Im WM-Zeitfahren gestürzt und mit Defektpech

Campenaerts macht in Yorkshire den Ventoux-Froome

Foto zu dem Text "Campenaerts macht in Yorkshire den Ventoux-Froome "
Joggte nach Defekt einige Meter den Berg hoch: Victor Campenaerts im WM-Zeitfahren | Foto: Screenshot Twitter/ the inner ring

25.09.2019  |  (rsn) – Mit Europameister Remco Evenepoel, Stundenweltrekordler Victor Campenaerts und Yves Lampaert stellten die Belgier im WM-Zeitfahren gleich drei heiße Medaillenkandidaten. Am Ende war es der erst 19-jährige Evenepoel, der als Zweiter hinter dem überragendenRohan Dennis für Edelmetall sorgte. "Silber war das, was heute maximal möglich war. Rohan Dennis war einfach zu stark. Es ist großartig, dass ich eine WM-Medaille in meine Palmares aufnehmen kann“, erklärte Ãœberflieger Evenepoel nach dem bisher längsten Zeitfahren seines Lebens, das über 54 Kilometer fürhte.

Seine beiden ebenfalls hochgehandelten Landsleute dagegen wurden durch Stürze zurückgeworfen, Campenaerts - der zudem durch einen Defekt gestoppt wurde - belegte am Ende den elften Platz, für Lampaert gar nur Rang 48.

Besonders hart traf es Campenaerts, der zunächst in einer Kurve stürzte, kurz darauf vom nach ihm gestarteten Dennis aufgefahren wurde und schließlich aufgrund eines Problems mit seiner Kette das Rad wechseln musste. “War es Pech oder war ich zu übermütig?“, stellte sich der 28-Jährige nach dem Rennen selbst die Frage, ob er selbst an diesem unglücklichen Nachmittag die Schuld trug. Denn auf trockenden Straßen waren nur wenige Fahrer gestürzt.

“Der Kurs war eigentlich trocken, nur an einer Stelle nicht. Das habe ich auch gesehen, dennoch bin ich weggerutscht“, so Campenaerts, der zu diesem Zeitpunkt noch Chancen auf Silber hatte. Aber durch den Sturz und später durch den Defekt wurde es nichts mit der erhofften Medaille, zudem verpasste der Lotto-Profi das Minimalziel Rang acht, was notwendig gewesen wäre für einen Olympia-Startplatz 2020.

“Das war das erste, woran ich dachte, als ich zu Boden ging: Ich muss weiterfahren für Platz acht. Aber dann hatte ich ein weiteres Mal Pech“, so Campenaerts, der zunächst noch versuchte, an Dennis dranzubleiben, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. “Das war aber nicht sehr clever, denn ich musste mich erst von meinem Sturz erholen“, meinte er selbstkritisch.

Dafür hatte er  wenige Kilometer später beim nächsten Rückschlag seine Emotionen unter Kontrolle, legte seine Zeitfahrmaschine mit der abgesprungenen Kette vorsichtig auf der Straße ab, und joggte sogar  einige Meter einen kleinen Anstieg hoch – es kamen Erinnerungen an Chris Froomes Mont Ventoux-Lauf bei der Tour 2016 auf - , um sich dann auf sein Ersatzrad zu schwingen

Bis ins Ziel probierte Campenaerts alles, um irgendwie noch auf Rang acht vorzufahren, doch am Ende fehlten ihm dazu 40 Sekunden. “Man muss nicht viel Ahnung vom Radsport haben, um zu wissen, dass ich zu den acht besten Zeitfahrern der Welt zähle. Nur auf dem Papier steht das jetzt nicht da. Das macht es so hart für mich“, erklärte ein enttäuschter Campenaerts, der 2:50 Minuten auf Dennis einbüßte.

