Pöstlberger kam zurück zum Helfen

Sagan: “Schmerzen, Berge, Hitze - es wollte nicht zu Ende gehen“

Von Joachim Logisch aus Laruns

Foto zu dem Text "Sagan: “Schmerzen, Berge, Hitze - es wollte nicht zu Ende gehen“"
Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf der 19. Etappe der Tour de France | Foto: Cor Vos

28.07.2018  |  (rsn) - Die Bilder taten beim Zuschauen weh. Den Kopf schräg gehalten und mit verzerrtem Gesicht kämpfte sich Peter Sagan (Bora-hansgrohe) den Col d'Aspin hinauf. Immer wieder griff der Weltmeister zu einer Flasche Wasser und kippte sie sich über den Kopf. Dabei waren die Pyrenäen-Giganten Tourmalet (2115 m) und der 29 Kilometer lange Anstieg über Col des Borderes (1158 m), Col de Soulor (1474 m) zum Col d‘Aubisque (1709 m) noch weit. Die Zuschauer mussten befürchten, dass der Mann im Grünen Trikot aussteigen würde!

Das empfand der Sagan wohl auch selbst so: "Das war einer der härtesten Tage meiner Radsportkarriere. Meine Schmerzen, die Berge, die Hitze, der Tag wollte einfach nicht zu Ende gehen", sagte der Slowake, der aber keinen Gedanken ans Aufgeben verschwendete: "Das war war keine Option, Paris ist so nah, und mein Bora-hansgrohe-Team hat nicht nur heute, sondern über drei Wochen alles für dieses Trikot gegeben. Ich musste kämpfen! Ich möchte allen meinen Teamkollegen danken, sie waren 200 Kilometer bei mir, und ohne sie hätte ich es heute nicht geschafft. Wir sind mehr als ein Team, wir sind wie eine Familie“, bedankte sich Sagan, nachdem er die Karenzzeit (45:48 Minuten) mit seiner Ankunft 38:23 Minuten nach Etappensieger Primoz Roglic (Lotto NL-Jumbo deutlich unterboten hatte.

Der Mann, der drauf und dran ist, das Grüne Trikot der Tour zum sechsten Mal zu erobern, war während der 17. Etappe in einer Abfahrt schwer gestürzt und hatte sich Hautabschürfungen und Prellungen am ganzen Körper zugezogen.

Doch sein Team Bora-hansgrohe half ihm buchstäblich über die Berge. Lukas Pöstlberger ließ sich sogar von ganz vorne ins Gruppetto zurückfallen, um seinen Kapitän an diesem harten Tag zu unterstützen."Ich wurde vorne abgehängt. Da fiel die Entscheidung nicht schwer. Wenn ich vorne keine Chance habe, da die Bergfahrer einfach zu stark waren, dann helfe ich hinten aus“ gab der Österreichische Meister gegenüber radsport-news.com zu Protokoll.

Der Österreichische Meister verstärkte die Helfergruppe um Sagan, die zunächst aus Maciej Bodnar und Daniel Oss bestanden hatte. "Ich kam nach dem ersten Anstieg der 1. Kategorie (dem Col d’Aspin, d. Red.) zu Sagan. Er sah aber nicht so schlecht aus. Klar ist es schwierig, mit all den Verletzungen überhaupt noch Rad zu fahren und es war sicher schmerzhaft für ihn. Unglaublich, wie er das gemeistert hat. Der Plan war, dass er an sein Limit geht und wenn es reicht, dann reicht es", schilderte Pöstlberger die simple, aber doch so schwer umzusetzende Taktik.

Wie schlecht es Sagan ging, ließe sich daran ablesen, dass der Bora-hansgrohe-Star während der ganzen Etappe kaum nach links oder rechts guckte und während der 200 Kilometer kaum sprach. Pöstlberger: "Er war ziemlich mit sich beschäftigt und hat probiert so, schnell zu fahren, wie es bergauf geht.“

Wichtig war es an diesem erneut wieder brütend heißen Tag, den Körper herunterzukühlen und viel zu trinken. Pöstlberger half dabei, die nötigen Flaschen aus dem Begleitfahrzeug heranzuschaffen.

Zum Glück fuhren die Raublinger nicht alleine am Ende des Rennens. "Wir waren zirka 25 Mann“, sagte Pöstlberger. "Peter hatte drei Helfer an seiner Seite und wir sind auf den Bergen unser Tempo bergauf gefahren, weil wir wussten, wir können die Löcher nach den Abfahrten wieder zufahren. Da sparst du halt dank der Helfer einige Körner.“ Die spannten sich im Flachen vor Sagan und zogen ihn in ihrem Windschatten wieder ins Gruppetto zurück. In den Abfahrten allerdings gab Sagan Vollgas. Pöstlberger: "Angst kennt er nicht. Selbstbewusst wie immer ist er runtergefahren.“

Sagan muss nun nur noch das Einzelzeitfahren am Samstag überstehen, um in Paris anzukommen. Da auch Pöstlberger auf dem besten Weg ist , sein Hauptziel zu erreichen, ist der Tour-Debütant mit sich zufrieden. "Die Chancen stehen jetzt gut, dass ich bis Paris komme. Somit bin ich sehr zufrieden. Die Haare habe ich noch (im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Gregor Mühlberger, der eine Siegwette gegen Sagan verlor, d.Red.), aber ich fürchte, ich muss auch noch dran glauben.“

Etwa dann, wenn Sagan in Paris seinen vierten Tour-Etappensieg in diesem Jahr gewinnt?

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.07.2022Ausgerechnet in Roubaix platzte Degenkolbs Tour-Knoten

(rsn) – Vor vier Jahren mussten die Starter der Tour de France letztmals Kopfsteinpflaster-Passagen unter die Räder nehmen. Am . Juli 2018 holte sich Degenkolb in Roubaix nach 156,6 Kilometern inkl

25.07.2020Video-Rückblick: Horror-Sturz endet für Gilbert glimpflich

(rsn) - Auf der 16. Etappe der Tour de France mussten die Zuschauer das Schlimmste für Philipp Gilbert befürchten. In der Abfahrt vom Portet d´Aspet versteuerte der Belgier sich und flog kopfüber

12.11.2018Alpe d´Huez-Sturz: Nibali drei Stunden von Polizei befragt

(rsn) – Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) ist am Samstag in Modane von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener im Sch

31.10.2018Thomas war bei der Tour wegen Kapitänsfrage frustriert

(rsn) - Am letzten Tag der diesjährigen 105. Tour de France strahlte Geraint Thomas (Sky) im Gelben Trikot auf den Champs-Elysees. Der Waliser feierte den größten Erfolg seiner Karriere und setzte

16.10.2018Nibali wird am 10. November von französischer Polizei befragt

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird am 10. November in Grenoble von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener

10.10.2018Thomas´ Tour-Trophäe in Birmingham gestohlen

(rsn) - In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass Radsport-Mannschaften von Fahrraddieben heimgesucht wurden. Nun meldet Team Sky den Verlust der Tour-de-France-Auszeichnung von Geraint

03.08.2018“Zwischen Froome und Thomas gab es nie einen Disput“

(rsn) - Seit dem vergangenen Sonntag schon ist die auch 105. Ausgabe der Tour de France wieder Geschichte. In der neuen Ausgabe von Radio Tour – dem Radsportpodcast in Kooperation mit radsport-news.

03.08.2018Nach Tour-Aus fordert Sieberg “Überdenken der Karenzzeit“

(rsn) – Nachdem er im Vorjahr wegen eines Magen-Darm-Virus´ erstmals die Tour de France vorzeitig beenden musste, wollte Marcel Sieberg (Lotto Soudal) bei der 105. Austragung unbedingt wieder Paris

02.08.2018Lappartient: Funkverbot und 6-Mann-Teams gegen Sky-Dominanz

(rsn) - Auf wenig Gegenliebe - um es vorsichtig auszudrücken - ist UCI-Präsident David Lappartient bei den Profis mit seinen jüngst geäußerten Ideen gestoßen, wie man der vor allem in den große

02.08.2018“Ich fand alle Bergpässe schön“

(rsn) – Mit Michael Gogl (Trek-Segafredo), Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger (beide Bora-hansgrohe) nahmen drei Österreicher an der 105. Tour de France teil. Das rot-weiß-rote Trio erreich

01.08.2018Zabel will sein Selbstvertrauen wieder aufpolieren

(rsn) – Der Frust über das verfrühte Tour-Aus sitzt tief: Rick Zabel (Katusha-Alpecin).musste auf der Königsetappe nach Alpe d`Huez im Kampf gegen das Zeitlimit kapitulieren und in den Besenwagen

01.08.2018Politt: “Wir haben uns nochmal richtig zusammengerissen“

(rsn) – Nach drei harten Wochen bei der Tour de France sehnt sich Nils Politt (Katusha-Alpecin) nach Erholung. Die ist derzeit aber nur bedingt möglich. Denn keine 24 Stunden nach dem Tour-Ende in

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine