Die meistversprechenden Neoprofis 2019

Ein neuer Merckx, ein angehender Bio-Ingenieur und ein Tausendsassa

Von Daniel Brickwedde

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Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) bei der Teampräsentation in Calpe. | Foto: Cor Vos

28.01.2019  |  (rsn) - Jedes Jahr betreten junge Fahrer erstmals die große Radsportbühne, einige bekommen bereits jetzt eine strahlende Zukunft prophezeit, andere machen erst im Lauf der Jahre auf sich aufmerksam. Wir stellen zehn viel versprechende Neoprofis vor.

Teil 1:

Stan Dewulf (Lotto Soudal): Mit Tim Wellens und Tiesj Benoot hat Lotto Soudal bereits bewiesen, dass es sich seine Leistungsträger aus dem Nachwuchs heranziehen kann. Dewulf könnte künftig ein weiteres Beispiel für die gute Nachwuchsarbeit der belgischen Equipe sein. Der 21-Jährige lernte drei Jahre im Farmteam und empfahl sich wie so viele Nachwuchsfahrer mit vielseitigen Qualitäten für einen Profikontrakt. Da wäre als erstes sein Sieg bei der U23-Austragung von Paris-Roubaix 2018 zu nennen. Im selben Jahr gewann er aber auch ein Zeitfahren und eine hügelige Etappe des Triptyque des Monts und Châteaux und beendete die renommierte belgische Rundfahrt sowie die Tour de Bretagne nach einer Reihe guter Einzelplatzierungen als Gesamtzweiter.

Im Vorjahr lag Dewulf bereits ein Angebot des belgischen Zweitdivisionärs Topsport Vlaanderen-Baloise vor, damals entschied er sich aber zu einer weiteren U23-Saison. “So ein Zwischenschritt ist manchmal ratsam, aber mit seinen Leistungen hat er sich nun direkt für die WorldTour empfohlen“, sagte Kurt Van De Wouwer, bei Lotto Soudal verantwortlich für die Nachwuchsfahrer. Für De Wouwer kann Dewulf künftig sogar ein Leader für die Frühjahrsklassiker werden, wobei noch nicht abzusehen ist, ob er sich eher in Richtung des Pavé oder der hügeligen Ardennen entwickelt. Seine Profikarriere kombiniert Dewulf 2019 noch mit seinem Bachelorstudium als Bio-Ingenieur an der Universität Gent.

Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step): Mit gerade einmal 18 Jahren war Evenepoel eines der großen Gesprächsthemen der vergangenen Weltmeisterschaft in Innsbruck. Der Belgier wurde dort konkurrenzlos Juniorenweltmeister auf der Straße und im Zeitfahren und krönte damit eine Saison, in der er den Nachwuchsbereich auf bemerkenswerte Art und Weise dominierte: Evenepoel gelangen 23 Saisonsiege, nur selten beendete er Rennen außerhalb der Top drei. Zahlen, die in der belgischen Presse sofort zu Vergleichen mit Eddy Merckx führten. “Ich bin nicht der nächste Eddy Merckx“, sagte Evenepoel bei der WM dazu. Nur förderte Merckx selber den Hype um seinen jungen Landsmann. "Vielleicht wird er besser sein als ich. Es sieht so aus, als ob dieser Junge alles kann. Er kann Zeitfahren und er überholt jeden an den Anstiegen. Es ist schön zu sehen“, sagte “der Kannibale“, der 1964 mit 19 Jahren Amateurweltmeister wurde. Bezogen auf einen mittlerweile 19-Jährigen ohne Profierfahrung sind solche Worte dennoch mit Vorsicht zu genießen. Denn der Radsport hat schon viele hochgepriesene Nachwuchsleute gesehen, die den Erwartungen nicht gerecht werden konnten.

Auch Evenepoel, bis 2017 noch im Fußballnachwuchs von RSC Anderlecht und PSV Eindhoven aktiv, muss sich bei allem Talent an das WorldTour-Niveau erst anpassen. Insbesondere, da er den U23-Bereich überspringt. Seinen Einstand gibt er bei der Vuelta a San Juan in Argentinien, dann folgt die Algarve-Rundfahrt in Portugal. Für Evenepoel ist  2019 nur ein begrenztes Rennprogramm vorgesehen.

Carl Fredrik Hagen (Lotto Soudal): Wird ein Fahrer erst mit 27 Jahren Profi, lohnt sich ein genauerer Blick. Der Norweger ist ein sportlicher Tausendsassa, spielte mit Anfang 20 noch Fußball, konzentrierte sich anschließend auf den Langstreckenlauf und versuchte sich auf nationaler Ebene im Skilanglauf. Seine Berufung fand Hagen erst 2015 mit dem Umstieg aufs Rennrad, seit 2017 gehörte er zu Thor Hushovds norwegischem Nachwuchsteam Joker. Im selben Jahr gewann er eine schwere Bergankunft bei der Tour Alsace, sicherte sich 2018 die Tour du Jura und beendete in den vergangenen beiden Jahren das Arctic Race of Norway jeweils auf Position acht. Damit lieferte Hagen der Teamleitung von Lotto Soudal ausrechend Gründe, es mit ihm zu probieren. Hagen nennt dabei Primoz Roglic, einst Skispringer, heute einer der weltbesten Rundfahrer, als sein Vorbild. Seine Qualitäten liegen vor allem in den Bergen, aber auch bei kurzen, explosiven Anstiegen hat Hagen im U23-Bereich seine Fähigkeiten nachgewiesen, deshalb könnte seine Zukunft auch bei den Ardennen-Klassikern liegen.

Gino Mäder (Dimension Data): Den Sprung zu den Profis verdankte der Schweizer vor allem seinen starken Auftritten bei der Tour de l’Avenir 2018. Eigentlich war Landsmann Marc Hirschi im Schweizer Team als Kapitän vorgesehen, doch Hirschi ging gesundheitlich angeschlagen in die Rundfahrt, Mäder sprang ein und nutzte seine Chance. Zwei Etappensiege, einen als Solist nach Flucht in einer Abfahrt kurz vor dem Ziel, den anderen im Sprint einer kleinen Gruppe, ließen den 22-Jährigen die renommierte Nachwuchsrundfahrt schließlich auf Position drei beenden. Daraufhin zeigten Groupama - FDJ und Team CCC Interesse an ihm, den Zuschlag erhielt am Ende allerdings Dimension Data. “Sie können mir die beste Atmosphäre und das beste Programm geben, um mich zu entwickeln. Ich bin jung und brauche noch Zeit, um Fortschritte zu machen und um zu lernen, wie der Profibereich abläuft, das haben sie mir gut vermittelt“, begründete Mäder seine Teamwahl bei “Velonews“. Zur Bestätigung seines Potenzials ließ er im Anschluss noch Platz vier im Straßenrennen der U23-WM in Innsbruck sowie einen Etappensieg bei der Tour of Hainan folgen. Mäder bewies bisher Qualitäten auf fast jedem Terrain, wo es für ihn bei den Profis hingeht, werden die nächsten Jahre zeigen.

Harry Tanfield (Team Katusha - Alpecin): Einen Profisieg verbuchte der Brite schon vor dem Start seiner eigentlichen Profikarriere: Tanfield sicherte sich 2018 im Trikot der Continental-Equipe Canyon Eisberg (2019 Canyon dhb p/b Bloor Homes) im Sprint aus einer fünfköpfigen Fluchtgruppe heraus den Auftakt der Tour de Yorkshire. Dabei liegen seine eigentlichen Stärken im Zeitfahren. Bei den Commonwealth Games im vergangenen Jahr in Australien musste er sich über 38,5 Kilometern nur Cameron Meyer (Mitchelton - Scott) geschlagen geben. Bei der britischen Zeitfahrmeisterschaft 2018 war einzig der spätere Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas um 37 Sekunden schneller – als Silbermedaillengewinner distanzierte Tanfield dabei gar den ehemaligen Stundenweltrekordler Alex Dowsett um 17 Sekunden. Für 2019 sind beide nun Teamkollegen. Seinen Sprung in die WorldTour förderte auch Radhersteller Canyon, der Katusha - Alpecin ausstattet und auch Tanfields vorheriges Team sponsert. “Mit Canyon zusammen haben wie Tanfield schon länger beobachtet“, sagte Teamchef José Azevedo über den 24-Jährigen, “er ist nicht nur ein talentierter Zeitfahrer. Wir haben auf der diesjährigen Tour de Yorkshire gesehen, dass er über alle Fähigkeiten verfügt, um große Rennen zu gewinnen.“

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