 

Mehr als 13 Minuten kassierte sogar der ebenfalls gestürzte Lampaerts, der sich nach dem Rennen selbstkritisch zeigte. “Ich bin in einer nicht all zu gefährlichen Kurve zu Boden gegangen, weil ich etwas zu schnell unterwegs war. Vielleicht habe ich dann meine Vorderbremse etwas zu fest gezogen“, so der 28-Jährige, dessen Rahmen beim Sturz brach. Lampaert musste zwar sein Rad wechseln, kam aber ohen größere Blessuren davon. “Ich habe keine Brüche, mein Hintern wird eine Zeitlang weh tun, aber das wird sich bis zum Sonntag, wenn das Straßenrennen anstehen, gelegt haben. Wir sind ja harte Jungs“, sagte er.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.10.2019Eekhoff klagt vor CAS gegen aberkannten WM-Sieg

(rsn) - Es war die bitterste Stunde seiner noch jungen Karriere. Wenige Minuten nach dem Triumph im WM-Straßenrennen der U23 wurde Nils Eekhoff wegen unerlaubten Windschattenfahrens hinter einem Begl

08.10.2019Die Form reicht nicht mehr: Alaphilippe beendet Saison

(rsn) - Bei den kanadischen Eintagesrennen in Quebec (7.) und Montreal (13.) zeigte sich Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) noch in vielversprechender Verfassung, auch wenn es zu keinem Sieg

08.10.2019Pedersen: “Ich will mein Jahr als Weltmeister genießen“

(rsn) - Nach seinem sensationellen Triumph im WM-Straßenrennen von Harrogate, in dem er als erster Däne der Radsportgeschichte das Regenbogentrikot eroberte, wird Mads Pedersen (Trek - Segafredo) di

03.10.2019Degenkolb versteigert sein WM-Trikot für Les Amis de Paris-Roubaix

(rsn) - Nach seiner Spendensammelaktion für das Nachwuchsrennen von Paris-Roubaix im Februar hat sich John Degenkolb nun etwas neues ausgedacht, um seiner Rolle als Botschafter der ´Amis de Paris-Ro

01.10.2019Trentin: “Ich bin stolz auf mich und mein Team“

(rsn) - Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends eilten die Italiener bei Straßenweltmeisterschaften von Erfolg zu Erfolg. Vier Goldmedaillen sammelten damals die Fahrer in den azurblauen Trikots, daz

01.10.2019Podcast: Rückblick auf die Straßen-WM

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportradio.de blickt Malte Asmus gemeinsam mit Eric Gutglück und Marc Winninghoff auf die 86. UCI-Straßenweltmeisterschaften zurück, die

01.10.2019Sagan verspielt Chance auf 4. WM-Gold mit taktischem Fehler

(rsn) - Auf den letzten fünf Kilometern gab Peter Sagan nochmal Vollgas. Der dreifache Weltmeister wollte nicht aus Yorkshire abreisen, ohne wenigstens nochmal alles aus seinem Körper herausgeholt u

30.09.2019Nur Gilbert hatte starke Beine - doch der stürzte

(rsn) - Ein achter Platz von Greg Van Avermaet war es letztlich, der für das hochgehandelte belgische Team am Ende des WM-Straßenrennens von Yorkshire zu Buche stand. 70 Sekunden hinter Goldmedaill

30.09.2019Valverde: “Ich war komplett erfroren“

(rsn) – Schon beim Blick auf den Wetterbericht, allerspätestens am Morgen beim Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen dürfte Alejandro Valverde klar geworden sein, dass es nichts mit einer Verte

30.09.2019Politt mit dem richtigen Riecher, aber von Trentin überrascht

(rsn) - Zu den heißesten Anwärtern auf die Medaillen hatten die deutschen Starter im WM-Straßenrennen von Harrogate von vorne herein nicht gezählt. Am ehesten hätte wohl Maximilian Schachmann fü

29.09.2019Großschartner: “Am Ende ist es nicht so aufgegangen für uns“

(rsn) - Lange Zeit sah es gut aus für das österreichische Nationalteam im Rennen der Eliteherren in Yorkshire. Denn mit Lukas Pöstlberger, Felix Großschartner, Patrick Konrad, Hermann Pernsteiner

29.09.2019“Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch“

(rsn) - Bis zwölf Kilometer vor dem Ziel schien klar: Favorit Mathieu van der Poel wird sich in Harrogate zum Straßen-Weltmeister küren. Bis dahin lag der niederländische Überflieger mit vier wei

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine