auch das Rennen. Zwar bildete sich um den Niederländer Taco van der Hoorn (Jumbo - Visma) eine vierköpfige Spitzengruppe, doch in den Bergen gab es auch einige Attacken von Mitfavoriten auf den Gesamtsieg, wie etwa Jakob Fuglsang (Astana). Sie alle wurden aber vereitelt, wei Bora - hansgrohe, Deceuninck - Quick-Step und Ineos das Tempo im Hauptfeld kontrollierten.

50 Kilometer vor dem Ziel war daher auch klar, dass die Ausreißer um van der Hoorn keine Chance auf den Tagessieg haben würden. Schon da standen nur noch knapp zwei Minuten an Vorsprung auf der Uhr. Als van der Hoorn gut 40 Kilometer vor dem Ziel den letzten Bergpreis in Przegibek als Solist erreichte, weil seine drei Begleiter nacheinander abreißen lassen mussten, hatte er noch knapp eine Minute Vorsprung.

Ackermann und Konrad arbeiten für Schachmann

Kurz bevor in Bielsko-Biala aber die drei jeweils 7,2 Kilometer langen Schlussrunden erreicht wurden, war es dann um den Niederländer geschehen und es folgte eine Konterattacke von Nathan Haas (Cofidis). Der Australier fuhr auf der ersten Zielrunde 55 Sekunden an Vorsprung heraus, doch in Runde zwei gaben Bora - hansgrohe und Deceuninck - Quick-Step im Hauptfeld Vollgas und holten ihn schließlich eingangs der Schlussrunde wieder zurück - auch dank beeindruckender Tempoarbeit von Pascal Ackermann, der seine Chancen als Sprinter aufgab und sich voll in Schachmanns Dienst stellte.

Auf den letzten sieben Kilometern war es dann das Ineos-Team, das das Zepter übernahm und das Rennen kontrollierte, bis am Fuß der zwei Kilometer langen Schlussteigung Benjamin Thomas (Groupama - FDJ) attackierte. Der Franzose riss eine kleine Lücke, doch Konrad führte das Feld kurz vor der 1.000-Meter-Marke wieder an ihn heran.

Nun schob sich das UAE Team Emirates für Ulissi an die Spitze, um dem Italiener den Sprint anzufahren und den Sieg auf dem Silber-Tablett zu servieren. Doch Carapaz überraschte alle, als er etwas mehr als 300 Meter vor dem Ziel am linken Straßenrand losmarschierte und bis zum Zielstrich voll durchzog. Ulissi kam zwar auf den letzten Metern noch sehr nah und setzte sogar noch zum Tigersprung an, konnte den Giro-Sieger von 2019 aber nicht mehr abfangen - ähnlich wie Caleb Ewan an jenem 14. Mai 2019 in Frascati.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.01.2024Groenewegen dachte nach Jakobsen-Crash an Rücktritt

(rsn) – Nach dem von ihm verursachten Horrorsturz seines Landsmanns Fabio Jakobsen zum Auftakt der Polen-Rundfahrt 2020 dachte Dylan Groenewegen an Rücktritt. Das erklärte der Niederländer im Ges

17.06.2021Jakobsen hat Zähne zurück und bestätigt Vuelta als Saisonziel

(rsn) – Fabio Jakobsen hat mit einem Vorher-Nachher-Bild auf Instagram freudestrahlend gezeigt, dass das Implantieren seiner neuen Zähne abgeschlossen ist – und gleichzeitig im selben Post auch b

29.01.2021Bugno verurteilt die Drohungen gegen Groenewegen

(rsn) - Gianni Bugno, Präsident der Fahrervereinigung CPA, hat die Hassbotschaften gegen Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) scharf verurteilt. Der Italiener nannte sie in einer Pressemitteilung "unsta

26.01.2021Groenewegen brauchte nach Jakobsen-Unglück Polizeischutz

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) musste sich einige Wochen nach dem von ihm verursachten schweren Unfall von Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) bei der Polen-Rundfahrt im August Schutz

13.01.2021Jakobsen ist in Calpe mit den Teamkollegen unterwegs

(rsn) - Fünf Monate nach seinem verheerenden Sturz zum Auftakt der Polen-Rundfahrt bereitet sich Fabio Jakobsen mit seinen Teamkollegen von Deceuninck - Quick-Step im spanischen Calpe auf die Saison

10.01.2021Tour de Pologne ist in Polen das Sportereignis des Jahres

(rsn) - Die Tour de Pologne ist an diesem Wochenende bei einer Sportgala in Polen zum Sportereignis des Jahres gekürt worden - und das, obwohl die Organisatoren der Rundfahrt nach dem schlimmen Sturz

14.12.2020Katowice auch 2021 im Etappenplan der Polen-Rundfahrt

(rsn) - Katowice wird auch in der nächsten Saison Etappenort der Tour de Pologne. Ob das allerdings auch für die umstrittene Zielankunft gilt, bei der auf abfallender Strecke in diesem Jahr Fabio Ja

13.11.2020Jakobsen verklagt Groenewegen in den Niederlanden

(rsn) - Laut der belgischen Zeitung Het Laatste Nieuws wird Fabio Jakobsen (Deceuninck – Quick-Step) seinen Landsmann Dylan Groenewegen (Jumbo – Visma) wegen des von diesem im Finale der 1. Etappe

11.11.2020UCI sperrt Groenewegen bis zum 7. Mai 2021

(rsn) - Der Radsportweltverband UCI hat den Niederländer Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) als Verursacher des schweren Sturzes von Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) am 5. August zum Auftakt d

03.11.2020Medien: Groenewegen soll bis zum 6. Mai gesperrt werden

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) soll vom Radsportweltverband UCI wohl für insgesamt neun Monate bis zum 6. Mai 2021 gesperrt werden. Dies meldet Wielerflits.nl. Hintergrund der Sperre ist

01.10.2020Alaphilippe in Lüttich erstmals im Regenbogentrikot

(rsn) - Weltmeister Julian Alaphilippe wird am Sonntag erstmals sein Regenbogentrikot in einem Rennen tragen. Der 28-jährige Franzose führt sein Team Deceuninck - Quick-Step beim Ardennenklassiker L

29.09.2020Groenewegen wird 2020 kein Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) wird in diesem Jahr nicht mehr ins Peloton zurückkehren. Wie sein Sportdirektor Arthur van Dongen gegenüber der Zeitung AD mitteilte, wolle das Team dem Spr

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)